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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Symbol auf Bertanis Haut, das Zeichen der Huren, die sich an ihren Peinigern rächen.«
    Sie vertraute ihm jetzt völlig, und er spürte das. Daher fragte er nicht, woher sie diese Information hatte.
    »Angenommen«, sagte er, »jemand versucht, Carlotta die Schuld zuzuschieben: Wieso ist der Mörder dann inkonsequent und ritzt bei Cespedes kein Symbol ein? Womit wir wieder bei den zwei Motiven wären. Bertanis Tod hätte demnach einen anderen Grund als der von Cespedes.«
    »Einen politischen?«
    »Möglich.«
    »Wem nutzt der Tod von Cespedes?«
    »Genau das ist die Frage. Cespedes war konservativ. Folgerichtig hätten also die Protestanten oder die Kaiserlichen versuchen müssen, ihn auf ihre Seite zu ziehen.«
    »Ich verstehe, Ihr verdächtigt mal wieder Matthias. Findet ihr beiden das nicht langweilig, ich meine, euch gegenseitig zu hassen? Ihr benehmt euch, als wärt ihr die ersten Halbbrüder der Geschichte. Schon Ödipus hatte komplizierte Familienverhältnisse, er zeugte seine Halbbrüder sogar mit seiner eigenen Mutter, dagegen nehmen sich eure Probleme geradezu lächerlich aus.«
    Sie sah ihn lange an. »Wollt Ihr mir einen Gefallen tun?«, fragte sie.
    »Das kommt auf den Gefallen an.«
    »Sprecht euch aus. Versöhnt euch.«
    »Warum?«, fragte er. »Weil wir bald Schwager und Schwägerin werden?«
    »Vielleicht.«
    »Herzlich willkommen in der kaputtesten Familie, die ich kenne.«
    »Werdet Ihr es tun? Für mich?« Sie wusste selbst nicht, warum es ihr so wichtig war. Sie hatte so viele Männer gehabt, die sie abends begehrt und morgens vergessen, abends schön und morgens belanglos gefunden hatte, dass sie ihre Gefühle nicht mehr kannte. Sie hatte sich nie mit ihnen beschäftigt, sondern sie ausgedrückt, ausgelebt. Nun stellte sie fest, dass Gefühle unerforschtes Land für sie waren, Land, in dem man sich schnell verirrt.
    Sie wusste nur, dass plötzlich beide Männer ein Teil ihres Lebens waren.
    Sandro verließ den Palazzo, ohne geantwortet zu haben, ohne sich nach ihr umzudrehen, und sie folgte ihm in einigem Abstand. Auf der Straße trennten sich ihre Wege.
     
    Luis betrat selbstsicher den Empfangssaal des Fürstbischofs. Er wusste, weshalb man ihn hatte rufen lassen, oder besser, er war sicher, dass es mit seinem Schreiben an den Papst zu tun hatte. Tatsächlich bemerkte er eine Schriftrolle mit einem päpstlichen Siegel in Madruzzos Händen. Julius hatte offenbar keine Zeit verloren.
    Seine Verneigung vor dem Fürstbischof fiel zurückhaltend aus, nur ein Zucken des Oberkörpers.
    »Meine Ernennung zum Visitator Seiner Heiligkeit?«, fragte er und wartete nicht, bis Madruzzo sie ihm überreicht hatte, sondern nahm sie ihm mehr oder weniger aus der Hand.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Madruzzo. Heute war er besonders schweratmig und gequält, selbst das Reden schien ihn Überwindung zu kosten. Wie ein bewegungsunfähiges Opfer saß er auf dem Sessel.
    »Ich habe dafür gesorgt«, sagte Luis unverhohlen. Madruzzo war nur eine Nebenfigur, die ihm nicht gewachsen war. Ihm gegenüber durfte er ganz offen sein. »Meine Worte machen Eindruck, das solltet Ihr wissen. Ich beeindrucke nicht nur das Konzil, sondern auch Päpste. Ich habe Talent, so ist das nun einmal. Der Einzige, den ich nicht zu überzeugen vermochte, wart Ihr, Fürstbischof, und zwar als Ihr Euch geweigert habt, mich als Ermittler zu empfehlen. Das war eine große Dummheit.«
    Madruzzo stand kurz vor einem Ausbruch, doch Luis wusste nicht nur seine Worte geschickt einzusetzen, er verstand es auch, seine Augen in einer Weise zum Funkeln zu bringen, die einer Warnung gleichkam. Madruzzos Kraft verließ ihn beim Ausatmen, entsetzliche Rückenschmerzen quälten ihn. Das war gewiss eine der schrecklichsten Stunden seines Lebens.
    »Ihr freut Euch zu früh«, sagte er schließlich. »Ihr seid Visitator, das ist richtig, aber als solcher müsst Ihr einen Mörder überführen. Gelingt Euch das nicht …«
    »Was das angeht, kann ich Euch beruhigen. Ich bin weder so täppisch noch so zimperlich wie Bruder Sandro. Er hatte seine Gelegenheit, nun ist er erledigt. Und die Mörderin wird noch heute gestehen.«
    »Und wenn sie es nicht war und der Mörder erneut zuschlägt?«
    »Für diesen Fall habe ich mir schon etwas ausgedacht.«
    »Was?«
    Der dunkle Klang der Domglocke drang bis ins Kastell hinauf. Luis grinste. Für heute war er gesprächig genug gewesen. »Entschuldigt mich, Fürstbischof, gleich findet eine Sitzung der wichtigsten

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