Die Glamour Girls von Chestnut Hall 05 - Herzrasen
machen.
»Meinst du - Glamour kommt über den M-Parcours?«, fragt sie ihn vorsichtig.
»Sicher. Todsicher. Sogar über S, aber dafür braucht sie ’ne Menge Training.« Jul streicht der Stute versonnen über die Kruppe. »Außerdem kriegen wir die nicht.«
Ada runzelt die Stirn. »Sei doch nicht so negativ!«
Jul zieht die Augenbrauen hoch. »Schlaumeier! Du warst doch noch nie auf einer Auktion! Wenn die hoch bieten, werden das ganz schnell fünfzehn oder zwanzig.«
»WAS?« Ada ist sprachlos. »Sooo viel?«
Bel lugt hinter der Stute hervor. »Wie viel?«
Jul räuspert sich. »Wird schwer, dein Goldstück zu ersteigern.«
Sie berührt ihn am Arm. Er zuckt zurück. »Kann dein Vater nicht. . .?«
Jul schüttelt nachdrücklich den Kopf. »Weißt du, was die Behandlung von Rasmus kostet? Außerdem hat er mir Rubia erst vor einem Jahr gekauft. Wir sind nicht so . . . wie ihr!«
Was soll denn das jetzt wieder heißen? Ada schluckt den aufkommenden Ärger herunter. »Jul .. . wollen wir nicht noch mal reden?«, fragt sie leise, damit es Bel nicht hört. »Nur wir zwei?«
Statt einer Antwort macht er den Strick los. »Wir müssen uns für die Gala umziehen.«
A da versucht, nicht beleidigt zu sein. Nein, sie will Jul! Sie will sein Herz zurückgewinnen. Auch wenn sie keine Ahnung hat, wie das gehen soll.
»Es ist zu spät, um ins Hotel zu fahren«, mault Bel mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Ada. »Wo sollen wir uns jetzt umziehen? So kann ich schließlich nicht auf die Gala.«
»In dem Luxusschuppen wird's doch wohl so was wie ’ne Dusche geben.« Ada steuert das Empfangsdesk in der Eingangshalle an. »Entschuldigen Sie bitte.«
Die Dame in dem rot-blauen Kostüm wendet sich ihr mit einem aufgesetzt freundlichen Lächeln zu. »Wir bräuchten Ihre Hilfe.«
»Wenn Sie sich frisch machen möchten, können Sie gern unsere Räumlichkeiten in Anspruch nehmen«, säuselt die Dame mit einem Blick auf Bels Reithose. »Sie werden bereits erwartet.« Sie deutet auf eine große Wendeltreppe, die mit einem roten Samtteppich ausgeschlagen ist.
»Aber - unsere Koffer?«, fragt Ada.
»Es ist für alles gesorgt.« die Hostesse lächelt so süß wie eine Fünfjährige vor dem Weihnachtsmann.
»Wer er soll uns denn erwarten?«, wundert sich Bel und geht neben Ada die breite Treppe hinauf.
Kaum betreten die Mädchen den ersten Stock des Hauptgebäudes, werden sie vom Pomp erschlagen. Ölschinken mit Pferdemotiven hängen an den Wänden, goldene Lüster baumeln von den Decken, riesige Vitrinen mit Pokalen und Porzellanpferden säumen den holzgetäfelten Gang.
Sie gehen durch eine mit Blumengirlanden verzierte Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift Changing Facilities steht. Bel erkennt sofort ihren Fahrer, der in seiner Mütze und dem Anzug mit dem Emblem von Chestnut Hall am Revers ihre Koffer bewacht. Seltsam, Ada könnte die Angestellten aus ihrer Villa in Hamburg nicht mehr identifizieren. Nie hat sie sie wirklich beachtet. Es waren Wunscherfüller, ohne Gesicht, ohne Charakter - zumindest für Ada. Der Fahrer grinst schief und erinnert sie entfernt an den Koch-Azubi im Internat. »Das Stylingteam erwartet Sie dringend.«
»Lilly - dich schickt der Himmel«, kreischt Bel begeistert und fällt der kleinen, dünnen Top-Stylistin um den Hals.
»Madame Baldour hat mich gebeten, euch in die hübschesten Prinzessinnen von ganz Cambridge zu verwandeln.« Die elfenhafte Frau mit der pergamentenen Haut winkt die Mädchen zu zwei breiten Stühlen mit Armlehnen, vor denen zwei Make-up-Artists stehen. »Viel Zeit bleibt uns aber nicht.«
Bel strahlt. »Hätte ich nicht gedacht, dass Madame Baldour uns so verwöhnen lässt.«
»Die ist cooler, als du denkst«, nickt Ada und lässt sich in den Stuhl sinken.
Zwei Bedienstete in schwarzen Fräcken und blank polierten Schuhen tragen Tabletts mit Getränken und Häppchen herein. Ada bemerkt erst jetzt das riesige Loch in ihrem Magen.
»Sie war am Ende richtig gut.« Bel kennt kein anderes Thema als Glamour. »Fandest du nicht?«
»Hmm.« Ada knabbert an einem Lachs-Spießchen. Der Ritt war ihrer Meinung nach eine glatte Katastrophe, doch Ada will Bels Euphorie lieber nicht zerstören. Trotz des Luxus fühlt sich Ada alles andere als wohl in ihrer Haut.
Die Veranstaltung hat pompösere Ausmaße, als sie dachte. Ob sie diese Stute wirklich ersteigern können?
»Nehmt ihr uns so mit?« Bels gute Laune strahlt ihr aus allen Poren.
Fabian Sorento sieht in seinem
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