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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unterwegs«, sagte Carola.
    »Halten Sie die Krone denn für echt?«
    »Warum fragen Sie?«
    Dagmar musste lachen. »Mir ist soeben etwas durch den Kopf geschossen. Wobei ich vorweg bemerken möchte, dass ich alles andere als eine Expertin bin. Allerdings muss ich einfach über sie nachdenken. Wenn ich daran denke, wie dieses Schmuckstück heißt, und auch darüber nachgrüble, wo sie gefunden wurde, dann kann ich nur den Kopf schütteln, weil man sie hier sieht.«
    »Warum nicht?«, fragte Harry.
    Carola Schiller wusste sehr wohl, was Dagmar damit hatte sagen wollen.
    Das sprach sie auch aus. »Man vermutet diese Totenkronen nicht außerhalb eines Grabes, sondern in seinem Innern.«
    »Das ist es!«, flüsterte Dagmar.
    Jetzt hatte auch Harry begriffen. »Dann geht ihr davon aus, dass es nicht die echte Totenkrone dieser Seherin ist.«
    »Ja.«
    Harry schwieg. Mit diesem Gedanken musste er sich zunächst mal anfreunden. Seine große Euphorie war erst mal vorbei. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass alles umsonst gewesen war. Für einen Moment schloss er die Augen und ballte die Hände.
    »Glaubst du uns nicht, Harry?«
    »Ich weiß es nicht. Es müsste, wenn ihr Recht habt, einen Grund dafür geben.«
    »Sicher«, sagte Carola. »Man wollte irgendwie auf Nummer Sicher gehen. Man wollte vermeiden, dass irgendwelche Räuber das Grab aufbrechen und die echte Krone hervorholen.«
    »Meinst du, jeder weiß, dass es ein Duplikat ist?«
    »Das weiß ich nicht. Nur, wenn es gestohlen wird, fällt es sehr schnell auf, denke ich.«
    »War unsere Suche umsonst?«
    »Das glaube ich nicht, Harry«, sagte Dagmar Hansen. »Ich denke eher, dass die Menschen hier im Ort schon nachgedacht haben. Jeder Dieb wird wissen, dass eine Krone, die so offen ausgestellt wurde, alles andere als echt ist. Er lässt die Finger davon.«
    »So sehe ich das auch«, sagte Carola Schiller. »Ich werde mich aber erkundigen.«
    Mit der nächsten Frage überraschte Harry Stahl die beiden Frauen. »Aber weiß das auch der Henker?«
    Da konnte ihm keiner eine Antwort geben.
    »Ich glaube nicht«, flüsterte Harry. »Dieser verdammte Typ ist unterwegs, um sich seinen Lohn zu holen, um den man ihn geprellt hat. Er, der bestimmt auf der Seite der Hölle gestanden hat, muss sich wie der Teufel persönlich gefühlt haben, als man ihm die Totenkrone einer frommen Frau versprach, die ja auf der Gegenseite stand. Er hat sie nicht bekommen, man hat ihn stattdessen lebendig begraben und nicht damit rechnen können, auf welcher Seite er wirklich stand. Die Hölle vergisst nie. Und ihre Diener ebenfalls nicht. Ich bin davon überzeugt, dass er hier noch erscheinen wird. Es ist seine Nacht, es ist sein Weg, und wir sind diejenigen, die ihm den Weg gezeigt haben. Wir sehen ihn nicht, aber er wird uns sehen. Er wird wissen, wo wir uns aufhalten, denn er besitzt ganz andere Möglichkeiten.«
    Harry Stahl hatte so überzeugt gesprochen, dass die beiden Frauen gar nicht auf die Idee kamen, ihm zu widersprechen. Auch Carola Schiller, die Wissenschaftlerin, nicht, der bisher diese anderen Gebiete fremd geblieben waren.
    »Ich akzeptiere die Erklärung«, sagte sie nur und entfernte sich vom Grab. Sie wollte allein sein und ihren Gedanken nachhängen.
    Dagmar und Harry blieben noch an dem Grab stehen. »Tja, gefunden haben wir die Krone, ob echt oder nicht. Jetzt warten wir nur noch auf John und den Professor.«
    »Vergiss den Henker nicht, Dagmar.«
    »Auf den kann ich verzichten.«
    Auch sie verließen das Grab. Der Wind schlich um sie herum wie ein sanftes Tier. Sie spürten ihn überall. Sie hörten auch sein Rascheln, und sie zuckten zusammen, als in ihrer Nähe etwas brach.
    Harry fuhr herum. Er griff zur Waffe, ließ sie aber noch stecken, weil er nichts sah. Allerdings fiel ihm auf, dass sich das Dornengestrüpp bewegte, und das hing so dicht zusammen, dass dies nicht durch den Wind passierte.
    »Ich glaube, dass er nicht mehr weit ist«, flüsterte Harry.
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als sich neben oder hinter dem Gestrüpp eine Gestalt aufrichtete. Sie wuchs wie ein pechschwarzer Schatten in die Dunkelheit hinein und bewegte sich in einer bestimmten Art und Weise.
    So konnte jeder sehen, dass sie das verdammte Henkerbeil schlagbereit angehoben hatte...
    ***
    Mein Gesicht sprach Bände, als ich aus dem Lokal zurückkehrte. Zuvor hatte ich mich schon darüber gewundert, den Wagen nicht mehr zu sehen, nun aber wusste ich endgültig Bescheid.
    »Sie sind nicht

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