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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Verbündeter. Mit seinem Tod habe ich nichts zu tun, ich bedaure ihn zutiefst.«
    »Und warum hast du mich angelogen?«
    »Weil«, presste Matthias zwischen den Zähnen hervor, »ich nicht will, dass meine Geheimverhandlungen bekannt werden.«
    »Ein dummes Argument«, stellte Sandro in einem etwas hochmütigen Tonfall fest. Er hatte ein Scharmützel gewonnen und wollte, dass Matthias seine Niederlage spürte. »Wie du selbst gesagt hast, war er dein natürlicher Verbündeter. Bertanis Position zur Reform war hinreichend bekannt, also wäre niemand verärgert gewesen, wenn herausgekommen wäre, dass du dich mit ihm getroffen hast.«
    »Bist du ein Esel oder eine Gans?«, erwiderte Matthias scharf. »Die Tatsache, dass Bertani noch in der Nacht meiner Geheimgespräche ermordet wurde, könnte so manchen Delegierten zu dem Schluss verleiten, dass er von irgendjemandem ermordet wurde, weil er mit mir Gespräche geführt hat. Und das könnte meiner Sache sehr schaden. Sogar ein Trottel wie du müsste das begreifen.«
    »Ich warne dich, Matthias, dieses Gespräch ist nicht privat, du hast es mit einem Vertreter Seiner Heiligkeit zu tun.«
    »Entschuldige bitte, dass ich nicht erzittere. Und weißt du auch, warum? Du bist ein Versager. Du bringst nichts zustande, bist der typische zweite Sohn, ein Nichtsnutz. Du warst der einzige männliche Erbe eines reichen Kaufmanns, und jetzt? In staubigen Bibliotheken sitzt du herum, als Helfer eines mittelmäßigen Rhetorikers. Nenne mir ein Beispiel, nur eines, was du in deinem Leben erreicht hast, was du konsequent durchgezogen hast.«
    Sandros Gesicht zuckte. »Ich – ich habe Mutters Ehre gegen dich verteidigt.«
    Matthias lachte. »Wenig erfolgreich will ich meinen. Die Prügel deines Lebens hast du in der kleinen römischen Kapelle von mir bezogen.«
    »Das war es mir wert!«, rief Sandro. »Du hast Mutter eine dreckige Hure genannt, und ihre Liebe für dich hast du als stinkenden Misthaufen bezeichnet.«
    Antonia, die sich die ganze Zeit über aus dem Streit herausgehalten hatte, sah Matthias verblüfft an. »Du hast deine Mutter eine Hure genannt?«
    Matthias schluckte. Fast demütig sagte er: »Nun ja, in der ersten Aufregung.«
    »Hast du mir nicht erst gestern Abend erzählt, du hättest sie nach ihrer Abreise aus Ulm nie wiedergesehen?«
    Matthias ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, dass Sandro ihm zuvorkam: »Ich kann verstehen, dass er Euch seinen Besuch in Rom verschwiegen hat, denn dieser war eine Kette von Vorwürfen, Falschheiten und Beschimpfungen gegen unsere Mutter und unsere ganze Familie. Er hat sich dort von einer Seite gezeigt, die er vor Euch wahrscheinlich sorgsam verborgen hat.«
    Matthias’ Augen verengten sich. »Ich wette, deine Seiten kennt sie auch nicht alle. Wer würde auch schon hinter einem so unschuldigen Gesicht wie deinem einen Mörder vermuten!«
    Das Wort hallte einen Moment lang nach. Blitz und Donner hatten sich so schnell verzogen, wie sie gekommen waren. Nur ein fernes Rumpeln erinnerte noch an sie. Die Flamme der Kerze ragte ruhig und rußend in die Dunkelheit.
    »Mörder?«, fragte Antonia. »Bruder Carissimi ein Mörder?«
    »So gut wie.« Matthias stand auf, schnürte seinen Überrock auf, riss sich das Hemd aus der Hose und zog es bis zur Brust hoch. Eine rosa Narbe zog sich auf der hellen Haut vom Bauchnabel bis an die Hüfte, eine zweite erstreckte sich über die Rippen. Noch heute, Jahre später, war bei ihrem bloßen Anblick für jeden anderen der Schmerz nachzufühlen, den sie verursacht hatten. Sie schienen zu pochen, zu brennen, und als Matthias mit dem Finger über sie strich, zuckte Antonia zusammen.
    Sandro wandte sich ab.
    »Es gibt noch eine dritte oberhalb meines Herzens, eine vierte im Unterleib und eine kleine am rechten Oberarm«, sagte Matthias. »Nachdem nämlich mein Halbbruder in der Kapelle zu spüren bekommen hatte, dass er körperlich schwächer als ich war, griff dieses Unschuldslämmchen zu anderen Mitteln. Er lauerte mir am nächsten Tag mit ein paar Freunden auf, sie zogen mich in einen dunklen Winkel, und dann … fünf Messerstöße. Danach rannten sie weg, er auch. Er hat mich hinterhältig ermorden wollen, daran besteht kein Zweifel, und es ist ein Wunder, dass ich überlebt habe. Nachdem die Feiglinge weggerannt waren, konnte ich mich mit letzter Kraft auf die Straße retten, wo ich zusammenbrach. Ich kam in ein Hospital. Zwei Wochen lang stand mein Leben auf Messers Schneide, aber mein Wille und

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