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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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wieder ein paar Minuten später hatte ihn Studienrat Purzer bereits lückenlos ins Bild gesetzt.
    „Eine höchst fatale Geschichte“, murmelte Oberstudiendirektor Senftleben und fragte den Hausmeister nach technischen Einzelheiten.
    Als Herr Knöppke seinen fachlich exakten Bericht abgegeben hatte, konnte er es sich nicht verkneifen, der 9 B seine kollegiale Bewunderung auszusprechen. „Jedenfalls Hut ab, das war eine saubere und enorm fixe Arbeit.“ Er blinzelte zum Direx hinüber. „Die Burschen sind auf Draht, das muß man ihnen lassen.“ Anschließend wandte er sich wieder der Klasse zu und fragte neugierig.
    „Aber die Schrauben habt ihr doch bestimmt schon früher gelockert, oder?“ Und weil er keine Antwort erhielt, bemerkte er erneut in die Richtung des Direx und des Studienrats: „Die Dinger klemmen nämlich fest wie Betonklötze, und es ist eine Heidenarbeit, sie rauszukriegen.“
    „Besten Dank, Herr Knöppke , wir brauchen Sie jetzt nicht mehr“, sagte Purzer einigermaßen kühl. „Sie werden ja ohnehin noch eine Menge anderer Dinge zu tun haben.“
    „Worauf Sie sich verlassen können“, meinte Herr Knöppke , packte seine Werkzeugtasche zusammen und dampfte ab.
    Für ein paar Augenblicke waren nur seine Schritte zu hören, die sich immer mehr entfernten, die gedämpften Stimmen einiger Lehrer hinter ihren Klassenzimmertüren und immer noch der vierstimmige Gesang aus dem Musiksaal.
    „Irgend etwas brodelt in der Klasse“, brach Purzer schließlich das Schweigen. „Es war schon heute morgen in der ersten Stunde nicht zu überhören.“ Er nahm die Arme auf den Rücken und wippte auf den Schuhspitzen. „Parolen der Französischen Revolution wurden laut, wenn auch mit einem Unterton von Humor, was ich gerechterweise hinzufügen muß.“
    „Und diese zwei ausgewechselten Türschlösser haben dann sozusagen die Barrikaden und den Sturm auf die Bastille ersetzt“, bemerkte der Oberstudiendirektor.
    Er versuchte, ein undurchsichtiges Gesicht vorzuführen. Aber es gelang ihm doch nicht völlig, ein durchaus freundliches Schmunzeln zu verstecken.
    „Ich könnte euch drei Minuten Zeit geben, um mir die Hauptschuldigen zu nennen“, meinte er weiter. „Aber genausogut kann ich probieren, einem Krokodil Handtaschen zu verkaufen.“
    Die 9 B grinste, wie es sich gehört, wenn der Direx einen Witz macht. Selbst Studienrat Dr. Purzer deutete ein verbindliches Lächeln an, das allerdings sehr bald wieder einfror.
    „Wir haben es mit einem regelrechten Komplott zu tun“, mahnte er dann allerdings kurz darauf.
    „Was soll ich also mit euch machen?“ fragte Herr Senftleben. „Haben Sie einen Vorschlag, Herr Kollege?“
    „Als Alexander von Mazedonien die Verschwörung seiner griechischen Pagen entdeckte“, meldete sich Karlchen Kubatz zu Wort, „hat er sie kurzerhand ermorden lassen.
    „Das wäre gegen die Schulordnung“, bemerkte Oberstudiendirektor Senftleben trocken.
    „Übrigens stimmt das nicht“, mischte sich Studienrat Dr. Purzer ein. „Alexander hat sich damit begnügt, die beiden Anführer dem Henker auszuliefern.“ Er war unversehens in seinen üblichen Unterrichtston verfallen und schoß jetzt auch sofort eine Frage ab: „Wie waren die Namen der beiden Unglücklichen?“
    Die 9 B fühlte sich von einem Augenblick zum anderen in ihr Klassenzimmer versetzt. Ein paar Schüler hoben sogar unwillkürlich die Hände, um anzudeuten, daß sie unter Umständen eine Antwort wüßten.
    „ Hermolaos “, sagte Manuel Kohl, ohne zu überlegen, als ihm Purzer zugenickt hatte. „Und der andere hieß Kallisthenes .“
    „Ganz ausgezeichnet“, bemerkte Herr Senftleben. „Hätte ich nicht gewußt, muß ich zugeben.“
    „Geschichte ist mein Lieblingsfach“, meinte der Junge mit den großen blauen Augen, und es hörte sich an wie eine Entschuldigung. „Dazu kommt noch, daß mich Alexander der Große immer ganz besonders interessiert hat.“
    „Sieh mal an“, meinte der Direx und drehte sich um, weil seine Sekretärin über den Korridor getrippelt kam. „Was gibt’s, Fräulein Kowalski?“ fragte er.
    „Der Herr Schulrat ist am Telefon, Herr Oberstudiendirektor.“
    „Sagen Sie ihm, ich sei gezwungen worden, meine Ritterrüstung aus der Schreibtischschublade zu holen, weil ich schnell mal einen Schüleraufstand niederschlagen muß“, meinte Herr Senftleben durchaus ernsthaft. „Ich schätze, daß ich damit etwa in einer Viertelstunde fertig bin, und rufe dann

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