Die Glaszauberin pyramiden1
Onkel mit einer Ansprache willkommen, die sorgfältig darauf hinwies, daß die Magier ihn zwar respektierten – und seine Schatzkammer vermutlich noch mehr –, ihn aber als Gast betrachteten, der nur aufgrund des Wohlwollens der Magier selbst eingeladen worden war.
Chad Nezzar hörte sich diese etwas sonderbare Begrüßung ohne eine Miene zu verziehen an, aber wie ich noch entdecken sollte, vertrat er eine ganz andere Meinung.
Nachdem alle formellen Grüße und blumigen Reden ausgetauscht worden waren, kamen der Chad Nezzar und Boaz auf die Pyramide zu sprechen.
»Ihr habt gute Arbeit geleistet, Neffe«, sagte Chad Nezzar mit einer vagen Handbewegung, und Boaz neigte den Kopf.
Was auch immer Boaz erwidern wollte, wurde von der Ankunft eines anderen Mannes auf der Rampe unterbrochen. »Zabrze!«
Sofort wandte sich meine Aufmerksamkeit diesem Neuankömmling zu. Zabrze war Boaz’ älterer Halbbruder, der Sohn aus der ersten Ehe seiner Mutter. Und der eigentliche Thronerbe, da Chad Nezzar nie geheiratet hatte.
Nun, welche Frau hätte Chad Nezzar auch mit dieser stacheligen Rüstung aus Edelsteinen eine Annäherung gestattet?
Zabrze mochte der Thronerbe des Chads von Ashdod sein, aber sein Auftreten und sein Erscheinungsbild waren das genaue Gegenstück zu Chad Nezzar.
Er war ein außergewöhnlich ansehnlicher Mann. Mitte vierzig, schlank und gesund, mit dunkler Haut, dunklen Augen und dunklem Haar. Er war zweifellos ein Prinz, aber Zabrze setzte lediglich Haltung und Selbstbewußtsein ein, um darüber niemanden im unklaren zu lassen, nicht den halben Staatsschatz. Er trug ein knielanges, dunkelblaues Gewand mit Goldstreifen, das an den Hüften geknotet war, und einen breiten Goldreifen am rechten Oberarm. Sein Haar war zu Zöpfen geflochten und im Nacken mit Goldband zusammengehalten. Aber das war alles. Selbst seine Füße waren nackt.
Er trat von der Rampe und ergriff Boaz’ Hand. Ihre gegenseitige Zuneigung war offensichtlich, und ich begriff, daß nur die Förmlichkeit des Anlasses verhinderte, daß sich die Brüder umarmten.
Zabrze folgte eine Frau, die etwa sechs oder sieben Jahre jünger war als er. Sie war eher ansehnlich als schön, strahlte aber das gleiche Selbstbewußtsein wie ihr Gemahl aus; sie trug ein Gewand aus feinem weißen Leinen, das von einem Kragen aus Goldperlen herabfloß, der sich über ihre Schultern legte. Als sie sich bewegte, sah ich, daß sie hochschwanger war.
Furcht stieg in mir auf, als Zabrze die Hand der Frau ergriff und sich Boaz lächelnd vor ihr verbeugte. Zabrze hatte seine schwangere Frau hierher mitgebracht?
Ich hörte, wie Boaz sie als Neuf ansprach. Ein eleganter Name für eine elegante Frau, und ich seufzte und verdrängte die Angst und wünschte, ich hätte nur ein Zehntel dieser Eleganz und dieser Hoheit.
Weitere Adlige und Ehrenträger kamen von Bord, aber mein Interesse richtete sich allein auf Zabrze und Neuf. Boaz führte sie zusammen mit Chad Nezzar durch das Tor und dann die Straße entlang, während Diener herbeieilten, um die Gruppe mit quastenverzierten Sonnenschirmen vor der Sonne zu schützen und vor ihnen Weihrauch verbrannten, damit der Gestank alles Gemeinen nicht ihre königliche Nasen beleidigte.
Ich wartete an der Mauer, bis ich schließlich eine Gelegenheit fand, mich zu Boaz’ Haus zu verdrücken.
Auf dem Weg dorthin blieb ich kurz stehen und starrte in eine dunkle Gasse. Ich konnte kaum glauben, was ich dort sah. Einer der Offiziere von Chad Nezzars Heer sprach leise und außerordentlich verstohlen… mit Azam.
Mir drehte sich der Magen um, und ich eilte fort, bevor sie mich entdecken konnten.
Was mochte das nur bedeuten?
Das königliche Gefolge und viele der Adligen wurden in der Siedlung der Magier untergebracht. Chad Nezzar, Zabrze und Neuf wohnten in Ta’uz’ alter Residenz. Andere Adlige und hohe Gäste schliefen an Bord ihrer Flußschiffe. Die meisten der Schiffe hatten feste Aufbauten, Gemächern gleich, denn die Adligen von Ashdod liebten es, jedes Jahr viele Wochen damit zuzubringen, zu vielen den Fluß zu befahren, wo sie manchmal jagten, manchmal Bankette abhielten und manchmal auch Intrigen schmiedeten. Die achttausend Soldaten, die Chad Nezzar begleiteten, errichteten in Gesholme und entlang des Ufers ein weitläufiges Lager.
Meine ursprüngliche Erleichterung über die Ankunft dieser Soldaten hatte sich verflüchtigt. Was hatte ein Offizier der Armee des Chad mit einem Sklaven zu besprechen?
Und dann noch
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