Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
gehalten hatte. „Ich müßte leider -“
„Könnt ihr mir um alles in der Welt sagen, was heute mit euch los ist? Wasserstoff schlägt doch nicht auf die Blase“, sagte Herr Utzerath, ohne aufzublicken. „Du bist heute schon der fünfte. Aber mach dich schon auf die Socken, wenn’s unbedingt sein muß.“ Er war gerade dabei, Seifenschaum zu fabrizieren, und fragte jetzt: „Wo kommt Wasserstoff überhaupt vor, wer weiß das?“
„In geringen Mengen in der Atmosphäre“, antwortete Emil Langhans ein wenig gelangweilt. Die heruntergelassenen Jalousien erlaubten es ihm, die Beine lang auszustrecken und übereinanderzuschlagen. „Als Bestandteil in Erdgasen, in Verbindung mit Sauerstoff -“
Manuel Kohl schlich sich inzwischen vorsichtig vom Korridor ins Treppenhaus. Bereits vor Unterrichtsbeginn hatte sich nämlich heute morgen in der Eingangshalle eine verdächtige Gruppe von etwa zehn Herren in dunklen Anzügen eingefunden, die dann später von Oberstudiendirektor Senftleben begrüßt und im Erdgeschoß in eine Klasse geführt wurde.
„Vermutlich von der Schulbehörde“, hatte der Boß der Glorreichen Sieben gerätselt, „können aber auch von der Landesregierung sein.“
„Oder es ist irgendeine Prüfungskommission“, war ihm Karlchen Kubatz ins Wort gefallen. „Haargenau das hätte uns grade noch gefehlt.“
„Eine reizende Überraschung am Morgen“, hatte Ronny zugestimmt. Jedenfalls hatte man verabredet, die Gruppe nicht mehr aus den Augen zu lassen, weshalb sich bestimmte Schüler nach einem festgelegten Minutenplan in ihren Klassen zur Toilette abmelden mußten. In Wirklichkeit spionierten sie dann hinter den verdächtigen Herren her und beschatteten sie, so gut es ging. Nach den letzten Meldungen hielten sie sich immer noch im Erdgeschoß bei den unteren Klassen auf.
„Lage unverändert“, meldete Manuel Kohl, als er aus dem sonnendurchfluteten Korridor zurückkam. Er hatte sich zuerst wieder an die Dunkelheit im Chemiesaal gewöhnen müssen, bevor er auf seinen Platz zurückgeklettert war. „Bei der 6 A steht die Tür offen, und man kann sie genau sehen.“
Herr Utzerath hatte inzwischen mehrere Seifenblasen mit Gas gefüllt und in die Luft gezaubert. Sie schwebten jetzt über dem breiten Tisch mit den vielen Bunsenbrennern, und der Studienrat verfolgte sie mit dem brennenden Streichholz in der Hand. Jedesmal, wenn er die eine oder andere aufflammen ließ, täuschte die Klasse helles Entzücken vor oder klatschte sogar begeistert in die Hände. Sie benahm sich wieder einmal ausgesprochen kindisch.
„Fabelhaft“, übertrieb Emil Langhans schamlos. „Der Versuch ist tatsächlich gelungen.“
„Erfreulicherweise“, erwiderte Studienrat Utzerath ein wenig stolz und brachte die letzte Seifenblase zum Platzen. „Eine solche Flamme ist übrigens ausgesprochen heiß“, erklärte er noch.
Als es zur Pause klingelte, boxte Karlchen Kubatz dem Jungen vom Zirkus seinen Ellbogen in die Rippen. „Drück uns die Daumen“, sagte er und galoppierte gleich darauf zusammen mit Emil Langhans über die Treppe zu den Fahrrädern. Die beiden sollten als Parlamentäre mit der Maximilianschule die erste Verbindung aufnehmen, und dafür hatten sie jetzt genau zwanzig Minuten Zeit, einschließlich der Hin- und Rückfahrt.
Als die übrigen Schüler mit ihren belegten Broten, Äpfeln oder Orangen gemütlich auf den Hof zottelten, lagen sie bereits in der Kurve zum Rathausplatz.
Mittlerweile mischte sich Hans Pigge mit seinem hellblonden Pagenkopf unter die kleineren Jungen vom Erdgeschoß, um zu erfahren, was die zehn dunkelgekleideten Herren in den Klassen gewollt hatten. Und der dickliche Otto Hugendubel war inzwischen unter irgendeinem Vorwand sogar bis zu Fräulein Kowalski vorgedrungen, nachdem er festgestellt hatte, daß Herr Senftleben mit der Kommission für die Dauer der Pause in seinem Direktionsbüro verschwunden war.
„Höchst schleierhaft“, berichtete Hans Pigge, als er später zum Stammplatz der Glorreichen Sieben bei den abgestellten Fahrrädern und Mülltonnen in den Hof kam. „Sie sollen stumm sein wie Ölgötzen, hören nur zu und machen sich Notizen. Allerdings stellt der Direx manchmal Fragen, und zwei Japaner sind dabei, die zwischendurch fotografieren.“
„Was soll man davon halten?“ fragte Paul Nachtigall.
„Und jetzt stehen sie sich bei Senftleben im Büro die Beine in den Bauch, weil nicht genug Stühle da sind“, erklärte Sputnik, während er in ein
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