Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
21 der Schulordnung darf die Unterrichtszeit nicht überschritten werden, ohne daß die Bestrafung der Schüler einen Tag zuvor...“
    „Moment mal“, unterbrach ihn Herr Senftleben, „wenn du hier von Strafe redest, bist du vollkommen falsch gewickelt.“ Seine fortwährende und nicht zu erschütternde Freundlichkeit bekam allmählich einen Unterton von Spott. „Keiner von euch wird leugnen, daß die Klasse eine wertvolle Stunde mutwillig vertrödelt hat. Aber, großzügig wie wir nun einmal sind, geben wir euch diese Stunde zurück. Das ist also ein Geschenk, und ihr hättet allen Grund, dafür dankbar zu sein. Bestraft wird lediglich mein Kollege Purzer, der euch völlig unverschuldet Gesellschaft leisten muß. Er könnte sich seine Freizeit bestimmt lustiger vorstellen.“
    „Die 9 B bedankt sich“, bemerkte Emil Langhans mit einem schiefen Lächeln. „Gleichzeitig bitten wir unseren Klassenlehrer um Entschuldigung.“
    Die Klasse murmelte halbherzig Zustimmung. Sie ließ ohnehin seit einer Weile die Köpfe wieder hängen und hatte sich mit ihrem Schicksal abgefunden.
    „Angenommen“, sagte der Studienrat.
    „Schön“, sagte Herr Senftleben und fügte noch im selben Atemzug hinzu: „Im übrigen könnt ihr heilfroh sein, daß ich euch nicht ein paar Samstage hintereinander zum Nachsitzen antanzen lasse. Außerdem habt ihr ja auch euren Spaß gehabt, und der sollte euch eine lumpige Überstunde und zehn Mark Taschengeld wert sein.“
    „Zehn Mark und zwei Groschen“, wagte Karlchen Kubatz zu korrigieren.
    „Richtig“, stimmte der Oberstudiendirektor zu. Er gab sich jetzt gar keine Mühe mehr, sein offenes Schmunzeln zu verbergen. „Zehn Mark zwanzig, das ist korrekt.“
    Dr. Purzer begleitete ihn quer durch das Zimmer und machte schließlich die Tür hinter ihm zu. Als er danach wieder seinen Tisch vor der Klasse erreicht hatte, verschränkte er die Arme und betrachtete seine Schüler eine ganze Weile, ohne ein Wort zu sagen.
    Die 9 B war auf alles gefaßt. Sie saß ergeben auf ihren Stühlen und wartete.
    „Was für ein Aufwand, bloß um eine dämliche Klas senarbeit zu verhindern“, brach Studienrat Dr. Purzer schließlich das Schweigen. „Aber was euch dazu einge fallen ist, war selbst für mich überraschend und mal was Neues. Dabei bin ich als Lehrer ein ziemlich alter Hase und hab' schon 'ne ganze Menge erlebt.“
    Die Klasse atmete auf.
    „Nein wirklich, mein Kompliment“, fuhr Purzer fort. Er entknotete seine Arme und verschränkte sie jetzt hinter dem Rücken. „Euer Ideenreichtum ist geradezu faszinierend, und wenn er euch jetzt nicht plötzlich im Stich läßt, müßtet ihr eigentlich Klassenarbeiten hinlegen, die sich nur so gewaschen haben.“ Er setzte sich und blätterte in einem Buch bis zu einer Stelle, die er sich mit einem Lesezeichen markiert hatte. „Würdet ihr jetzt freundlicherweise eure Hefte herausholen?“
    Zur selben Zeit spielte die 10 C zum Abschluß ihrer Turnstunde in der Halle hinter der Schulbibliothek Basketball. Die Klasse hatte sich in zwei Mannschaften aufgeteilt. Die eine spielte in gelben T-Shirts, die andere mit nacktem Oberkörper. Paul Nachtigall hechtete gerade über zwei andere Jungen hinweg, schraubte sich so hoch in die Luft, wie es eben ging, und tippte den Ball gerade noch mit seinen Fingerspitzen in den Korb.
    Später beim Duschen ließ er sich ungewöhnlich viel Zeit, und noch etwas später saß er dann ganz allein auf dem leeren Schulhof in der Nähe der Mülltonnen und bei den Fahrradständern.
    Der Boß der Glorreichen Sieben hatte seine Schultasche quer über die Knie gelegt und darauf, wie auf einer Tischplatte, sein aufgeschlagenes Physikbuch und ein paar Blätter Papier ausgebreitet. Er hatte damit angefangen, einen Teil seiner Hausaufgaben zu erledigen. Zwischendurch blickte er immer wieder zu den geschlossenen Fenstern im zweiten Stockwerk hinauf, hinter denen die 9 B mittlerweile in die zweite Halbzeit ging.
    Ihre Geschichte mit den ausgewechselten Schlössern hatte sich bereits nach der vierten Stunde im ganzen Prinz-Ludwig-Gymnasium wie ein Lauffeuer verbreitet, und auch die Bestrafung durch den Direx hatte sich bis zur Unterstufe herumgesprochen. Es muß in allen Schulen irgendwelche geheimnisvollen Negertrommeln geben.
    „Die hocken jetzt ganz schön in der Klemme“, überlegte der Boß der Glorreichen Sieben und nagte an seiner Unterlippe. Es war so selbstverständlich wie nur etwas, daß er bis zum bitteren Ende auf seine

Weitere Kostenlose Bücher