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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Gleichaltrige mit dieser plumpen Gangart lustig gemacht, und wenn Innocento nur ein paar Jahre älter gewesen wäre, hätte damals theoretisch der Fall eintreten können, dass der wohlhabende Kaufmannssohn Sandro den einfachen Burschen Innocento verspottet hätte. Heute lief der Mönch Sandro in einer Kutte hinter dem Kardinal her.
    Innocento bog um eine Ecke, Sandro verlor ihn kurz aus den Augen. Er beschleunigte seinen Schritt, denn er wollte ihn unbedingt einholen.
    Als er ebenfalls um die Ecke bog, befand sich plötzlich eine Gestalt – woher auch immer sie gekommen war – zwischen ihm und Innocento. Sie trug einen weiten Kapuzenmantel, der bis zu den Stiefelabsätzen reichte und verhinderte, Figur oder Alter der Person zu schätzen. Zunächst dachte Sandro sich nichts dabei, doch die Gestalt schlug seltsamerweise genau den gleichen Weg wie Innocento ein und kam diesem stetig näher.
    Das war kein Zufall, so wenig wie der Dolch auf dem Domplatz.
    Sandro rannte, behindert von seiner Kutte, los. Er wusste nicht, was ihn dort vorn erwartete, wusste nicht, was er tun würde, wenn ihn das erwartete, was er fürchtete. Aber irgendetwas musste er tun.
    Seine Sandalen, deren flache, weiche Sohlen eigentlich fast kein Schrittgeräusch verursachten, klatschten laut auf das Pflaster.
    Beide, Innocento und der Fremde, die nur noch zwei, drei Schritte voneinander entfernt waren, drehten sich gleichzeitig um. Sandro versuchte das Gesicht des Fremden zu erkennen, doch es war zu tief in der Kapuze verborgen.
    Die Gestalt rannte in einen dunklen Seitenweg. Von diesem Moment an war Sandro klar, dass er es mit einem bewaffneten Attentäter zu tun hatte. Trotzdem verfolgte er ihn. Ein wenig kannte auch er sich mit Dolchen und Kämpfen aus, schließlich war er nicht immer Jesuit gewesen, außerdem war er in Rom aufgewachsen. Seine letzten sieben Jahre im Kolleg waren plötzlich wie weggewischt, er fühlte sich, als hätte es sie nie gegeben, ja, er wünschte sich, endlich einmal wieder eine Waffe in Händen zu halten.
    Der Gedanke erschreckte ihn, ließ sich jedoch nicht beiseiteschieben. Wie ein Vulkanausbruch löste er zugleich Angst und Faszination aus.
    Er war dem Attentäter näher gekommen, aber noch nicht nahe genug, denn auf dem feuchten Pflaster glitt er mit seinen Sandalen mehrmals aus und kämpfte um sein Gleichgewicht, um nicht zu fallen, während der Fremde mit seinen Stiefeln besseren Halt fand.
    Endlich endete der gepflasterte Weg und ging in einen kleineren, erdigen Weg über, dieser in einen noch kleineren, und von diesem wiederum führte ein Trampelpfad ab, der wohl schon seit vielen Jahren von Fischern oder Kindern benutzt wurde. Links stand das Schilf mannshoch, rechts ragten kleine Weidenzweige in den Pfad hinein.
    Der dichte Nebel über dem Fluss verschluckte alles jenseits weniger Armeslängen.
    Sandro holte jetzt rasch auf. Er hörte seinen Atem, und er hörte den Atem des Fremden. So nahe war er ihm, dass er beinahe schon den flatternden Mantel greifen konnte.
    Er streckte die Hand aus.
    In diesem Augenblick stolperte der Fremde über einen Gegenstand, und auch Sandro, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte, stürzte vornüber. Noch bevor er auf den weichen Uferboden fiel, zuckte ein heißer Schmerz durch seinen Oberschenkel.
    Er biss die Zähne zusammen und zog das Bein an sich. Die Kutte war an dieser Stelle zerrissen und gab den Blick auf eine blutige Schramme frei, die verdammt wehtat.
    Sein nächster Gedanke galt sofort dem Fremden – doch der war bereits nicht mehr zu sehen, war irgendwo im Nebel verschwunden, und jede weitere Verfolgung wäre sinnlos gewesen.
    »Verflucht«, rief Sandro und schlug mit der Faust auf den matschigen Boden. »Verflucht, verflucht.«
    Obwohl es um ihn herum erbärmlich stank, blieb er dort sitzen, wo er sich befand, schloss die Augen, rieb sich die Stirn und schüttelte wieder und wieder den Kopf. Er war dem Attentäter so nahe gewesen …
    »Verflucht«, wiederholte er, diesmal ein wenig selbstmitleidig, und atmete tief aus.
    Es war still. Im Oktober quakten keine Frösche und zirpten keine Grillen mehr. Die Natur kam zur Ruhe. Irgendwo auf dem Wasser stieß ein Vogel ein paar schrille Warnrufe aus – die sich in Sandros Ohren eher wie Hohngelächter anhörten -, dann schwieg auch er.
    In diese Stille hinein mischten sich Schritte, die schnell näher kamen.
    Innocento del Monte tauchte wie ein Geist aus dem Nebel auf. Auf seinem Gesicht lag eine Belustigung, die

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