Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
stiefelte, waren vor der Amselstraße 11 auch Ronny und die Glorreichen Sieben gerade dabei, sich gegenseitig eine gute Nacht zu wünschen.
Sie hatten den dunkelhaarigen Jungen vom Zirkus regelrecht in die Zange genommen und mit ihren Fragen wie eine Zitrone ausgequetscht.
Anfänglich hatte Ronny allerdings hartnäckig geschwiegen und nur in die Straße geblickt, die um diese Zeit schon ganz leer war.
Aber dann war Karlchen Kubatz der Kragen geplatzt.
„Allmächlich geht mir dein verdammter Stolz ganz schön auf den Wecker“, hatte er sich aufgeregt. „Deinem Zirkus Zamboni, oder wie er heißt, steht das Wasser bis zum Hals, das wissen wir. Wieso dürfen wir nicht darüber reden? Aber bitte, wenn du den Mund nicht aufmachen willst, fragen wir einfach Frau Breitschuh.“
„Plötzlich sind wir nämlich neugierig“, hatte sich Paul Nachtigall eingemischt. „Die Sache interessiert uns.“
„Wir könnten vielleicht erreichen, daß hier in Bad Rittershude sämtliche Vorstellungen ausverkauft sind“, gab der dickliche Sputnik zu bedenken. „Das darf dir eigentlich doch nicht vollkommen egal sein, oder?“
„Endlich wieder ein volles Zelt“, hatte Ronny erwidert, „wenn das möglich wäre -“
„Jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen“, unterbrach ihn Karlchen Kubatz. „Wir haben da schon gewisse Erfahrungen. Wenn wir, zum Beispiel, wie beim Kunstwettbewerb im letzten Sommer sämtliche Schulen auf die Beine kriegen, rauscht es im Karton, da kannst du Gift drauf nehmen.“
Daraufhin hatte Ronny ganz offen erzählt, wie es um den Zirkus Zamboni stand: daß jeden Tag für die Artisten und ihre Tiere Geld ausgegeben werden mußte, obgleich kaum etwas in die Kasse kam, daß Kid mit seinen Wildkatzen zur Konkurrenz abwandern wollte und daß an allem mehr oder weniger das Fernsehen schuld sei.
„Haargenau unsere Schuhnummer“, hatte der Boß der Glorreichen Sieben schließlich erklärt und sich die Hände gerieben. „Dein Zirkus wird sein blaues Wunder erleben.“
„Noch heute abend nehme ich mir meine Zwillinge vor“, verkündete Manuel Kohl.
„Das sind seine Schwestern“, erkärte Karlchen Kubatz dem Jungen vom Zirkus. „Sie spucken am Mädchengymnasium in der Wielandstraße die großen Töne.“
„Und morgen in der Pause schicken wir zwei Parlamentäre zu den Maxen“, hatte Emil Langhans noch vorgeschlagen. „Das ist zwar kein reines Vergnügen, aber wir haben keine andere Wahl.“
„Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel“, zitierte Karlchen Kubatz und ging zu seinem Fahrrad, das an der Hauswand lehnte. „Ich muß jetzt los, sonst gibt’s zu Hause Terror. Bis morgen, die Herren." Er schwang sich in den Sattel. „Good night, Ronny“, grüßte er noch.
Schon zwei Minuten später war es vor der Pension Flora genauso leer wie in der ganzen übrigen Straße.
Herr Knebusch macht einen kardinalen Fehler
Am nächsten Morgen war der Himmel über Bad Rittershude wieder wolkenlos blau, und die Sonne spiegelte sich im Gaskessel beim Güterbahnhof, als hätte sich ein Hochsommertag in den Herbst verirrt.
Genau mit dem achten Schlag der Rathausglocke kam Herr Wunderlich aus seinem Zimmer in die Hotelhalle. Er blieb auf der letzten Stufe der Treppe stehen und schmunzelte.
Neben einer Zimmerpalme lehnte nämlich Chefredakteur Kubatz in einem Sessel, hatte die Beine übereinandergeschlagen und paffte den Rauch seiner Pfeife in die Luft.
„Sie lassen sich also nicht abschütteln“, bemerkte Herr Wunderlich gut gelaunt.
„Ohne eine gewisse Beharrlichkeit müßte ich meinen Beruf an den Nagel hängen“, lachte der Chefredakteur und stand auf. „Schönen guten Morgen wünsche ich.“
„Ein Wetterchen zum Auf-die-Bäume-klettern“, meinte Herr Wunderlich, spitzte die Lippen und küßte die Luft. „Ich freue mich schon diebisch auf den Spaziergang durch den Kurpark, kommen Sie.“
„Wenn das kein Zufall ist“, bemerkte Her Kubatz in diesem Augenblick.
Durch die Drehtür kam nämlich gerade ein junger Zeitungsausfahrer in einem signalgelben Anorak und brachte einen ganzen Stapel der neuesten Bad Rittershuder Nachrichten für die Hotelgäste.
„Guten Tag, Herr Kubatz“, grüßte er den Chefredakteur, und fast im gleichen Augenblick fragte er auch schon: „Wenn’s in Ihrer Redaktion genauso flutscht, muß man den Bad Rittershuder Nachrichten direkt gratulieren.“
„Ich kann nicht klagen“, erwiderte der Chefredakteur ein wenig stolz.
Einen Stock höher im Zimmer 114 stand Herr
Weitere Kostenlose Bücher