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Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Titel: Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Schlüsselloch gucken kann.“
    Karlchen Kubatz schnalzte unbekümmert mit Daumen und Zeigefinger, obgleich er nicht die geringste Ahnung hatte. Aber da es Lehrern im allgemeinen keinen Spaß macht, einen Schüler aufzurufen, der sein Wissen so offensichtlich loswerden will, funktionierte sein Trick im allgemeinen ziemlich zuverlässig.
    Heute hatte er leider Pech. Und zwar deshalb, weil Dr. Purzer den zehn dunkelgekleideten Herren und seinem Direktor eine lupenreine 8 B vorführen wollte. Das hatte der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt leider nicht einkalkuliert.
    „Kubatz“, sagte der Studienrat und blinzelte erwartungsvoll durch seine Brille.
    Karlchen glaubte zuerst, nicht richtig gehört zu haben. Dann zeigte sein Gesicht maßloses Erstaunen und wurde gleich darauf bleich wie ein gekochter Kabeljau. Anschließend stand er auf und stammelte: „Ein Gesetz entsteht —“ Er hatte wirklich keinen Schimmer, aber allmählich kam er wieder zu sich, und von einem Augenblick zum anderen sprudelte er los: „Ein Gesetz ist natürlich eine ungeheuer wichtige Sache. Schon die alten Römer hielten das ,lex‘ , was in lateinisch bekanntlich, Gesetz’ heißt -“
    Und damit war Karlchen bei der Nummer zwei aus seiner Trickkiste. Jetzt verließ er sich nur noch auf seine kaltschnäuzige Schlagfertigkeit und seine blühende Phantasie.
    Die Klasse ahnte, was jetzt kommen würde, und setzte sich genußvoll zurecht wie vor einem Theaterstück.
    Karlchen Kubatz hatte schon die erstaunlichsten Schlachtenbilder entworfen, wenn er im Geschichtsunterricht nach Jahreszahlen gefragt wurde und total ahnungslos war. Er hatte ganze Legionen aufmarschieren lassen, deren Helme von der aufgehenden Sonne gestreift wurden, die Feldherren waren auf ihren Rossen mitten in den Feind hineingeritten, ihre Lieblingswaffe schwingend, ein leichtes Schwert mit rasiermesserscharfer Schneide---
    Das augenblickliche Thema gab leider nicht soviel her, und Karlchen Kubatz mußte seine blumenreiche Sprache ein wenig drosseln.
    „Es gibt Naturgesetze“, erklärte er ziemlich nüchtern. „Moralgesetze, logische Gesetze, alles in allem Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung, und, nicht zu vergessen, auch Grundlagen des staatlichen -“
    „Danke“, unterbrach Studienrat Dr. Purzer den eifrigen Redner. „Aber die Frage lautet, wie ein solches Gesetz bei uns entsteht.“
    Karlchen Kubatz setzte sich wieder und versäumte dabei nicht, mit seinen Blicken einen gelinden Vorwurf anzudeuten und eine Spur von Gekränktsein. In Wirklichkeit war er mit sich durchaus zufrieden. Für einen kompletten Nichtschwimmer hatte er sich ganz schön durchs tiefe Wasser gemogelt.
    Das war zumindest Herrn Senftleben nicht entgangen. Er hatte den kleinen Jungen mit dem Bürstenhaarschnitt ziemlich schnell durchschaut. Aber weil er schulische Leistungen jeglicher Art respektierte, schmunzelte er innerlich.
    Anschließend mußte er allerdings erleben, wie ein Schüler nach dem anderen bereits über den Bundestag stolperte. Viel weiter brachten sie ihre Gesetzentwürfe nämlich nicht.
    Als Studienrat Dr. Purzer schließlich den Jungen aus dem Zirkus aufrief, der jetzt erst seine rechte Hand in die Luft streckte, hatte er die Hoffnung auf eine Ehrenrettung seiner 8 B bereits aufgegeben und erwartete eigentlich keine vernünftige Antwort mehr. Um so erstaunter machte es ihn deshalb, als Ronny sämtliche Abschnitte und Lesungen herunterschnurrte, als würde er, ohne Luft zu holen, nur das Alphabet aufsagen.
    Die 8 B saß verwundert in ihren Bänken, Dr. Purzer strahlte plötzlich wieder übers ganze Gesicht, Oberstudiendirektor Senftleben sagte: „Erstaunlich, bemerkenswert“, und ein paar der dunkelgekleideten Herren klatschten sogar ganz leise mit den Fingerspitzen.
    „Ist es erlaubt?“ fragten die beiden Japaner und nahmen ihre Fotoapparate von der Brust. „Wir würden die Klasse gern fotografieren.“
    Das war, kurz bevor es zur zweiten Pause klingelte.

    In der Zwischenzeit hatten die Herren Knebusch und Paschke im Uhrenhaus Petzold am Marktplatz ihren zweiten Auftrag in die Tasche gesteckt.
    „Es macht sich“, bemerkte das Babygesicht, ließ sich dabei in den Wagen fallen und schlug die Tür zu. „Gucken wir uns jetzt mal die Commerzbank auf dem Richard-Wagner-Platz an.“

    Ein wenig später hatte Fritz Treutlein bei Mister Pinkerton seine tägliche Rasur beendet. Sie brachen gemeinsam auf, weil es der Amerikaner wegen des Sonnenscheins heute genauso eilig hatte wie

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