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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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zurück.“
    „Soll ich das wirklich sagen?“ wollte Fräulein Kowalski wissen. Sie machte einen ziemlich verdatterten Eindruck.
    „Vielleicht fällt Ihnen eine bessere Entschuldigung ein“, meinte der Oberstudiendirektor beiläufig und beschäftigte sich postwendend wieder mit der 9 B.
    Die Sekretärin wollte noch etwas sagen, aber sie überlegte es sich dann doch anders. Sie warf eingeschnappt den Kopf in den Nacken und trabte wieder durch den Korridor zum Treppenhaus zurück.
    „Ich hab’ meine Zeit nicht gestohlen und heute noch eine ganze Menge vor“, erklärte inzwischen Herr Senftleben. „Machen wir’s also kurz und schmerzlos.“ Die Klasse hob die Köpfe und war hellwach.
    „Da wäre also zuerst einmal die Sache mit dem abgebrochenen Schlüssel“, fuhr der Oberstudiendirektor fort. „So ein Ding kostet exakt zehn Mark zwanzig. Ich hab’ den Preis so genau im Kopf, weil wir ausgerechnet dieser Tage wieder einmal einen ganzen Schwung von den Dingern bestellen mußten. Wenn ich nun wie ehedem Alexander aus Mazedonien die Namen der Anführer kennen würde, wäre die Lösung des Problems ein Kinderspiel. Sie allein müßten für den materiellen Schaden aufkommen. Jetzt weiß ich aber keinen einzelnen Namen. Andererseits darf eine Klasse nicht insgesamt zur Kasse gebeten werden. Das würden sich die Eltern mit Recht nicht gefallen lassen, und so steht es auch im Schulgesetz. Ich bin also gezwungen, zu unterstellen, daß jeder von euch der Täter ist. Das klingt kompliziert, ist aber juristisch einwandfrei.“ Herr Senftleben machte eine kurze Pause und gestattete sich einen tiefen Atemzug. „Fazit also, zweiundzwanzig Schüler in der Klasse gleich zweiundzwanzig Täter gleich zweiundzwanzig neue Schlüssel. Was wiederum bedeutet, daß ihr pro persona zehn Mark zwanzig von eurem Taschengeld lockermachen müßt. Abzuliefern gegen Quittung bis Samstag 12 Uhr bei meiner Sekretärin. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
    „Entschuldigung, Herr Oberstudiendirektor“, meldete sich Emil Langhans zu Wort. „Ein einziger Schlüssel ist kaputt, und wir sollen, sage und schreibe, zweiundzwanzig bezahlen?“
    „Ich sehe, du hast mich verstanden“, antwortete Herr Senftleben freundlich und nickte.
    „Aber da macht die Schule ja einen ganz enormen Reibach“, grollte Karlchen Kubatz und fügte murmelnd hinzu: „Das grenzt an Ausbeutung.“
    „Wie bitte?“ fragte Studienrat Dr. Purzer.
    Herr Senftleben schwebte hoch über der Situation und tat so, als hätte er nichts gehört. „Der Überschuß kommt der Renovierung unserer Aula zugute“, meinte er. „Ihr könnt euch dann bei der Einweihung im Juli aussuchen, ob ihr mit eurem Taschengeld zwei Quadratmeter des neuen Bühnenvorhangs finanziert habt oder ein Stück von der neuen Tapete...“
    Mitten in die Worte des Oberstudiendirektors hinein läutete es.
    In die 9 B kam ganz automatisch Bewegung. Das war reine Gewohnheit. Alle Schüler der Welt reagieren auf Schulglocken, selbst wenn sie im Unterricht einmal wie Murmeltiere eingedöst sind.
    „Ist irgend etwas? fragte der Oberstudiendirektor katzenfreundlich.
    „Es hat zur Pause geklingelt“, bemerkte der dickliche Sputnik bescheiden.
    „Wir wollen uns doch nicht um solche Lappalien kümmern“, sagte Herr Senftleben. Er streckte seinen rechten Arm aus und machte eine einladende Bewegung zur Türe des Klassenzimmers, die noch offenstand, wie ein Oberkellner, der in einem piekfeinen Restaurant seinen Gästen einen Tisch anbietet. „Darf ich die Herrschaften bitten, Platz zu nehmen.“ Während kurz danach die übrigen Schüler des Prinz-Ludwig-Gymnasiums die Korridore füllten und ihr Lärm durch alle Stockwerke und durch das Treppenhaus wanderte, saß die 9 B bereits auf ihren nagelneuen Stühlen und hinter ihren nagelneuen Tischen.
    „Bitte, Herr Kollege“, meinte der Oberstudiendirektor und schloß dabei eigenhändig ein Fenster nach dem anderen. „Sie wollten doch eine zweistündige Mathematikarbeit schreiben lassen, wenn ich mich richtig erinnere? Die Klasse steht zu Ihrer Verfügung.“
    Er hatte sich wieder neben Herrn Purzer gestellt, der vor der schwarzen Wandtafel stehengeblieben war. „Meine tüchtige Sekretärin wird umgehend der Reihe nach eure Eltern anrufen und sie wissen lassen, daß ihre Herren Söhne heute eine Stunde später zum Mittagessen erscheinen werden.“
    Emil Langhans erhob seinen Arm und bat höflich darum, in aller Form protestieren zu dürfen. „Laut Paragraph

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