Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
vorstellen, was bei euch ein Chefredakteur so alles um die Ohren hat“, erwiderte Herr Kubatz. „Aber ich möchte mich sowieso in eurem Laden umsehen. Als Onkel aus der Provinz ist man ja neugierig. Da kann ich ihm dann den Weg zu mir abnehmen und ihm in seinem eigenen Büro meine Aufwartung machen, wie man so schön sagt. Ich lasse vorerst freundlich grüßen.“
„Richte ich aus“, erwiderte der junge Mann namens Jürgen Kaminski. Er hatte inzwischen einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus seiner Jackettasche geangelt. „Darf ich die Fahrt vielleicht für ein paar Fragen ausnutzen?“ fragte er dabei. „Vorerst gibt’s ja doch nichts Besonderes zu sehen. Eine Schnellstraße ist so langweilig wie jede Autobahn.“ Er lehnte sich etwas nach vorn. „Sie alle sind also zum erstenmal in Berlin, stimmt das?“
„Ja, das stimmt“, antwortete Herr Kubatz für die anderen.
„Und Sie, lieber Herr Bissegger, sind von Beruf Lehrer?“
„Vorerst noch Referendar am Prinz-Ludwig-Gymnasium.“
Ägyptologie ist Ihr Fachgebiet in der morgigen Sendung?“
»Ägyptologie“, wiederholte Bissegger zustimmend. „Sie wissen natürlich, daß wir hier im Museum die echte Nofretete haben?“
„Und ich kann es kaum erwarten, der Dame einen Besuch abzustatten“, erwiderte der junge Referendar. „Deshalb habe ich mich eigentlich vor allem auf diese Reise gefreut, wenn ich das ehrlich sagen darf.“
„Sie sind ein echter Bad Rittershuder Bürger?“
„Aber selbstverständlich“, schaltete sich Chefredakteur Kubatz ein wenig vorschnell ein. „Und nach Möglichkeit sollten Sie unsere Stadt in Ihrem Artikel unbedingt erwähnen.“
„Vielleicht können Sie so nebenbei auch daraufhinweisen , daß bei uns unheimlich gesunde Thermalquellen am Sprudeln sind“, fügte Paul Nachtigall hinzu.
„Und die landschaftliche Lage“, ergänzte Emil Langhans. „Geradezu wie ein Gemälde.“
„Schließlich ist unsere Luft nicht zu vergessen“, meinte Karlchen Kubatz noch.
„Was das letztere betrifft, wird es Probleme geben“, entgegnete der BZ-Reporter gespielt ernsthaft. „Ihr wißt vielleicht nicht, daß unsere Berliner Leser ihre eigene Luft für die beste halten.“
„Dann sprechen Sie eben vom Klima“, schlug Manuel Kohl vor. „Das ist Jacke wie Hose, und unser Klima kann sich sehen lassen. Ja, wirklich. Es ist weich wie Seide und für jeden Kurgast immer wieder eine Offenbarung.“
„Ihr seid nicht zufällig von der Bad Rittershuder Kurverwaltung bestochen?“ Der Reporter blickte auf. Seine hellen Äugen lagen unter dichten Brauen, und es sah so aus, als säße in ihnen jetzt ein Lächeln. Man konnte sich irren. Aber es sah so aus. Jedenfalls saß er da und holte sich eine Pfeife aus der Tasche.
Augenblicklich tat Chefredakteur Kubatz dasselbe und bemerkte:
„Scheint eine Berufskrankheit zu sein?“
„Sie auch?“ grinste Herr Kaminski. Dann fragte er die Glorreichen Sieben der Reihe nach, wie sie hießen, und notierte sich die Namen auf einem besonderen Zettel.
Während die beiden Pfeifenraucher zuerst mit ihrem Tabak und danach mit dem Anzünden beschäftigt waren, ließ der BZ-Reporter durchblicken, daß er über die Jungen ziemlich genau Bescheid wußte. Sein Chefredakteur hatte sich bei seinen Telefongesprächen mit Herrn Kubatz über die Sieben natürlich ganz genau erkundigt, weil er ja keine lahmen Enten oder ausgesprochene Langweiler einladen wollte, mit denen seine Zeitung am Ende nichts anfangen konnte.
„Zuerst einmal seid ihr natürlich als Schüler des Kandidaten mitgekommen?“ fragte Herr Kaminski weiter.
„Sie wollten mich nicht so ganz allein aufs Schafott schicken“, mischte sich Herr Bissegger ein.
„Aber zum zweiten seid ihr die Glorreichen Sieben und in eurem Bad Rittershude so bekannt wie die Straßenbahn“, sagte der junge BZ-Reporter. „Manchmal nennt man euch aber auch die Sieben Detektive?“
„Sie wissen ja, wie schnell man so was am Hals
hat“, stellte Paul Nachtigall fest. „Was kann man dagegen machen?“
„Nun, so aus der Luft geholt ist es ja nicht“, bemerkte der junge Mann und paffte eine Rauchwolke zum offenen Fenster hinaus. „Die Geschichte mit dem Bankraub und dem Zirkus zum Beispiel...“
„Alte Kamellen“, winkte der dickliche Sputnik ab. „Dann damals die Sache auf Sylt mit dem Jungen, der sein Gedächtnis verloren hatte...“
„Ja, das waren aufregende Ferien“, gab Fritz Treutlein zu.
„Oder die geklaute Büste und der Hut einer
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