Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Spencer rang sichtlich mit sich. »Ich möchte eine Abstimmung«, sagte er schließlich. »Eine geheime Abstimmung, ob wir weiterfahren oder abbrechen.«
    In die allgemeine Bestürzung hinein meinte Rajiv Shyamal ruhig: »Ich glaube nicht, dass das nötig ist, Dr. Spencer.«
    Der Areologe schüttelte vehement den Kopf. »Doch, es ist nötig. Ich will es. Ich werde diese Expedition nur fortsetzen, wenn ich weiß, dass Sie alle hinter mir stehen. Und es gibt keine andere Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Ein Brummen, Murmeln und Hüsteln setzte ein. Zu Carls Überraschung sagte ausgerechnet der sonst so schweigsame Manuel Librero: »Ich finde, wenn das so ist, sollten wir es tun. Mit einem zweifelnden Anführer ist niemandem gedient.« Es war das erste Mal, dass der Botaniker mit dem nachdenklichen Blick etwas sagte, das über Alltägliches hinausging.
    Also war es beschlossene Sache. »Carl, in der Schublade neben dir liegen Block und Stift. Bereite bitte neun Stimmzettel vor und schreib auf jeden die Worte Ja und Nein.«
    Carl tat wie geheißen. Er begriff, wie ernst es dem Areologen war: Niemand sollte fürchten müssen, an seiner Handschrift erkannt zu werden. Jeder sollte unbeeinflusst seine ehrliche Meinung sagen können.
    »Akira, Sie sind der Älteste von uns«, bat Dr. Spencer. »Darf ich Sie bitten die Abstimmung zu leiten?«
    »Hier kennt sich jemand mit demokratischen Traditionen aus«, kommentierte Van Leer anerkennend.
    Akira gab alle Stimmzettel in einen großen Probenbehälter aus grauem Plastik und ließ jeden einmal ziehen. »Also, die Frage lautet: Sollen wir die Expedition fortsetzen, ja oder nein? Machen Sie bitte einen Kreis um Ihre Antwort.« Der Stift ging reihum, und wer seinen Kringel gemacht hatte, warf den Stimmzettel in den Behälter zurück.
    »Danke«, sagte er, als jeder seine Stimme abgegeben hatte. Er schüttelte die Zettel kräftig durcheinander und leerte sie auf den Tisch. »So, und nun zur Auszählung.«
    Er faltete den ersten Zettel auseinander und legte ihn dann so hin, dass jeder ihn sehen konnte: »Ja.« Der zweite: »Ja.« Der dritte: »Auch ja.«
    Am Ende waren es neun Ja-Stimmen. Dr. Spencer sah so erleichtert aus, als sei ihm ein Felsbrocken von der Größe des Marsmondes Phobos vom Herzen gefallen.
    »Also, Leute«, rief er aus, »machen wir uns auf den Weg!«
    Ariana hatte das tatsächlich ernst gemeint mit Physik. Was Urs wieder mal verblüffte, denn die Mädchen an seiner Schule hatten sich für gewöhnlich nicht groß um das gekümmert, was sie am Tag zuvor gesagt haben mochten. Erst seit er Ariana kannte, merkte er, wie ihm diese Launenhaftigkeit auf die Nerven gegangen war.
    Immerhin ließ sie ihn noch seinen Nachtisch aufessen, Apfelkompott, was ihn wieder an die Obstwiese und den Friedhof draußen im Krater denken ließ. Dann zerrte sie ihn mehr oder weniger wieder hinauf in den Schulungsraum.
    Zuerst ging er mit ihr noch mal die Grundlagen durch. Magnetische Felder, Anziehung verschiedener Pole, Abstoßung gleichartiger Pole, das war noch einfach. Problematisch wurde es, sobald auch nur ein Hauch Mathematik ins Spiel kam. Das merkte er, als es darum ging, wie die Stärke eines magnetischen Feldes gemessen wurde. Die Einheit dafür hieß »Tesla«, aber die ausführliche Version des Kurses erklärte in einer winzigen Randnotiz, dass früher auch die Einheit »Gauß« gebräuchlich gewesen sei. Das reichte schon aus, um Ariana durcheinander zu bringen.
    »Wie kann es zwei verschiedene Einheiten für dieselbe Sache geben?«, fauchte sie ihn an, als sei er persönlich daran schuld. »Das ist doch Quatsch! Ein Meter ist schließlich auch immer ein Meter, oder?«
    Sie war wie vernagelt. Er musste eine halbe Stunde auf sie einreden, bis sie anfing, darüber nachzudenken, dass es die Maßeinheit Meter auch nicht immer gegeben hatte, sondern dass lange Zeit hindurch die merkwürdigsten Maße verwendet worden waren – Ellen, Yard, Inch, Fuß, Zoll, Klafter, Meile und so weiter. Und dass man das eben irgendwann vereinheitlicht hatte, und zwar so, dass es möglichst wenig Probleme beim Rechnen damit gab.
    »Okay, verstanden«, nickte sie schließlich.
    Urs bemühte sich nicht zu seufzen und nicht allzu skeptisch zu wirken. Er bezweifelte, dass sie wirklich verstanden hatte. Ariana war unwohl. Sie fand es peinlich, nichts zu kapieren, sodass sie vor lauter Anspannung erst recht nichts kapierte. Anstatt sich einfach mal locker zu machen und anzufangen in aller Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher