Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
mehr passen.“ Er pustete die nächste Wolke Zigarettenrauch zur Abwechslung einmal durch die Nase und spitzte die Lippen. „So, und jetzt geht’s um die Wurst...“
    Herr Knöppke manipulierte ganz behutsam mit seiner Drahtschlinge und der flachen Zange. Zuerst rührte sich der abgebrochene Schlüsselbart überhaupt nicht. Aber nach einer Weile war ein schwaches, knarrendes Geräusch zu hören, er bewegte sich, machte eine Drehung, und gleich darauf hatte ihn der Hausmeister wie einen Fisch an der Angel. Zwei Minuten später fiel er klirrend auf den Boden, machte noch einen kleinen Sprung und blieb liegen.
    „Ich gratuliere, Sie haben uns gerettet“, rief Studienrat Purzer und applaudierte lautlos mit den Fingerspitzen. „Wir wollen nämlich eine zweistündige Klassenarbeit schreiben.“
    „Aha, eine Klassenarbeit“, murmelte Herr Knöppke . Daraufhin prüfte er noch einmal das Schloß, tastete vorsichtig mit dem Daumen über seine Oberfläche. Dann beguckte er sich das abgebrochene Schlüsselende so genau und neugierig, als habe er gerade einen Junikäfer gefangen, dessen Augenfarbe ihn interessierte. Erst nach einer ganzen Weile blickte er auf und betrachtete sich anschließend die Gesichter des Studienrats und der 9 B. Es war eine solche Stille eingetreten, daß man auf dem Rathausplatz das Fallen einer Nadel hätte hören können.
    „Also, was ist?“ brach Purzer, ein wenig nervös geworden, das Schweigen.
    „Zwischendurch haben Sie es auch mit dem Schlüssel der 7 A probiert?“ fragte Herr Knöppke zurück. Aber er wartete die Antwort des Lehrers gar nicht ab und nahm gleich den hochgeschossenen Emil Langhans aufs Korn. „Das hast du mir doch erzählt, oder?“
    „Ja, das hab’ ich Ihnen erzählt“, bestätigte der schlaksige Junge mit der Hornbrille.
    „Es war eben ein Versuch“, schaltete sich der Studienrat wieder ein, „weil ich ja wußte, daß sämtliche Klassenzimmer einheitliche Schlösser haben.“
    „Genauso ist es“, bemerkte Herr Knöppke . Er kramte zwei Metallringe mit jeweils fünf oder sechs Schlüsseln aus seiner Werkzeugtasche.
    „Lediglich die Fachräume für Chemie, Physik und Botanik haben besondere Schlösser, wenn ich richtig orientiert bin“, fuhr Studienrat Purzer fort, „damit die zum Teil sehr empfindlichen und wertvollen Apparaturen besonders geschützt sind.“
    „Das ist das mindeste, was der Steuerzahler von uns erwarten darf“, bemerkte Herr Knöppke . „Und jetzt bitte ich die Herrschaften um ihre freundliche Aufmerksamkeit.“ Er wandte sich gleichzeitig an den Studienrat und die Klasse. „Hier an diesem Metallring habe ich lauter Ersatzschlüssel für die Klassenzimmer“, erklärte er. „Und da an dem anderen Ring hängen nur Schlüssel für die Fachräume. Ich versuche jetzt mit einem Schlüssel vom Klassenzimmerring, eure Tür zur 9 B zu öffnen.“ Er probierte es mit deutlichen und allen sichtbaren Bewegungen wie ein Zauberer, der sein Publikum davon überzeugen will, daß er nicht mit Tricks oder doppeltem Boden arbeitet.
    Der Versuch brachte nicht den geringsten Erfolg.
    „Genauso ist es mir ergangen“, bemerkte Studienrat Dr. Purzer und fügte hinzu, „es ist ganz einwandfrei ein falscher Schlüssel.“
    „Oder ein falsches Schloß“, bemerkte der Hausmeister bedeutungsvoll.
    „Das ist doch ganz ausgeschlossen“, protestierte der Studienrat. „Machen Sie sich nicht lächerlich, mein Lieber.“
    „Ich hab’ da so eine Idee“, sagte Herr Knöppke eigensinnig und spazierte von einer Zigarettenrauchwolke begleitet quer über den Korridor zum Physiksaal hinüber. Er streckte den Kopf nach vorn und klopfte an die Tür.
    „Das können Sie sich sparen“, ließ sich Studienrat Purzer vernehmen, „montags gibt es keinen Physikunterricht.“
    „Sehr praktisch“, murmelte der Hausmeister und blinzelte zu den Schülern hinüber. Aber die 9 B zuckte nicht mit der Wimper.
    „Schön“, sagte der Hausmeister und nahm einen weiteren Zug aus dem Zigarettenstummel, der ihm jetzt schon wieder an der Unterlippe klebte, „dann wollen wir unser Experiment fortsetzen. Also, weiter aufgepaßt, ich nehme wieder einen Schlüssel vom ersten Ring, und wir werden sehen, was passiert.“
    Der Schlüssel ließ sich problemlos zweimal um die eigene Achse drehen, und anschließend öffnete sich die Tür zum Physiksaal fast von selbst. Der Hausmeister mußte sie bloß an der Klinke ganz leicht antippen.
    „Aber das war doch eindeutig ein

Weitere Kostenlose Bücher