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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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übergroßer Golfball, der auf einem Stück Holz lag.
    »So, wobei kann ich Ihnen mit meinen bescheidenen Möglichkeiten helfen?«
    Professor Pflug übernahm das Wort. »Wir brauchen keinen Beistand von Ihnen, was unser Seelenheil angeht, sehr wohl könnten Sie uns Antworten auf unsere Fragen geben.«
    »Nun ja, dann mal raus damit.«
    »Es geht um eine Frau, die schon sehr lange tot ist. Jahrhunderte sogar.«
    »Oh, da sehe ich Probleme.«
    »Nein, nein, lassen Sie mich weiterreden. Die Frau heißt Anette von Leuben.«
    »Ach.« Rico Wächter brauchte nicht lange nachzudenken. »Die ist wirklich schon lange tot.«
    »Und ist auch hier begraben?«
    »Ja, auf dem Friedhof. Wir halten ihr Grab in Ehren. Die Welt hat sie vergessen, aber wir hier in Leuben nicht.« Er schaute meinen Begleiter an. »Sie sind Professor, möglicherweise Historiker. Wollen Sie über diese Person wieder etwas veröffentlichen? Ich meine, ich und die Bewohner hier würden sich darüber freuen.«
    »Das wäre möglich. Aber dazu brauche ich noch ein paar wenige Informationen.«
    »Bitte.«
    Diesmal sprach ich. »Wir hörten, dass die verstorbene Person etwas Besonderes in ihrem Grab gehabt haben soll, was damals bei den Begräbnisritualen durchaus üblich gewesen ist. Sie hat wohl verlangt, mit einer Totenkrone beerdigt zu werden.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wunderbar.«
    Der Pastor lächelte. »Es ist eine wunderbare Krone. Extra für sie gefertigt. Und wir sind alle stolz darauf, sie zu besitzen. Ein wirkliches Schmuckstück.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Sie besitzen die Totenkrone?«
    Er nickte und lächelte spitzbübisch. »Ja, so ist das.«
    »Dann haben Sie das Schmuckstück aus dem Grab geholt und...«
    Der Pastor lachte uns an. »Nein, so ist das nicht. Die Krone wird noch in der tiefen Erde liegen, wo sie auch hingehört. Da sie wirklich zu den schönsten Totenkronen zählt, die man sich vorstellen kann, haben wir sie nach dem Fund alter Unterlagen nachbauen lassen. Und so ist sie für jedermann zu besichtigen.«
    »Wo denn?«
    »Auf ihrem Grab. Wir haben dort ein kleines Gefäß gemauert, das vorn eine dicke Glasscheibe besitzt, sodass der Besucher in das Gehäuse hineinschauen kann. Jeder hier im Ort weiß, dass die Krone nicht echt ist, und so wird auch niemand auf den Gedanken kommen, sie zu stehlen. Das hatten Sie doch auch nicht vor – oder?«
    »Bestimmt nicht«, sagte der Professor.
    Ich stellte eine Frage. »Dann kann sie also jeder besichtigen, der es möchte?«
    »Natürlich.«
    »Das würden wir auch gern.«
    Rico Wächter warf einen bezeichnenden Blick auf seine Armbanduhr. »Um diese Zeit? Vergessen Sie bitte nicht, dass es dunkel ist. Sie werden nicht viel zu sehen bekommen. Das Gehäuse ist von innen nicht beleuchtet.«
    »Das macht uns nichts«, sagte ich. »Wir haben Taschenlampen.«
    Der Pastor fuhr durch sein Haar. »Und warum ist das plötzlich so wichtig?«, fragte er. »Jahrelang hat sich niemand um das Kleinod gekümmert. Ich selbst habe des Öfteren auf die Mystikerin hingewiesen, aber sie blieb vor der Öffentlichkeit verborgen. Zu den großen Seherinnen und Mystikerinnen wollte man sie einfach nicht zählen.«
    »Bitte, Sie müssen uns glauben«, sagte ich mit sehr ernster Stimme. »Wir sind hier bei Ihnen erschienen, um ein Problem zu lösen. Sie werden an meiner Aussprache hören, dass ich kein Deutscher bin. Ich komme aus London, aber es gibt einen Grund, weshalb ich nach Dresden gerufen wurde. Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass es mit dem schrecklichen Mord am Neumarkt zu tun hat.«
    »Sie meinen den Geköpften?«
    »So ist es.«
    Der Pastor bekam eine leichte Gänsehaut. »Aber das passierte in Dresden. Was haben wir hier in Leuben damit zu tun?«
    »Sie persönlich nichts. Es geht uns einzig und allein um die Totenkrone der Anette von Leuben.«
    »Tja, ich weiß nicht so recht. Das hört sich alles recht ungewöhnlich an.«
    Professor Pflug lächelte den Pastor an. »Sie können uns wirklich vertrauen, denn wir sind nicht gekommen, um Gräber auf Ihrem Friedhof zu schänden.«
    »Daran habe ich auch nie gedacht. Denn danach sehen Sie beide nun wirklich nicht aus.«
    Ich wollte nicht mehr länger bleiben. »Wenn Sie uns dann noch sagen könnten, wo der Friedhof liegt und wie wir das Grab am schnellsten finden.«
    Er musste sich räuspern. »Sie können von hier aus eine Abkürzung nehmen. Quer durchlaufen und schräg in Richtung Kirche. Dann erreichen Sie den Friedhof automatisch. Allerdings werden

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