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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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habe, würde mir jetzt die Polente schon auf die Bude rücken, daß es staubt.“ Er holte tief Luft, und das hörte sich an wie das Geräusch in einem überhitzten Heizkörper.
    Gleich darauf war er wieder von einer Kälte, die selbst einem Eisbären einen Frostschauer über den Rücken gejagt hätte. Der Schock war überwunden, und er hatte sich wieder gefaßt.
    „Würden Sie mich bitte mit dem Hotel Atlantic in Hamburg verbinden?“ fragte er vollkommen gelassen, als er an der Portiersloge vorbei die Telefonzentrale erreicht hatte. „Die Nummer dürfte Ihnen ja wohl bekannt sein.“
    „Auf welche Rechnung?“ fragte eine der vier Frauen, die mit Kopfhörern nebeneinander vor einem riesigen Stöpselkasten saßen.
    „Siebenhundertsechsundneunzig“, antwortete das Dutzendgesicht und zeigte beiläufig seinen Zimmerschlüssel.
    „Kabine sechs, aber nehmen Sie erst ab, wenn es läutet.“
    Der Mann mit der getönten Brille drängelte sich an einer Gruppe von Modefritzen vorbei und sagte höflich „Entschuldigung“, als er dabei eine junge Dame anrempelte, die ein so verrücktes silbernes Hosenkleid trug, daß man es hier bei der Modenschau bestimmt gleich zweimal sehen würde: zum ersten- und zum letzenmal .
    „Hotel Atlantic“, meldete sich eine höfliche Fauenstimme , als er später den Hörer abnahm.
    Er verschloß hinter sich die Tür der Telefonzelle, so gut es eben ging, und antwortete: „Ich spreche aus Köln, und ich heiße Rohrbach.“ Im Erfinden von Namen hatte er ja Übung. „Kann ich bitte Generaldirektor Dr. Glossner von den OMNIA-Werken sprechen?“
    „Der Herr Generaldirektor hat eine Konferenz in seiner Suite“, erwiderte das Telefonfräulein aus Hamburg. „Ich soll nur verbinden, wenn es wirklich dringend ist.“
    „Das trifft in diesem Fall zu.“
    „Dann bleiben Sie in der Leitung.“
    „ Glossner “, meldete sich nach einer Weile der Generaldirektor. Die Stimme klang unverwechselbar.
    Der Rosafarbene war jetzt sicher, daß seine Reisebekanntschaft tatsächlich an der Alster war. Er legte den Hörer zurück, ohne ein Wort zu sagen. Als er die Telefonzelle verließ, lächelte er.
    Trotzdem muß ich hier ganz schnell die Kurve kratzen, überlegte er, während er durch den Trubel in der Hotelhalle stiefelte und dann durch die Drehtür auf den Promenadeplatz hinausspazierte. Auch wenn dieser Glossner in Hamburg sitzt, er weiß, daß ich nach München wollte, und wie ich ihn kennengelernt habe, wird er mir einheizen wollen. Er ist bestimmt nicht der Typ, der sein geklautes Gepäck einfach wortlos runterschluckt. Vögel zwitscherten in den großen Bäumen auf dem grünen Rasenoval, das wie eine satte Wiese zwischen den Straßenbahnschienen direkt vor dem Hotel und mitten in der Stadt lag.
    Ich darf mich jetzt nicht mehr mit Kinkerlitzchen verzetteln, redete er sich ein. Ein neuer Urlaub ist vorerst gestrichen. Er würde mich nur noch mehr aus der Übung bringen. Was ist jetzt vor allem dringend brauche, das ist ein dicker Fisch, damit ich wieder an mich glaube. Angst darf man erst gar nicht aufkommen lassen, wäre ja gelacht. Und was ich für den Anfang nötig habe, hat mir der Himmel geschenkt. Geradezu erlesene und passende Garderobe, ausreichendes Startkapital. Er atmete tief und zufrieden die milde Abendluft in seine Lungen. Ein wirklich dicker Fisch, wiederholten seine Gedanken. Und ich weiß auch schon, wo er mir ins Netz hüpft. Er nahm den Kopf ein wenig in den Nacken und blickt an den Straßenbahnleitungen und den Baumkronen vorbei in den dämmrigen Himmel. Berlin ist ein prima Pflaster, da hab’ ich eigentlich immer Glück gehabt.
    Am nächsten Morgen begab sich Herr Bertram in dem schicken englischen Regenmantel, der eigentlich einem gewissen Dr. Glossner gehörte, bereits in aller Frühe zum Reisebüro gleich neben dem Hotel.

Die Pension Flora wird überfallen
    „Tja, was bringen wir morgen auf der ersten Seite?“ Chefredakteur Kubatz war in die Betrachtung des Rauchs versunken, der ihn umgab. Die Stille wurde nur ab und an durch das Knistern seiner Pfeife unterbrochen. Er lehnte in seinem gepolsterten Drehstuhl und hatte die Füße auf dem Schreibtisch.
    Die sechs Redakteure, die sich zur üblichen Besprechung vor dem Erscheinen der Zeitung in seinem Büro verteilt hatten, saßen auf dem abgeschalteten Heizkörper, lehnten irgendwo an der Wand oder lagen mehr oder weniger in den ziemlich abgenutzten Ledersesseln. Sie hatten die Jacketts in ihren Zimmern gelassen und die

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