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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Klassenzimmerschlüssel“, bemerkte Studienrat Dr. Purzer verwundert.
    „Sehr gut beobachtet“, lobte Herr Knöppke . Anschließend legte er den ausgestreckten Zeigefinger über seine Lippen und flüsterte geheimnisvoll. „Jetzt die Gegenprobe.“
    Die Sache fing an, ihm Spaß zu machen. Er wechselte auf den Zehenspitzen geschwind von der einen Seite des Korridors wieder hinüber zur Klassenzimmertür der 9 B.
    „Ich nehme diesmal einen Schlüssel vom zweiten Ring“, gab er bekannt.
    „Also einen der Spezialschlüssel für die Fachräume?“ unterbrach ihn Studienrat Dr. Purzer. „Entschuldigen Sie, wenn ich so pingelig bin, aber ich will es ganz genau wissen.“
    „Dann lassen Sie mich jetzt nicht aus den Augen“, entgegnete der Hausmeister. Dabei hatte er bereits den Schlüssel ins Schloß gesteckt, drehte ihn zweimal herum, und dann wiederholte sich in allen Einzelheiten, was kurz zuvor drüben mit der Physiksaaltür passiert war: Ein leichter Druck auf die Klinke genügte, und die Klassenzimmertür öffnete sich beinahe geräuschlos.
    „Simsalabim“, sagte Herr Knöppke . Er breitete die Arme aus und grinste,
    „Das ist ja wie Hexerei“, sagte Studienrat Purzer nachdenklich. Doch dann fing er sich wieder und fragte wie aus der Pistole geschossen: „Sie sind ganz sicher, daß Sie die Schlüssel nicht verwechselt haben?“
    „Total sicher“, erklärte der Hausmeister seelenruhig. Dabei zündete er sich am Rest seiner Kippe eine neue Zigarette an.
    Die 9 B versuchte, tiefe Verwunderung auf ihre Gesichter zu zaubern. Karlchen Kubatz schüttelte sogar stumm den Kopf, so als verstünde er die Welt nicht mehr.
    „Wie, um Himmels willen, können Sie sich dieses Kuriosum erklären?“ fragte Purzer nach einer erstaunlich langen Denkpause. „Ich frage Sie als Fachmann, Herr Knöppke .“
    „Wenn ich ganz ehrlich sein soll...“
    „Das sollen Sie“, unterbrach ihn Dr. Purzer. „Das müssen Sie sogar.“
    „Also, wenn ich ehrlich sein soll, wie gesagt“, wiederholte sich Herr Knöppke , „dann muß ich zugeben, daß mir schon beim ersten Blick in das Schlüsselloch ein Seifensieder aufgegangen ist.“
    Er kratzte sich nachdenklich in seinen Haaren am Hinterkopf. „Aber bevor ich einen falschen Verdacht ausspucke, will ich immer ganz sicher sein. Ist ’n Prinzip von mir.“
    „Sie weichen meiner Frage aus“, stellte Purzer fest. „Ich frage Sie klipp und klar, was Ihrer Meinung nach passiert ist?“
    „Irgend jemand hat die Schlösser ausgewechselt“, erklärte der Hausmeister. „Die Schrauben haben ganz frische Kratzer. Das kann sogar ein Blinder mit ’nem Krückstock merken.“
    „Demnach vermuten Sie also“, sagte der Studienrat und dachte jetzt so konzentriert nach, als müsse er sich die Lösung einer besonders kniffligen mathematischen Gleichung überlegen, „daß man das Schloß aus der Türe des Physiksaales einerseits sowie das aus der Türe des Klassenzimmers andererseits herausmontiert und miteinander vertauscht hat?“ Er holte Luft wie nach einer enormen Kraftanstrengung. „Ja, ist denn so etwas überhaupt möglich?“
    „Hier im Schulgebäude ist alles genormt“, erklärte der Hausmeister bedächtig. „Von den Steckdosen bis zu den Fenstern, den Brillen auf den Toiletten und den Türen. Selbstverständlich sind auch alle Schlösser millimetergenau gleich groß, gleich breit und gleich dick. Man kann sie auswechseln wie ein Paar Socken. Das ist überhaupt kein Problem.“
    „Kolossal praktisch“, wagte sich Karlchen Kubatz einzumischen. „Das macht alle Reparaturen einfacher und billiger.“
    „Deine diesbezüglichen Ansichten sind mir im Augenblick schnurz und schnuppe“, bemerkte der Studienrat.
    Karlchen Kubatz schwieg beleidigt.
    „Noch eine Frage, lieber Herr Knöppke “, fuhr Purzer fort.
    „Bitte sehr, fragen Sie.“
    „Ich bin in technischen Dingen äußerst ungeschickt“, gestand der Studienrat. „Ich habe schon Schwierigkeiten, wenn ich zu Hause nur einen Nagel in die Wand schlagen soll. Meine Frau behauptet, daß ich zehn linke Finger mitbekommen hätte.“ Purzer lächelte schwach. „Würde ich trotzdem eine solche Manipulation wie das Auswechseln von Türschlössern durchführen können?“ Der Studienrat warf einen kurzen Blick auf die Klasse und wandte sich dann wieder an den Hausmeister. „Andersherum gefragt, Herr Knöppke , kann man so einen Hokuspokus nur hinkriegen, wenn man handwerklich besonders begabt ist, oder muß man gar gelernter

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