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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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hatte, die Erfahrung tausender Küsse.
    Er schlang seine Arme um ihre Taille. »Ich bin gekommen, um dich zu holen, Antonia. Für immer.«
    Er warf sie fast um, so heftig drang seine Zunge in sie ein. Ihr Kleid riss und fiel zu Boden. Seine Hände schienen überall zu sein, an ihrem Rücken, ihren Brüsten, den Schenkeln … Plötzlich – sie wusste nicht, wie es gekommen war – war seine Brust nackt. Er hatte sich ausgezogen, der helle Flaum seiner Brustbehaarung glitt durch ihre Fingerspitzen.
    Ihre Lust war jetzt stark wie immer, wenn sie mit einem nackten Mann zusammen war, so stark, dass sie alles hingegeben hätte.
    »Sag, dass du für immer zu mir gehörst«, hörte sie ihn wie durch eine Nebelwand fordern. »Sag, dass du mich willst.«
    »Ich will dich.«
    »Dass du mich heiratest.«
    »Ich heirate dich.«
    Er drang in sie ein. Seine Arme hielten sie, seine Muskeln ließen sie schweben.
    Mit der Zunge ertastete sie seine Brustwarzen, biss zu, nicht zu fest und nicht zu sanft, sie hatte Übung darin. Er stöhnte auf, bog den Kopf in den Nacken, schloss die Augen, wie alle Männer es taten, wenn man das mit ihnen machte.
    »Sag es noch einmal«, rief er. »Sag, dass du zu mir gehörst.«
    Der Schweiß lief ihm übers Gesicht; er sah aus wie damals, als er im Regen vor ihrer Tür stand, Geld in der Hand, Tränen auf den Lippen.
    Sie küsste seine Brust, immer wieder seine Brust, so dass seine Muskeln zitterten, die Arme schwächer wurden, und er schließlich auf die Knie sank.
    Sie stand vor ihm, über ihm, zog ihm an den Haaren den Kopf zurück und küsste ihn. Sie sanken zu Boden, sie lag auf ihm. Er war erschöpft, atmete schwer, lag fast bewegungslos auf dem Rücken.
    Aber irgendetwas schien ihm nicht zu gefallen. Er hatte noch nicht, was er wollte. Alle Kraft sammelnd, wirbelte er sie herum, übernahm wieder die Führung, drang erneut in sie ein. Er war wild. Alle Sieger haben etwas Wildes, Attackierendes an sich, aber sie hatte geglaubt, Matthias sei zärtlicher. Er war nicht mehr der Junge von damals. Sie war nicht mehr die Frau von damals.
    »Sag es noch einmal«, forderte er, die Zähne zusammengebissen.
    »Ich gehöre zu dir.«
    »Ja, für immer«, rief er auf dem Höhepunkt.
     
    Später, als sie zu Atem kam, als die Lust langsam erstarb wie ein nachlassendes Fieber, stand Matthias über ihr. Seine Knie zitterten noch, aber die Stimme war bereits wieder fest und zielbewusst, die Stimme eines Gewinners. Er lächelte, als habe er soeben die Schlacht von Mühlberg neu geschlagen und sie für die Protestanten gewonnen.
    »Ich werde mit deinem Vater sprechen. Ich werde ihm sagen, dass wir zusammengehören, und ihn um deine Hand bitten. Wo finde ich ihn?«
    »Er ist in der Santa Maria Maggiore.«
    »Wie passend! So werde ich ihm also seine Tochter in einer Kirche des alten Glaubens wegnehmen.«
    »Drei Gründe sprechen dagegen, dass du diesmal Erfolg haben wirst. Erstens: Mein Vater hat dich nicht gerade ins Herz geschlossen.«
    »Welcher Vater schließt den Mann, der ihm die Tochter nimmt, ins Herz? Das tut keiner, und trotzdem heiraten die Leute.«
    »Zweitens: Er sorgt sich um Carlotta, und falls ihr etwas zustößt – was Gott verhüte -, würde er innerhalb weniger Tage die beiden einzigen Menschen, die er liebt, verlieren. Drittens hat er einen Vertrag für Toulouse gezeichnet, den er unmöglich allein bewältigen kann. Er wird deinen Antrag ablehnen.« Sie sprach es – zu ihrer eigenen Verwunderung – so leichthin aus, als würde nicht ein Heiratsantrag, sondern eine Einladung zum Essen zur Debatte stehen.
    »Toulouse?«, fragte er.
    »Ja, für die dortige Kathedrale.«
    Die Glocke des Doms ertönte.
    »Ich komme zu spät«, sagte Matthias. »Ich muss in eine Konzilssitzung mit diesem Widerling de Soto und ein paar debilen, aufgeschwemmten katholischen Prälaten. Aber ich verspreche dir: Ich bringe alles in Ordnung, noch heute.«
    Nachdem er gegangen war, blieb sie noch eine Weile auf dem Boden sitzen, auf ihrem zerrissenen Kleid, auf ihrem Heiratsantrag, ihrem Traum. Seit zwölf Jahren, nein, seit fünfzehn Jahren hatte sie in vielen Nächten diese Stunde herbeigesehnt, so dass sie zu etwas Ähnlichem wie ein Stern geworden war, so hoch, dass es kein Herankommen gab.
    Und nun war dieser Stern auf die Erde gefallen, in ihre Hände, und sie war unsicher, was sie mit ihm anfangen sollte.
    Antonia bemerkte nicht, dass die Tür zum Nebenzimmer einen Spalt offen stand und die leeren Augen von Inés

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