Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
wieder sein Gleichgewicht zurückzugewinnen. „Ein Hellseher, der im voraus kassiert, weil er befürchtet, daß seine Kunden hinterher nicht zahlen, kann sich seine Hellseherei an den Hut stecken.“ Er versuchte also ein kleines Lächeln und meinte: „Was Sie mir über meine Vergangenheit sagen, kann ich kontrollieren. Andererseits bin ich aber auf meine Zukunft besonders neugierig.“
    „Well“, meinte der Meister mit einem gütigen Lächeln. „Der Weise sagt, mit begnadeten Augen siehst du den Regenbogen hinter dem Berg.“ Er lehnte sich jetzt gleichfalls in seinen Sessel zurück, faltete die Hände vor dem Kinn und schloß die Augen. „Denken Sie jetzt nur noch an sich selbst. Nur an sich selbst. Ja, so ist es gut, ich fühle bereits das kosmische Feld zwischen uns.“ Er senkte ein wenig seinen massigen Schädel. „Was Sie hier auf dem Schreibtisch ausgebreitet sehen, das sind lauter sehr alte Palmblätter von den Ufern des Ganges.“
    Neben der flimmernden Glaskugel lag eine Menge hauchdünner Plättchen, wie aus uraltem Holz und mit irgendwelchen Schriftzeichen bemalt.
    „Allein zum Transport dieses Krimskrams braucht der Kerl einen eigenen Koffer“, ging es dem Rosafarbenen durch den Kopf. „Und wie bringt er wohl diese verdammte Glaskugel in seinem Reisegepäck unter?“ Die behaarten Handrücken falteten sich wieder auseinander und näherten sich jetzt den Palmblättern auf dem Schreibtisch. Seine Finger bewegten sich, als ob sie Klavierspielen wollten. Aber dann tasteten sie zögernd und wie suchend über die aus Indien mitgebrachten geheimnisvollen Utensilien.
    „Hier liegt Ihre Vergangenheit und Ihre Zukunft“, sagte die tiefe Stimme ganz leise. „Ich spüre, wie die Erleuchtung in mir aufblüht. Sie wird mir die Hände führen.“ Er griff jetzt nach einem der beschrifteten holzähnlichen Plättchen und schloß hinterher wieder seine farblosen Augen. „Die Zeit Ihrer Jugend sehe ich nicht im Licht der Sonne...“
    Während der korpulente Meister immer tiefer an der Vergangenheit seines Besuchers kratzte und dann einen Blick nach dem anderen in seine Zukunft warf, konnte man zwischendurch immer wieder einmal hören, daß der elegante Sekretär im Nebenraum irgendwelche halblauten Telefongespräche führte. Er hatte vergessen, die Doppeltür hinter sich ganz zu schließen.
    In der Glaskugel, neben der Kunwar Singh immer mehr in Trance versank, konnte unser Mann mit dem falschen Kinnbart deshalb, ohne sich umdrehen zu müssen, durch den offengebliebenen Türspalt gelegentlich den schlanken und eleganten Sekretär beobachten, je nachdem, wo er sich gerade bewegte. Er hatte inzwischen den Telefonhörer wieder aufgelegt und öffnete einen Schrank. Die Tür verdeckte ihn.
    Aber da sie auf ihrer Innenseite einen Spiegel hatte, warf sie das Bild des jungen Mannes in die große Glaskugel auf dem Schreibtisch des korpulenten Meisters. Durch die rotierenden Lichtreflexe waren seine Konturen zeitweise ganz klar und dann wieder verschwommen, dunkel oder von Helligkeit überstrahlt. Trotzdem konnte der Besucher deutlich erkennen, daß der schwarzhaarige Sekretär mehrere Geldbündel in den Händen hielt. Er schien sie flüchtig zu zählen und verschwand währenddessen an einer Stelle des Raums, die durch den Türspalt und die verräterische Spiegelung nicht mehr einzusehen war.
    Der Mann, der aussah wie aus Marzipan gemacht, hatte ein undurchdringliches Pokergesicht aufgesetzt. Er veränderte es auch nicht, als ihm der Meister schon für die nahe Zukunft Verluste und Ärger prophezeite.
    „Schauen Sie sich Ihre Partner genau an, bevor Sie Verträge mit ihnen schließen, Sie könnten betrogen werden. Aber auch Verluste durch Einbruch und Diebstahl sind angezeigt. Wenn Sie auf Reisen sind, lassen Sie nichts im Zimmer herumliegen, geben Sie Wertsachen in den Hotelsafe…“
    „Ach wissen Sie“, lächelte der Besucher mit dem falschen Bart, obgleich sein Herz einen kurzen Augenblick lang schneller geschlagen hatte. „Ich habe mich noch nie mit einem Hotelsafe eingelassen, und ich bin immer gut dabei gefahren.“
    „Wir halten es allerdings genauso“, erwiderte der indische Fleischberg und lachte ganz überraschend aus vollem Hals. Sein schwammiger Körper wackelte wie Gelee. Er erhob sich schwerfällig. Im selben Augenblick erschien sein piekfeiner Sekretär wieder in der Tür zum Schlafzimmer. Er klopfte mit der Zigarette auf das Glas seiner Armbanduhr.
    Aber der dicke Hellseher aus Indien schien ihn

Weitere Kostenlose Bücher