Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
tatkräftig an der Erforschung des Mars zu beteiligen.
    Seltsamerweise zog er ihn aber überhaupt nicht damit auf, sondern wollte nur wissen, wo er gerade war.
    »Mitte des 21. Jahrhunderts«, sagte Carl.
    »Gründung der Föderation?«
    »Genau.«
    Van Leer hob die Augenbrauen. »Das klingt nicht sehr begeistert.«
    Carl zuckte mit den Achseln. »Geschichte ist nicht gerade mein Lieblingsfach.«
    »Und das sagt jemand, der selber eine Person der Zeitgeschichte ist?«, wunderte sich Van Leer. »Unglaublich.«
    Und ehe Carl es sich versah, saß Van Leer am Tisch und veranstaltete aus dem Stegreif seinen eigenen Geschichtsunterricht. Als täte er tagein, tagaus nichts anderes, erzählte der Journalist von der Zeit, in der die Erdföderation gegründet worden und was dem vorausgegangen war.
    Und er tat es auf eine faszinierende Weise. Wider Willen musste Carl sich eingestehen, dass er wie gebannt zuhörte und alles auf einmal höchst spannend fand.
    Und nicht nur er. Nach und nach versammelten sich auch die anderen Mitglieder des Teams im hinteren Teil des Wagens, in den Bann geschlagen von Van Leers Vortrag.
    »Das eine Wort, das im Zusammenhang mit der Gründung der Föderation der Staaten der Erde immer wieder fällt, lautet ›überraschend‹. Und überraschend, das war es. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts haben sich tatsächlich eine Menge überraschender Dinge ereignet – der Fall der Mauer in Deutschland und der Zerfall des Ostblocks war nur der Anfang –, aber die Gründung der Föderation ist bestimmt das verblüffendste Ereignis von allen. Was sich damals im Jahre 2046 ereignet hat, wäre noch zehn Jahre zuvor undenkbar gewesen. Selbst vier Jahre davor galt es noch als Hirngespinst, als verrückte Vision von ein paar Träumern. Doch dann ist es einfach passiert.«
    Es war fesselnd, ihn erzählen zu hören. Er sah sie regelrecht vor sich, die Debatten, die großen Märsche und Kundgebungen, die Schlagzeilen der Medien; glaubte die Stimmung zu spüren, die damals geherrscht haben musste, die Atmosphäre von Umwälzung, Erneuerung und dem Wunsch nach endlich, endlich einem friedlichen Miteinander.
    Van Leer erzählte von Emilio Sanchez, über dessen Ideen man Witze machte und der schließlich Weltpräsident wurde, von der damaligen amerikanischen Präsidentin und ihrer Politik – ja, sogar China hatte damals entscheidend zum Gründungsprozess beigetragen!
    »Möchte man kaum glauben, wenn man sich anschaut, was sich heutzutage so im Parlament abspielt«, brummte Dr. Spencer.
    Van Leer nickte. »Ja, schon. Aber immerhin gibt es dieses Parlament. Mehr noch, man kann es sich gar nicht mehr wegdenken.«
    Die wichtigste Voraussetzung für die Gründung der Föderation, führte er weiter aus, war ein Umschwung im allgemeinen Denken, der kurz vor der Mitte des Jahrhunderts eingesetzt hatte. Die Menschen hatten allesamt die Nase voll gehabt von dem ewigen Gegeneinander. Die Erde war so dicht bevölkert gewesen wie nie zuvor und nie mehr danach, und die Probleme hatten gedroht, überhand zu nehmen – doch man hatte begriffen, dass sie sich nur gemeinsam würden lösen lassen.
    »Und eins steht fest«, schloss Van Leer und sah in die Runde. »Wenn die Föderation nicht gegründet worden wäre, wären wir alle heute nicht hier.«
    Kopfnicken ringsum. »Das ist wohl wahr«, meinte Rajiv Shyamal.
    Einen Moment lang hing jeder seinen Gedanken nach, während der Rover über eine ungewöhnlich holperige Strecke ratterte. Ein paar Gläser, die im Waschbecken standen, schlugen klirrend gegeneinander.
    »Es gibt noch eine andere Deutung der Ereignisse von 46«, sagte Wim Van Leer in das allgemeine Schweigen hinein. Er legte die ausgestreckte Hand auf den Tisch. »Ich habe gelacht, als ich sie das erste Mal gehört habe, aber je älter ich werde, desto richtiger kommt sie mir vor.«
    »Nämlich?«, wollte Olivia Hillman wissen.
    Van Leer hob die Augenbrauen. »Es gibt viele, die glauben, dass es das Gefühl war, dass uns die erste Begegnung mit fremden Intelligenzen bevorsteht. Dass es dieses Gefühl gewesen ist, das den Ausschlag für die Einigung gegeben hat. Wir wollten ihnen, wenn sie einmal kommen, nicht als eine in fast zweihundert Nationen gespaltene Menschheit entgegentreten müssen.«

14
    Ungenaue Marskarten
    Sie war tatsächlich schon da, als er um sechs Uhr früh in den Schleusenvorraum kam. Sogar ihren Raumanzug hatte sie bereits an.
    Durch die senkrechten Fensterschlitze konnte man sehen, dass es draußen noch

Weitere Kostenlose Bücher