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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Schlosser sein?“
    „Pah, ein Pappenstiel für jeden, der nur einigermaßen geschickt ist“, sagte der Hausmeister und grinste, daß seine Ohren Besuch kriegten. „Heutzutage weiß ja schon ein Schüler aus der Grundschule, wie man einen Fernseher oder einen Kassettenrecorder auseinandernimmt. Diesbezüglich sind Sie eine seltene Ausnahme, Herr Studienrat.“ Er feixte immer noch. „Mit zehn linken Fingern würden Sie allerdings für den Kreis der Verdächtigen nicht in Frage kommen.“ Jetzt blinzelte er offen zu den Jungen der 9 B hinüber. „Vor allem, wenn ich mir überlege, daß die Sache schließlich in einem ziemlichen Affentempo passiert sein muß. Knappe zwanzig Minuten sind nicht viel Zeit.“
    „Wieso zwanzig Minuten?“ fragte Purzer verständnislos.
    „Aber, Herr Doktor, nach der letzten Stunde vor der großen Pause hat doch der Schlüssel noch einwandfrei funktioniert“, erwiderte Herr Knöppke geduldig. „Andernfalls hätte man mich doch zu diesem Zeitpunkt schon alarmiert.“
    Dr. Purzer hatte seine Brille abgenommen und reinigte sie mit einem blütenweißen Taschentuch.
    „Endlich ist der Groschen gefallen“, flüsterte Emil Langhans ganz leise durch die Zähne.
    Der Studienrat tat so, als hätte er nichts gehört. Er nahm seine Brille wieder vor die Augen und ließ das Taschentuch verschwinden. Anschließend richtete er seinen Blick auf die Jungen und nahm der Reihe nach jeden einzelnen aufs Korn.
    „Bestimmt denkt ihr jetzt, daß euer Klassenlehrer eine geradezu polizeiwidrig lange Leitung haben muß. Aber ich bin weder hoffnungslos verkalkt noch ein kompletter Idiot. Täuscht euch nicht, meine Freunde.“ Purzer sprach gelassen und ruhig. „Es ist vielmehr so, daß ich mich bis zu diesem Augenblick gesträubt habe, ein derartiges ,Verbrechen’ überhaupt für möglich zu halten.“
    „Bestenfalls ein Vergehen“, wagte Herr Knöppke einzuwerfen.
    „Fragen wir doch die Betroffenen“, meinte Dr. Purzer und betrachtete weiterhin abwartend die Jungen, die ziemlich dichtgedrängt im Korridor nebeneinanderstanden.
    „Welche Bezeichnung würdet ihr für die Tat vor schlagen?“
    Die 9 B zeigte jetzt doch einigermaßen belämmerte Gesichter und fing an, feuchte Hände zu bekommen.
    Es gibt Augenblicke, in denen die Luft so elektrisch geladen ist, daß selbst die hartgesottensten Schüler voller Angst das Gewitter erwarten, das unweigerlich hereinbrechen muß.
    „Habt ihr plötzlich Tomaten in den Ohren?“ wollte der Studienrat wissen. „Wie würdet ihr diese Eselei einstufen? Ich warte.“
    Der 9 B fiel im Augenblick keine passende Antwort ein.
    Bis sich jetzt wieder einmal Emil Langhans zu Wort meldete. „Wir haben halt versucht, dem Schicksal einen Schubs zu geben“, meinte er und versuchte, versöhnlich zu grinsen. „Weiter nichts.“
    Im Handumdrehen war die Weltuntergangsstimmung verflogen. Die 9 B nahm ihre Köpfe wieder hoch, und aus ihren Augen blitzte unversehens eine Mischung von Schadenfreude, Stolz und solidarischer Kumpanei. Die schlagartige Veränderung war erstaunlich.
    „Vielleicht war die Methode nicht ganz astrein“, erkühnte sich Karlchen Kubatz zu erklären. „Aber bei einem Vulkanausbruch steht man nur mit einem Regenschirm in der Hand eben wie im Hemd da.“ Er räusperte sich und fuhr fort: „Womit ich meine, daß es immer die Größe der Bedrohung ist, welche das Kaliber der Abwehr herausfordert.“
    „Ich erinnere an David und Goliath“, ergänzte Emil Langhans breit und bedeutungsvoll. Sein Blick, mit dem er dabei seinen Klassenlehrer durchbohrte, sprach Bände.
    „Wartet es ab“, meinte der Studienrat, „ihr werdet sehen...“
    Und die 9 B sah.
    „Zuerst verfügt sich der Klassensprecher stante pede ins Direktorzimmer und bittet Herrn Oberstudiendirektor Senftleben um sein sofortiges Erscheinen hier am Tatort. Du kannst schon abzwitschern.“ Er wedelte mit der linken Hand durch die Luft, als wollte er eine lästige Mücke verscheuchen, und der schlaksige Junge mit der dunklen Hornbrille setzte sich in Bewegung. „Und nimm gefälligst deine Beine in die Hand“, rief er noch hinter ihm her. Anschließend bat er Herrn Knöppke , das Eintreffen des Schulleiters zusammen mit ihm und der Klasse abzuwarten. „Ich werde Sie als Zeugen benötigen.“
    Bereits drei Minuten später wanderte der Direx im Eilschritt aus seinem Dienstzimmer über die Treppe und in den Korridor des zweiten Stockwerks. Emil zottelte wie ein Hund hinter ihm her.
    Und

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