Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
Überfall während der Pause durch die Herren der Maximilianschule und nachts irgendwann euer Gastspiel als Fassadenkletterer -“
„Einspruch, wenn Sie gestatten“, wagte der Boß der Glorreichen Sieben zu sagen.
„Ihr seid es also nicht gewesen?“ fragte Herr Senftleben und hob seine Stimme etwas an. „Demnach müssen andere durch die Fenster gestiegen sein und müssen auch andere die neunundzwanzig Wandtafeln eingefettet haben? Es waren genau neunundzwanzig, falls euch das interessiert.“
Die Klassensprecher des Prinz-Ludwig-Gymnasiums standen stumm wie Karpfen und blickten geradeaus Löcher in die Wand.
Plötzlich war ein Geräusch zu hören, eine verzerrte Stimme.
„Das Telefon, Herr Oberstudiendirektor“, bemerkte der schlaksige Junge aus der Oberstufe höflich. Er stand zwischen Paul Nachtigall und Emil Langhans.
„Ich bin ja nicht taub“, erwiderte Herr Senftleben und nahm den abgelegten Hörer vom Schreibtisch. „Ja, Herr Kollege, wie weit sind Sie?“ fragte er und stellte etwas später fest: „Ausgezeichnet, dann wollen wir anfangen. Wir können es ja kurz machen, schätze ich. Einen Moment -“ Er legte seine Hand über die Sprechmuschel des Telefons und erklärte, daß im gleichen Augenblick auch sein Kollege Schröder sämtliche Klassensprecher der Maximilianschule zu sich gerufen hätte. „Genau wie ihr stehen sie jetzt drüben in seinem Büro.“ Er nahm den Hörer wieder an sein Ohr. „Es sieht erfreulicherweise so aus, als hätte meine Schule mit dem nächtlichen Besuch in Ihrem Gebäude nichts zu tun. Das heißt, wenn ich das Schweigen auf meine direkte Frage so deuten darf. Und was sagt man bei Ihnen?“ Die versammelten Klassensprecher spitzten die Ohren und versuchten die Antwort zu verstehen, aber es gelang ihnen nicht.
„Vorzüglich, Kollege Schröder“, meinte Herr Senftleben nach einer Weile, „das freut mich für Sie.“ Er blickte auf und gab bekannt: „Auch die Maximilianschüler antworten auf die Frage, ob sie uns gestern mit Tomaten und Knallfröschen überfallen hätten, mit eindrucksvollem Schweigen. An ihrer Unschuld dürfte also gleichfalls nicht zu rütteln sein -“
„Das stimmt aber nicht“, entrüstete sich ein kleiner Junge, dem ein Vorderzahn fehlte. „Ich hab’ mindestens fünf von ihnen ganz klar -“ Er verstummte ganz plötzlich, verzerrte das Gesicht ein wenig und biß sich auf die Lippen.
Mindestens drei Hände hatten ihn gleichzeitig von rückwärts in verschiedene Körperteile gezwickt.
„Ist was passiert?“ fragte die Stimme aus dem Telefonhörer.
„Nein, nichts von Bedeutung“, erwiderte Herr Senftleben und lächelte dabei. „Eine kleine Panne, wie sie in den besten Familien vorkommt.“ Und nach einer Pause: „Wollen wir unseren Freunden jetzt eröffnen, was wir gemeinsam mit der Lehrerschaft beschlossen haben?“
„Ja, machen wir das“, stimmte Oberstudiendirektor Schröder am anderen Ende der Leitung zu. „Bis gleich.“ Er legte jetzt seinerseits den Hörer zur Seite und blickte über seinen Schreibtisch, wo die Klassensprecher der Maximilianschule genauso dicht zusammengedrängt nebeneinanderstanden wie die anderen drüben im Büro von Oberstudiendirektor Senftleben. Unübersehbar ein Junge in kurzer Lederjacke mit einer lustigen kleinen Stupsnase.
„Es gibt wieder einmal die berühmten zwei Möglichkeiten“, begann Herr Schröder, lehnte sich in seinen Sessel zurück und hob die Augenbrauen. Er hatte seine Beine übereinandergeschlagen und schwang den oberen Fuß auf und ab. „Entweder wir veranstalten eine peinlich genaue Untersuchung und kriegen heraus, welche Schüler jeweils an der einen oder anderen Aktion beteiligt waren. Sie müssen sich dann vor dem Lehrerkollegium verantworten. Zum Beispiel wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung -“
„- arglistiger Täuschung, Einbruch und so weiter -“, erklärte Oberstudiendirektor Senftleben gleichzeitig im Prinz-Ludwig-Gymnasium. Da sich die Herren ja abgesprochen hatten, sprachen sie ziemlich genau dieselben Texte. „Ich stelle mir vor, daß dabei ganz empfindliche Strafen herausspringen können, die dann allerdings nur die namentlich festgestellten Täter treffen würden. Schriftliche Verweise, wochenlanges Nachsitzen, blaue Briefe an die lieben Eltern. Aber was soll ich euch damit langweilen?“ Er blickte teilnahmsvoll über seinen Schreibtisch zu den versammelten Vertrauensschülern. „Das alles so kurz vor Weihnachten“, bemerkte er noch.
„- und
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