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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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B endgültig überfordert. Die Jungen bissen sich zuerst auf die Lippen oder starrten völlig sinnlos Löcher in den Boden. Aber dabei blieb es nur zwei oder drei Sekunden lang. Dann platzten sie los. Anfänglich wieherten sie nur, aber schließlich kugelten sie sich vor Lachen.
    Und Studienrat Purzer lachte mit. Allerdings meinte er zwischendurch: „Freut euch nicht zu früh!“
    Und als sich die Klasse allmählich wieder beruhigt hatte, schickte er den Klassensprecher zusammen mit drei anderen Schülern los, um den Hausmeister zu alarmieren.
    „Sagt Herrn Knöppke , er solle möglichst die Beine unter den Arm nehmen und sein Handwerkszeug nicht vergessen“, erklärte Purzer noch, als die vier bereits abschwirren wollten.
    „Im übrigen bitte ich um Beschleunigung, auch wenn ich Verständnis dafür habe, daß euch unter den gegebenen Umständen die Lust zum Trödeln anfallen könnte. Aber ich werde es nicht versäumen, hinterher die Zeit zu kontrollieren. Also los, meine Herren, und zwar mit Karacho!“
    Die vier Schüler gingen im selben Augenblick auf die Strecke.
    Als erster verschwand Emil Langhans am Ende des Korridors im Treppenhaus. Er schlitterte um die Kurve wie auf Glatteis.
    Der Hausmeister Knöppke hatte einen Zettel an seine Wohnungstür im Erdgeschoß geheftet mit dem Hinweis, daß er sich augenblicklich in der Turnhalle aufhielte. Und dort fanden sie ihn dann auch. Er reparierte im Duschraum gerade einen Wasserhahn und einen verstopften Abfluß.
    „Es brennt“, erklärte Emil Langhans und berichtete im Telegrammstil von dem Betriebsunfall am Türschloß der 9 B. „Sie sollen sofort kommen, Studienrat Purzer erwartet Sie.“
    „In diesem verdammten Haus brennt immer irgend etwas“, brummte der Hausmeister und packte seine Werkzeugtasche zusammen. An seiner Unterlippe klebte wie immer ein Zigarettenstummel. Knöppke war Kettenraucher, hatte eine entsprechend heisere Stimme und hustete mit schöner Regelmäßigkeit spätestens nach jedem fünften oder sechsten Wort. Er durfte als einziger wie ein Fabrikschlot durch die Gegend paffen, obgleich das Rauchen im Schulgebäude strikt verboten war. Aber ohne ihn wäre das Prinz-Ludwig-Gymnasium eine Eisenbahn ohne Schienen gewesen, und außerdem hätte ihn kein Mensch der Welt zur Vernunft bringen können.
    „Wir haben leider ein kleines Problem, lieber Herr Knöppke “, sagte Studienrat Purzer , als der Hausmeister zusammen mit Emil Langhans und den drei anderen Schülern durch den Korridor auf ihn zukam.
    „Der Lange hat mir schon Bescheid gesagt“, meinte Herr Knöppke mit einer Kopfbewegung zu dem Klassensprecher. „Ich bin im Bilde.“
    Er verlor keine Zeit, ging sofort auf die Tür zum Klassenzimmer zu und drückte ein paarmal auf die Klinke. Schließlich ging er in die Hocke. „Scheibenkleister“, murmelte er mehr für sich. „Abgebrochen, und der Bart steckt drin.“ Er kniff das linke Auge zusammen und schob sich mit dem anderen so nah an das Schlüsselloch heran, daß er es fast berührte. „Das kompliziert die Sache.“ Er suchte in seiner verschlissenen Ledertasche nach dem richtigen Handwerkszeug. „Zuviel Kraft, Herr Studienrat! Sie wissen wohl nicht, wohin damit?“
    „Unbegreiflich“, sagte Purzer und wiederholte noch einmal: „Die ganze Sache ist mir völlig unbegreiflich.“
    „Na, ganz so unbegreiflich nun auch wieder nicht“, erwiderte der Hausmeister. Er hatte sich an einem brennenden Stummel gerade eine neue Zigarette angezündet und paffte eine kleine weiße Rauchwolke in die Luft. „Gib mal her“, sagte er zu Sputnik und zeigte auf den leeren Papierkorb.
    „Bitte sehr“, meinte der dickliche Junge eifrig.
    Herr Knöppke stellte den Papierkorb auf den Kopf und benutzte ihn als Stuhl. Er saß jetzt direkt und dicht vor der Klassenzimmertür. „Sämtliche Schlösser im Haus sind so alt wie die ganze Schule, müssen Sie wissen, Herr Studienrat.“ Während er sprach, bog er mit einer Zange ein Stück Draht zu einer schmalen Schlinge. „Selbstverständlich werden die Dinger von mir regelmäßig geölt. Aber das Material wird ja nicht jünger, und es arbeitet auch, wie man weiß.“ Er paffte eine weitere Zigarettenwolke über sich in den Korridor und schob seinen Kopf wieder dichter an das Schloß heran. „Die Schlüssel nicht zu vergessen“, fuhr Herr Knöppke fort. „Sie sind ja meistens jahrelang täglich mehrmals im Gebrauch. Kein Wunder, wenn sie sich abnützen und verändern, bis sie auf einmal nicht

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