Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Wasserhähne vergoldet wären.“ Die aufgepumpte Riesin bebte vor Empörung. „Gibt es hier überhaupt einen Chef, oder wird an so etwas auch gespart?“
Im Hotel ging es zu wie in einem Warenhaus beim Sommerschlußverkauf. Die meisten Zimmer waren von Textilfirmen gemietet und zu Ladengeschäften umfunktioniert. Überall standen Werbeplakate und Schrifttafeln herum, mit den Hinweisen, wer wo seine Blusen, Kleider oder Handtaschen ausstellte. In allen Stockwerken standen die Türen offen, überall waren die Betten tagsüber aus den Zimmern verschwunden, damit man genügend Platz hatte, um die neuesten Produkte der kommenden Herbstmode möglichst verführerisch zu plazieren. Die Verkäufer redeten sich mit ihren Auftragsbüchern unter dem Arm den Mund fusselig, und die möglichen Käufer wandelten wie kleine Könige durch die Korridore, ließen sich von den Ausstellern zu einem Glas Sekt einladen, gaben manchmal gnädig eine Bestellung auf oder sagten auch nur „besten Dank“ und spazierten um die Ecke zur Konkurrenz.
Unser Mann mit dem Dutzendgesicht war mit seinem bescheidenen Zimmer im siebten Stock durchaus zufrieden. Es lag in einem Seitenflügel, und seine Fenster gingen direkt zur Straße. Es würde wohl auch nachts nicht besonders ruhig sein. Dafür war es verhältnismäßig billig, was Herrn Bertram im Augenblick in den Kram paßte. Seine Einnahmen waren vorerst noch ungewiß und bescheiden. Da mußte er mit seinen Spesen knausrig umgehen.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte er ja noch nicht, daß sich seine augenblicklich nicht ganz rosige Lage durch das von Generaldirektor Dr. Glossner stibitzte Gepäck sehr schnell und erfreulich ändern würde.
Aber schon eine Viertelstunde später wußte er es.
Er durchstöberte Tasche und Koffer selbstverständlich sofort, nachdem er sein neues Zimmer bezogen hatte. Zuvor hängte er allerdings noch das Schild ‚Bitte nicht stören’ draußen an die Türklinke, drehte den Schlüssel zweimal herum und zog die Gardinen zu.
Das Öffnen war für den erfahrenen Spezialisten kein größeres Problem als das Aufmachen einer Ölsardinenbüchse.
Selbst die Sicherheitsschlösser an der piekfeinen Flugtasche knackte er sozusagen mit den Fingerspitzen und ohne Gewaltanwendung, die er als unfachmännisch geradezu verabscheut hätte.
Der allererste Blick auf den Inhalt war allerdings betrüblich und enttäuschend. Nichts als Akten und Papier im DIN-A 4-Format. Bis er in einem verborgenen Seitenfach eine kleine Mappe aus Krokodilleder entdeckte, mit Scheckkarten, den dazugehörigen Heften, einem Reisepaß, einem Führerschein, einem guten Dutzend Visitenkarten und dem Mitgliedsausweis eines Golfclubs. Alles Dinge, die wertlos waren, weil der Generaldirektor mit Sicherheit inzwischen schon bei seiner Bank Alarm geschlagen hatte und sein Konto gesperrt war. Vielleicht konnte der Reisepaß bei Gelegenheit zum Umfrisieren Verwendung finden, und auch die Visitenkarten waren so pompös, daß man sie nicht einfach voreilig verschwinden lassen sollte. Aber eigentlich hatte die elegante Tasche von außen gesehen mehr versprochen. Endlich, als er fast schon ärgerlich die Aktenstöße Papier durchsuchte, wurde er fündig, wie Goldgräber sagen würden. Gut zwischen vollgetippten Blättern versteckt, lachte ihn plötzlich Bargeld an. Immerhin handelte es sich um zwei nagelneue Tausendmarkscheine. Der Generaldirektor hatte sie wohl als stille Reserve gedacht, während er sein übriges Geld zum laufenden Gebrauch in seiner Brieftasche bei sich trug.
„So wie ich im Augenblick dastehe, ist das wie ein Haupttreffer in der Lotterie“, murmelte der Mann, der aussah wie aus Marzipan gemacht. Der Inhalt des großen Büffellederkoffers ließ seiner jetzt ohnehin schon blendenden Laune noch Flügel wachsen.
Schlagartig war er im Besitz von zwei kaum getragenen und bestimmt idiotisch teuren Maßanzügen. Einer in elegantem Taubenblau, und der andere aus sommerlicher Seide und beigefarben. Dazu ausreichend Unterwäsche, Schlafanzüge und Krawatten.
Glück hat eben nur der Tüchtige, dachte das Dutzendgesicht und pfiff vergnügt vor sich hin. Dabei probierte er ein Kleidungsstück nach dem anderen. Alles paßte wie für ihn geschneidert.
Als er anschließend Dr. Glossners Reisenecessaire gewissenhaft untersuchte, durfte er feststellen, daß auch dessen Toilettenutensilien von der Zahnbürste angefangen bis zum elektrischen Rasierapparat allererste Klasse waren. Nur sein Parfüm ist ein wenig zu
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