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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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anschauen, sondern mich«, murmelte Ariana in schwachem Protest.
    Urs ging nicht darauf ein. Stattdessen starrte er weiter mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. »Das sind doch Kreuze, oder? Da drüben, unter dem Kraterwall. Das sieht aus wie Kreuze.«
    »Logisch«, seufzte Ariana. Sie setzte sich auf. »Das ist der Friedhof.«
    »Der Friedhof?« Urs sagte das, als habe er das Wort noch nie gehört.
    »Der Friedhof, ja. Was denkst du? Auch auf dem Mars sterben Leute.«
    »Und die werden dann hier begraben?«
    »Wo denn sonst?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte, man bringt sie vielleicht zur Erde zurück.«
    Ariana schüttelte den Kopf. »Ist noch nie vorgekommen.« Sie strich sich die Haare aus der Stirn. »Wir können uns den mal angucken. Da gibt es auch eine hübsche, kleine Buddha-Statue auf einem Grab, die sieht man von hier aus bloß nicht. Einen der Halbmonde kann man erkennen, siehst du? Etwas links von der Mitte.«
    Urs schaute drein, als habe ihm diese Entdeckung die Laune vermiest. »Vielleicht ist das hier doch nicht der ideale Platz«, meinte er missmutig.
    Ariana musterte ihn verwundert. »Wieso? Gibt es das auf der Erde nicht, Friedhöfe?«
    »Doch, klar. Aber dort sind sie … woanders.«
    »Was heißt woanders?«
    Urs wedelte wild mit den Händen. »Na, eben nicht da, wo man sich normalerweise aufhält. Man … man küsst sich nicht mit Blick auf Gräber!«
    Seltsam. Immer wenn sie dachte ihn zu kennen, merkte sie, wie anders er in Wirklichkeit war. »Was ist daran so schlimm? Das gehört alles zum Leben dazu.«
    Urs legte die Stirn in Falten. »Ja«, brummte er unwillig. »Schon …«
    Wahrscheinlich, überlegte Ariana, saß ihm die Erinnerung an das, was er erlebt hatte, noch in den Knochen. »Vielleicht sollten wir jetzt sowieso lieber ein bisschen was tun. Für die Schule, zum Beispiel. Ich muss Physik lernen; das schiebe ich schon seit Tagen vor mir her.«
    Urs nickte. Er schien erleichtert über den Themenwechsel. »Ja, stimmt, sollte ich auch.« Er hatte während des dreimonatigen Fluges zum Mars keinen Zugriff auf das Schulnetz gehabt und lag entsprechend weit zurück.
    Nach diesen heroischen Beschlüssen saßen sie erst noch eine Weile tatenlos da. Dann sahen sie einander an, gleichzeitig, und mussten loslachen.
    »Ich kann mich einfach nicht aufraffen«, bekannte Ariana. »Wenn es doch was anderes wäre als Physik!«
    »Wo hängst du denn fest?«
    »In Kurs 17.«
    »Kurs 17, was ist das noch mal? Optik? Nein, Magnetismus!«
    »Wenn ich das Wort bloß höre!« Sie erzählte ihm, dass sie die Prüfung schon zweimal versiebt hatte und sich nun durch die langsamste, ausführlichste Version des Kurses arbeiten musste. Was zweifellos gut gemeint war von den Verfassern der Unterrichtsprogramme, aber eben auch eine endlose Quälerei.
    »Mit dem Thema bin ich gut klargekommen«, meinte Urs, »ich könnte dir ein bisschen helfen.«
    Ariana winkte ab. »Das hat Carl schon versucht. Da ist bei mir alles wie vernagelt.«
    »Na ja, Carl …«, sagte Urs. Es klang herablassender, als er beabsichtigt hatte.
    »Carl hat mir immer geholfen, wenn es um Naturwissenschaften ging«, verteidigte Ariana ihn sofort. Auf Carl ließ sie nichts kommen.
    Urs riss einen Grashalm aus und begann ihn zu zerzupfen. »Also, in meiner alten Schule in der Lerngruppe, da sind alle immer gern zu mir gekommen mit Fragen. Aber wenn du lieber zum dritten Mal durchrasseln und nachher einen Lehrer im Einzelunterricht an der Backe haben willst …«
    »Bloß nicht.« Das stellte sie sich schrecklich vor. Ronny war das schon öfter passiert und es schien ihm nicht mal was auszumachen. Aber sie wollte es nicht so weit kommen lassen.
    »Was heißt das überhaupt, in deiner Lerngruppe sind alle gern mit Fragen zu dir gekommen?«, fiel ihr ein. »Etwa auch Mädchen?«
    Urs grinste über beide Backen. »Na klar, auch Mädchen.«
    Ariana stand auf. »Okay. Ich bestehe darauf. Gleich morgen Nachmittag.«
    Sie hatten sich für den Mittwochabend verabredet.
    Ronny wartete in seinem Bett, bis er sicher war, dass seine Eltern tief und fest schliefen. Er hatte den Wecker sicherheitshalber auf halb eins gestellt, für den Fall, dass er versehentlich einnickte, aber er schlief nicht ein. Kurz nach Mitternacht stand er leise auf, schaltete den Wecker aus, zog sich wieder an und huschte aus der Wohnung.
    Es war still in der Siedlung. Elinn wartete an der Plaza auf ihn, im Schatten der Arkaden. Der Springbrunnen war abgeschaltet. Nur die vier kleinen

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