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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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und den lieben Gott einen netten Mann sein ließen, scheuchte Oliver seine Schützlinge wie Hühner in den U-Bahn-Schacht. Nach einem Zwischenspurt über den Bahnsteig konnten sie gerade noch in einen der gelben Wagen springen. Schon schlossen sich die Türen, und es ging mit einem Affenzahn vom hellerleuchteten Bahnhof in den Tunnel.
    „Muß für euch doch wie das achte Weltwunder sein“, bemerkte der Junge mit den verwuschelten hellblonden Haaren, „wenn man unterirdisch durch eine Stadt katapultiert wird.“
    „Überwältigend“, gab Karlchen Kubatz zu. „Aber es stinkt leider.“
    „Der Duft der Großstadt, Männeken “, meinte der Hotelpage gelassen.
    Sie fuhren nach Neukölln und nach Kreuzberg, wo die alten Häuserfassaden noch Berlin waren, aber die Schilder über den Geschäften und Kneipen bereits Istanbul. Ohne daß sie es richtig merkten, verfrachtete Oliver Krauße seine Begleitung in die S-Bahn. Man atmete wieder frische Luft, sah wieder blauen Himmel und ein Stück Schöneberg vorbeiziehen. Am Bahnhof Zoo wurde schon wieder umgestiegen, und jetzt ging’s zum Tiergarten und zur Siegessäule, später zum Brandenburger Tor und zum Checkpoint Charlie, dem Grenzübergang. Sie guckten über die Mauer. Hinter ihr Stacheldraht, leeres Niemandsland, als sei die Cholera ausgebrochen. Wachttürme, Uniformierte mit Maschinenpistolen. Häuserfronten ohne Fenster.
    „Gehört hat man ja schon davon, aber man muß es mit eigenen Augen sehen“, meinte Manuel Kohl. „Stellt euch vor, über Nacht wird in Bad Rittershude — vom Rathaus angefangen bis zum Zobelberg — alles zugemauert. Ein paar von deinen Freunden sind drüben, andere haben ihre Großmutter oder ihre Eltern auf der anderen Seite. Nur ein paar hundert Meter entfernt, aber in Wirklichkeit wären wir auf einmal so weit auseinander, als lebten wir am Nordpol und die anderen an der Südspitze von Afrika.“
    „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht“, sagte Emil Langhans. Er hatte dabei kaum die Lippen bewegt.
    Im Olympiastadion trainierte eine Berliner Fußballmannschaft, und der Aufzug im Funkturm war gerade wegen Reparaturarbeiten geschlossen.
    Wieder am Ku’damm zurück, landeten sie in einem Lokal, das auf amerikanisch machte. „Picobello“, bemerkte der Junge mit dem verwuschelten Haar und dem Tomatenpullover. „Soll zur Zeit das Neueste sein, jedenfalls jibt et an wie ’ne Tüte Mücken.“
    Die Musik war laut, die Bedienung kurvte auf Rollschuhen zwischen den Tischen herum, statt Berliner Buletten gab es Hamburger und statt Weiße mit Schuß Coca-Cola oder gemixte Milchgetränke.
    Es war bereits kurz vor sechzehn Uhr, als Herr Bissegger so zwischendurch auf seine Armbanduhr blickte. Anschließend starrte er in sein Glas und dann durch eines der großen Fenster in den Verkehr hinaus. „Noch etwa vier Stunden...“ Er schüttelte den Kopf und lächelte verlegen. „Entschuldigung, wenn ich jetzt doch an die Sendung denke. Bis zu diesem Augenblick hatte ich sie wirklich vollkommen vergessen.“ Er blickte zu dem Hotelpagen in Zivil. „Und dafür möchte ich mich bei dir bedanken.“
    „ Det war man halb so wild“, wehrte Oliver ab. „Hauptsache, Sie sind heute abend auf dem Posten.“ Er blitzte wieder einmal vergnügt mit seinen Augen. „Vielleicht sollten Sie sich jetzt noch eine Stunde aufs Ohr hauen, Euer Lordschaft?“
    „Oder schwimmen und dabei wie Sputnik faul im Wasser herumliegen“, schlug Karlchen Kubatz vor.
    „Schlaf wäre besser“, schaltete sich die Fotografin Barbara ein. Sie hatte während der Kreuz- und Querfahrt durch Berlin mehr als ein Dutzend Filme verknipst. „Also, ich an Ihrer Stelle würde jetzt wirklich versuchen zu schlafen. So ein Fernsehauftritt ist ja schließlich kein Zähneputzen.“
    „Sie sagen es“, meinte Herr Bissegger leise. „Einen gewissen Bammel hätte ich ja auch“, gab der Hotelpage Krauße zu.
    Zwei Minuten später und haargenau im selben Moment, als in der Hotelhalle der Uhrzeiger auf die volle Stunde sprang, klopfte eine rosafarbene Hand an die Tür der Bellevue-Suite in der sechsten Etage.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür, aber nur ein wenig, und in ihrem Spalt erschien ein jüngeres Gesicht mit glatten, glänzenden Haaren, bronzefarbener Haut und langen schwarzen Wimpern. „Nur noch zwei Minuten, der Meister steht sofort zu Ihrer Verfügung.“
    „Macht überhaupt nichts“, entgegnete der Besucher, „ich habe genügend Zeit mitgebracht und kann warten.“
    Er

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