Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
direkt auf einen anderen Planeten zu fahren, ohne so umständliche Hilfsmittel wie Raumschiffe zu benötigen.
    Einen Planeten, auf dem sich einst ungeheure Dinge abgespielt haben mussten. Das Eos Chasma, das sich vor ihnen öffnete, war eine schier endlos weite Trümmerwüste, ein chaotisches Feld aus zertrümmertem Stein, in wildem Zickzack verlaufenden Spalten und grauem Staub, der auf allem lag wie festgebacken. Die Drahtreifen der Rover wirbelten ihn in hohem Bogen auf und er blieb in der dünnen Marsluft hängen, als wäre es Rauch. Wagen 2, das sah Carl im Rückspiegel, musste ab und zu den Scheibenwischer einschalten. Ohne Zweifel hinterließen sie eine unübersehbare Spur im Gelände.
    »Nach Norden«, hatte Dr. Spencer im Verlauf des Vormittags vorgegeben. »Wir müssen auf die höher gelegene Capri Chasma und dann weiter, bis wir den nördlichen Rand der Schlucht erreichen.«
    Also fuhren sie in nördliche Richtung, bretterten regelrecht dahin, dass es nur so staubte.
    Mittags kam Tim Grissom in die Kanzel, um ihn abzulösen. Carl schlängelte sich nach hinten durch, wo sein Mittagessen auf ihn wartete. Dr. Spencer und Rajiv Shyamal saßen über die Karten gebeugt. Sie hatten gerade eine neue Positionsbestimmung hereinbekommen und freuten sich, dass sie dabei waren, im Zeitplan aufzuholen.
    »Wenn es so weiterläuft, erreichen wir das ›Mäusenest‹ morgen Nachmittag«, sagte Dr. Spencer.
    Später übernahm Carl das Steuer erneut und sie fuhren und fuhren, bis die Sonne schräg hinter ihnen herabsank, lange, bizarre Schatten über die fremde Welt vor ihnen werfend.
    »Es wird allmählich Zeit, nach einem schönen Platz für die Nacht Ausschau zu halten«, meinte Akira über Funk.
    »Ist klar«, gab Carl zurück.
    Es sah alles gut aus. Fremdartig, aber friedlich. In weiter Entfernung vor ihnen war der nördliche Rand der Schlucht schon auszumachen, eine schroffe, senkrecht abfallende Felswand voller Schrunden und Risse.
    Der Rover setzte schwungvoll über eine Bodenwelle hinweg. Seltsam, das musste an dem Licht liegen – sie sah aus wie eine dicke Ader aus blauem Glas …
    An diesem Abend war Ronny beim Warten eingeschlafen. Es fiel ihm auch schwerer als in der Nacht zuvor, aus dem Bett zu kommen, als der Wecker um halb eins klingelte, und am liebsten hätte er sich wieder hingelegt, anstatt sich anzuziehen.
    Aber ausgemacht war ausgemacht. Er kam ein bisschen zu spät und Elinn war schon hibbelig vor Ungeduld. »Nicht so laut!«, mahnte sie an jeder Kreuzung, obwohl er so leise ging, wie er nur konnte.
    In der Metallwerkstatt stank es seltsam, nach faulen Eiern oder so, und es knisterte und knackte im Dunkeln, dass einem Gänsehaut über den ganzen Körper kroch.
    Elinn ging voraus und an der stählernen Tür hörte Ronny sie »Mist!« zischen.
    Das Labor war abgeschlossen.
    »So was Blödes«, murrte Elinn und zückte ihren Kommunikator. Sie wählte die Nummer der Künstlichen Intelligenz. »AI-20, kannst du uns helfen?«
    Ronny horchte von der anderen Seite an Elinns Kommunikator und hörte, wie AI-20 entgegnete: »Um diese Frage beantworten zu können, musst du mir erklären, wobei.«
    »Wir sind im Labortrakt und stehen vor einer verschlossenen Tür, hinter der etwas ist, das wir brauchen«, erklärte Elinn. »Kannst du die Tür öffnen?« AI-20 hatte die Kontrolle über etwa die Hälfte aller Türen in den allgemein zugänglichen Räumen.
    »Ihr wisst, dass ihr im Labortrakt nichts verloren habt, erst recht nicht mitten in der Nacht«, gab die KI zurück. Es war logisch, dass sie das sagte. Sie war programmiert, die Kinder zu beschützen.
    Doch diese Programmierung hatte sich im Lauf der Zeit gewandelt. Über die Jahre hinweg war AI-20 zu einem heimlichen Verbündeten der Kinder geworden.
    »Das wissen wir«, erklärte Elinn also. »Aber es ist wichtig.«
    Einen Herzschlag lang kam nichts, dann sagte AI-20: »Ich habe deinen Kommunikator angepeilt. Du stehst vor der Tür zum Metall-Labor 2, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Diese Tür unterliegt nicht meiner Kontrolle«, fuhr die KI fort. »Tatsächlich ist sie mit einem nicht fernsteuerbaren, traditionellen mechanischen Schloss ausgestattet. Es handelt sich um die Rekonstruktion eines im zwanzigsten Jahrhundert üblichen Türschlosses, angefertigt im Jahre 2078 von Harold Tearer.«
    Elinn und Ronny sahen einander mit großen Augen an und beugten sich zu dem Schloss hinunter. Tatsächlich, das sah anders aus als alle Türschlösser, die sie kannten.

Weitere Kostenlose Bücher