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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Henker!
    ***
    Soll ich schreien? Soll ich durchdrehen? Soll ich mich verstecken?
    Harald Pflug war überrascht, was ihm alles durch den Kopf schoss. Er konnte die Dinge nicht mehr einordnen. Er war völlig von der Rolle, und in seinem Kopf herrschte das große Durcheinander. Er sah die Gestalt auf der Schwelle, und er wünschte sich zugleich, in einem Traum zu stecken, was aber nicht möglich war.
    Was er sah, war die Wahrheit. Die reine und verfluchte Wahrheit, der er auch nicht ausweichen konnte.
    Ein Spiel! Es ist ein Spiel! Ich stecke darin. Ich kenne aber die Regeln nicht, denn ich habe sie nicht bestimmt. Ich muss mich danach richten, was der Fremde will. Er richtet. Er wird bestimmen, ob ich tot oder lebendig bin. Er ist das Grauen in Person. Er ist ein Schrecken, den die Vergangenheit für uns konserviert und nun wieder freigelassen hat.
    Komisch – plötzlich war die Angst weg! Harald Pflug wunderte sich über sich selbst. Er saß noch auf seinem Stuhl, aber die große Furcht war verschwunden.
    Etwas war in seinem Kopf passiert. Möglicherweise lag es daran, dass er in seinem Leben lange genug als Wissenschaftler gearbeitet hatte und nun in der Lage war, gewisse Dinge zu analysieren. War die Zeit vor dem Erscheinen des Henkers schlimm gewesen, so war Pflug jetzt auf eine bestimmte Art und Weise froh, dass die Gestalt vor ihm stand und er ihr ins Angesicht schauen konnte.
    Er war schwarz gekleidet. Schwarz wie die Nacht. Er trug einen Helm, der den größten Teil seines Gesichts verdeckte und nur den Mund freiließ. Aber das war nicht wichtig. Das Schlimmste bei dieser Gestalt war das Beil. Es hatte einen langen Griff. An seinem Ende befand sich die mächtige Schneide, die schon viele Köpfe von den Körpern der Menschen getrennt hatte. Ein Pesthenker hatte zur damaligen Zeit immer viel Arbeit gehabt.
    Und jetzt war er zurück!
    Aber nicht, um einem Menschen mal eben einen Besuch abzustatten, nein, als Henker würde er seine Aufgabe immer wieder durchziehen, auch wenn noch so viel Zeit verstrich.
    Er wollte etwas Bestimmtes. Und jeder, der sich ihm in den Weg stellte, wurde getötet. Zeugen sollte es nicht geben, und Zeugen würde es nicht geben.
    Noch hatte er nichts getan. Schon allein sein Anblick reichte aus, um die Angst in Harald Pflug noch größer werden zu lassen. Aber sie drang auch jetzt nicht bis hoch in seinen Kopf. Seltsamerweise behielt er die klaren Gedanken und dachte darüber nach, wie er aus dieser Lage entkommen konnte.
    Der Henker stand, und er saß.
    Aber er hatte seine Füße fest auf den Boden gestemmt, und die Hände lagen auf den Lehnen des Stuhls. Pflugs Augenmerk war einzig und allein auf diese Mordgestalt gerichtet, die ihre Waffe locker mit der rechten Hand festhielt. Die Klinge zeigte nach unten und bewegte sich plötzlich wie ein Pendel vor und zurück.
    Über den Boden schwang sie hinweg, ohne ihn zu berühren. Der Pesthenker wollte wohl ein Zeichen setzen, und mit dem nächsten Zeichen ging er einen Schritt in das Büro hinein.
    Genau da erlebte der Professor die nächste Überraschung. Der Henker konnte sprechen. Er redete ihn an. Dem Professor kam in den Sinn, dass möglicherweise so die Toten sprachen, denn diese Art von schriller Stimme hatte er noch nie bei einem Menschen gehört. Er hatte Mühe, sie zu verstehen, denn sie schien in der Luft zu zittern wie Glas, das ständig zerschnitten wird.
    Harald Pflug musste sich schon sehr konzentrieren, um überhaupt etwas verstehen zu können. Als dies so war, da wusste er auch, worum es ging, und er war nicht überrascht.
    »Ich will die Krone!«
    Harald Pflug war sich nicht mal sicher, ob es sie überhaupt gab. Klar, er hatte eine Spur entdeckt. Ob diese allerdings zum Ziel führte, das konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen.
    »Ich will die Krone!«
    Harald Pflug schaffte sogar ein Lachen, worüber er sich wunderte. »Die habe ich nicht.«
    »Du weißt, wo sie ist!«
    »Nein!«
    »Lüge!«, schrillte es durch das Büro, als würde wieder in der Luft Glas zersplittern.
    »Ich weiß es wirklich nicht!«
    Der Henker glaubte ihm kein Wort. Noch immer pendelte seine Waffe, doch plötzlich wurden die Pendelbewegungen stärker, die verdammte Klinge erreichte beinahe den Schreibtisch.
    Der Professor zuckte zusammen. Der Fluchtweg war ihm versperrt. Nie im Leben würde er es schaffen, durch die Tür zu fliehen, und bis er zum Fenster geeilt und es aufgerissen hatte, war er längst ein toter Mann.
    Er holte Luft und merkte, dass sie

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