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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Sandro unangemessen vorkam. Schließlich wäre der Bursche beinahe ermordet worden.
    »Wer immer Ihr seid«, begann der junge Kardinal, »ich fühle mich verpflichtet, Euch darauf hinzuweisen, dass Ihr mitten in den Gedärmen einer Kuh sitzt.«
    Sandro sah sich um. Erst jetzt bemerkte er, dass er über einen aufgedunsenen Kuhleib gestolpert war, aus dem die Innereien hervorquollen. Am Horn des Viehs hatte er sich dabei den Oberschenkel aufgerissen. Tatsächlich saß er auf einem Kadaver, den der Fluss mitgenommen und an dieser Stelle wieder ausgespuckt hatte.
    Abrupt stand er auf. Seine Jesuitenkutte war durchnässt von etwas, das er sich nicht vorstellen wollte. Die ganze Situation war ihm peinlich.
    Innocento jedoch sah das anders. »Ich verstehe zwar noch nicht so ganz, was eben vorgefallen ist, wer Ihr seid und wer der andere war – aber ich habe das Gefühl, dass ich Euch danken sollte.«
    Noch ehe Sandro etwas erwidern konnte, hatte Innocento seine feuchte, schmutzige Hand ergriffen und schüttelte sie. »Danke, Bruder …«
    »Carissimi«, ergänzte Sandro. »Sandro Carissimi vom jesuitischen Kolleg in Neapel, Eminenz.«
    »Oh, Ihr wisst, wer ich bin. Ich habe diese alten Sachen angezogen, um ein paar Stunden lang Innocento sein zu können. Nennt mich also bitte nicht Eminenz.«
    »Schön, aber nur wenn Ihr meine Hand loslasst. Sie lag« – er deutete auf den Kadaver – »dort drin.«
    »Wo ich aufgewachsen bin, gilt eine Hand wie Eure als sauber, Carissimi. Zeigt Eure Verletzung.«
    Sandro konnte nicht verhindern, dass der Kardinal seine Wunde inspizierte.
    »Sieht übler aus, als es ist«, sagte Innocento.
    »Kennt Ihr Euch denn damit aus?«
    »Soll das ein Scherz sein? Im Trastevere habe ich tausend Wunden wie diese gesehen, die schnell verheilten. Kommt, Carissimi, setzen wir uns auf diesen Stein da. Und sagt mir bitte nicht, das wäre nicht angebracht. Ist Euch aufgefallen, dass niemand es wagt, sich neben einen Kardinal zu setzen? Man bekommt ein Gewand übergezogen, und schon ist man tabu. Die Menschen behandeln einen plötzlich, als sei man ein überirdisches Wesen und frühstücke jeden Morgen mit Gott höchstpersönlich.«
    Sandros Bein schmerzte zu sehr, um sich daran zu erinnern, dass es ganz unmöglich war, dass ein Mönch sich Hintern an Hintern zu einem Kardinal setzte. Aber ein seltsames Gefühl war es schon, neben dem Sohn Seiner Heiligkeit, Julius III. zu sitzen. Auf eine seltsame – und bedrohliche – Weise kam Sandro diesem Papst, dem er selbst nie begegnet war und in dessen Diensten er seit gestern stand, immer näher.
    »Geht es mit der Wunde?«, fragte Innocento. »Gut, dann reden wir jetzt. Das eben, war das ein Anschlag auf mich?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Dann habt Ihr mir das Leben gerettet, Carissimi. Das werde ich Euch nicht vergessen, niemals. Betrachtet mich als Euren Freund. Dort, wo ich herkomme, gilt dieses Wort noch etwas. Aber was zieht Ihr für ein Gesicht? Für jemanden, der eine Heldentat vollbracht hat, wirkt Ihr erstaunlich unzufrieden.«
    »Und für jemanden, der jetzt tot sein könnte, wirkt Ihr erstaunlich ausgelassen«, konterte Sandro.
    Innocento lachte. »Mein Leben war, als ich noch ein Junge war, zu oft bedroht, als dass mich das länger als ein paar Atemzüge beunruhigen würde. Ich habe nur einen Schatten gesehen, und Ihr?«
    »Dasselbe. Deswegen bin ich unzufrieden. Der Täter ist mir entwischt, und der Fall, der mir übertragen wurde, bleibt somit unaufgelöst.«
    »Fall?«
    »Bertani«, antwortete Sandro.
    Innocento bog den Kopf in den Nacken. »Oh, jetzt begreife ich, wer Ihr seid! Ihr seid mir gefolgt, ja?«
    »Ich war zu Eurem Quartier gekommen, um Euch zu warnen. Heute Morgen hat man nach Eurer Ankunft einen Dolch auf dem Domplatz gefunden. Und nicht weit davon – dies hier.«
    Er überreichte ihm die Flugschrift mit der Karikatur.
    Innocento sah die Zeichnung mit unbewegter Miene an. »Ich kenne Schmierereien wie diese aus Rom. Meist werden sie von missgünstigen Mitgliedern römischer Adelsfamilien in Umlauf gebracht: den Farnese, den Colonna und Orsini und so weiter. Sie sind selbst meinem Vater zu mächtig, als dass er sich deswegen mit ihnen anlegen würde. Schöner Vater, was? Holt seinen Bastard aus dem Loch, um ihn in ein purpurnes Mäntelchen zu hüllen und dann von den Katzen jagen zu lassen.«
    Sandro wurde nicht gerne in die Familienangelegenheiten des Papstes hineingezogen. Er sagte: »Der Dolch macht mir mehr Sorgen als das

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