Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
stockdunkel war.
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte sie.
    »Nicht, wenn wir aufpassen«, sagte DeJones und fügte, als er sah, dass sie das nicht beruhigte, hinzu: »Rings um die Siedlung kann eigentlich nichts passieren. Die KI überwacht alles mit Infrarotkameras.«
    »Gut«, nickte Cory MacGee.
    Ungewohnt, wie still alles war. Jedes Geräusch, das man machte, klang in dieser Stille besonders laut.
    DeJones nahm seinen Raumanzug aus der Ladestation und begann ihn anzuziehen. So früh stand er selten auf. Überhaupt traf man vor sieben Uhr kaum jemanden in der Siedlung an, und wenn, dann war es meistens ein Wissenschaftler, der die Nacht in seinem Labor durchgemacht hatte und auf dem Weg ins Bett war.
    Den Helm noch. Cory MacGee setzte ihren auch auf. Der Selbstcheck zeigte Grün. DeJones machte eine einladende Handbewegung zur Schleuse hin.
    Die Beleuchtung des Vorplatzes war abgeschaltet. Nur das Licht aus dem Inneren der Schleuse fiel schwach auf den Marsboden am unteren Ende der Trittrampe, der in dem fahlen Schein ungewohnt bleigrau wirkte. Dann fuhr die Außentür hinter ihnen zu und sie standen im Dunkeln. Nur das Licht der Sterne und des winzigen Mondes Deimos, der schräg über ihnen am Himmel stand, ließ sie zumindest die Umrisse ihrer Umgebung erahnen. In einigen Fenstern der großen, nur schemenhaft zu erkennenden Stationsmodule schimmerte ebenfalls ein wenig Licht, von Armaturen vielleicht oder einer Lampe, die jemand am Vorabend vergessen hatte auszuschalten.
    »Kommen Sie«, sagte DeJones und setzte sich in Richtung Ausfahrt in Bewegung.
    »Es kann nichts passieren, wenn man stolpert, oder?« Ihre Stimme klang angespannt. Vermutlich bedauerte sie längst, sich auf diese Unternehmung eingelassen zu haben.
    »Machen Sie sich keine Sorgen! Die Anzüge halten eine Menge aus.« Laut Hersteller waren sie unzerreißbar , aber seit Ronny es im Alter von sieben Jahren geschafft hatte, in seinen trotzdem ein Loch zu reißen, zögerte er damit, diesen Ausdruck zu gebrauchen.
    Sie verließen den Vorplatz, umrundeten den Kraterhügel, in dessen Schutz die Obere Station lag, und wandten sich nach Norden. Dort erstreckte sich, wie sie zwar nicht sahen, aber wussten, eine relativ flache Ebene, bis sich in einiger Entfernung der Graben der Jefferson-Schlucht auftat. Doch der war so weit entfernt, dass sie ihn vor Sonnenaufgang ohnehin nicht erreichen würden.
    Sie gingen vorsichtig, einen Schritt vor den anderen setzend, mit den Stiefelsohlen nach Hindernissen tastend. DeJones überlegte, ob er doch eine Lampe hätte mitnehmen sollen. Aber nein, das hätte es verdorben.
    »Hier«, sagte er schließlich. »Bleiben wir hier.«
    Sie war ein dunkler Schatten neben ihm, vor einem noch dunkleren Hintergrund.
    »Gut.« Ihre Stimme klang angespannt.
    »Wir brauchen jetzt nur zu warten. Und uns an die Dunkelheit zu gewöhnen.«
    »Okay.«
    Er hörte ihren Atem in seinem Helmsystem. Sie war nervös, atmete unruhig, trat von einem Fuß auf den anderen. Doch sie sagte nichts und er auch nicht, und nach einer Weile wurde sie ruhig, stand einfach nur noch da und schaute in die Ferne, nach Osten.
    Und als hätte es darauf gewartet, begann es: Ein hauchdünner violetter Schimmer tauchte am Horizont auf. Es war, als schnitte eine höhere Macht mit einer Rasierklinge durch die Dunkelheit, um Himmel und Planetenoberfläche voneinander zu scheiden. Es war ein so feiner Strich, der sich da nach beiden Seiten ausbreitete, dass man sich zwischendurch fragte, ob es nicht einfach eine Sinnestäuschung sein konnte.
    Doch im nächsten Moment verbreiterte sich der Strich zu einem dünnen Spalt, aus dem sanfte goldene Lichtstrahlen über die Landschaft fielen und sie in ein Vexierbild wundersam tanzender Flecken aus Hell und Dunkel verwandelten. Jeder Stein warf meterlange Schatten, die sich zu bewegen schienen, und es war, als hüpften Millionen violetter Funken von Fels zu Fels, direkt auf sie zu.
    Dann, übergangslos, erglühte der Himmel im Osten rotgolden, aber auf andere Weise, als man es auf einem Planeten wie der Erde je gesehen hätte. Es war, als stiegen dort hinten unendlich kostbare Schleier in einer Kuppel aus schwarzem Kristall aufwärts, tanzend und lodernd, nach den Sternen der Nacht haschend, ohne Aussicht, sie gänzlich vertreiben zu können.
    So verharrten sie, bis die bleiche Sonne über dem Horizont stand und der Mars so aussah, wie man ihn kannte. Dann wandte sie sich ihm zu.
    »Danke«, sagte sie mit bebender Stimme.

Weitere Kostenlose Bücher