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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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an Schönheit übertreffen. Und sogar deine Tante Lily! Streue einfach eine Prise in deinen Tee.
    Inzwischen war Rose bis zur untersten Stufe zurückgewichen und konnte die Eisenstäbe des Gitters nicht mehr sehen. Was immer da unter dem Keller steckte, irgendwoher wusste es von Tante Lily und von Roses sehnlichsten Wünschen.
    Leise richtete sie sich auf und packte das Hexerauge.
    Beim Herausnehmen des Gefäßes entdeckte sie dahinter im Regal noch ein weiteres Glas, das leer war bis auf eine Muschelschale, die an den Rändern glühte. Das Wort
Venustinktur
war in zierlichen Großbuchstaben auf das Etikett gemalt.
    Was würde sie nicht alles geben, um hübsch zu sein wie Tante Lily – Selbstbewusstsein auszustrahlen, bedeutend zu sein, jeden nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, dachte Rose. Alle Mädchen waren verrückt nach Tymo, weil er so gut aussah. Wenn sie selbst auch auf einmal umwerfend aussehen würde? Würden die Jungen an der Schule dann ihr wie verrückt nachlaufen? Wahrscheinlich.
    Rose verlor sich einen Moment in Gedanken und stellte sich vor, wie sie durch die Korridore der Schule schlenderte und alle sich nach ihr umdrehten. Die Schüler riefen hinter ihr her und wollten sie zur Freundin haben, anstatt sich über sie lustig zu machen und sie
Backerbse
zu nennen.
    Die Mitschüler – und ebenso die Lehrer! – würden an ihren Lippen hängen und nähmen alles, was sie sagte, ernsthaft zur Kenntnis. Ihre Brüder wären vielleicht endlich netter zu ihr. Und ihre Eltern würden ihr vertrauen, sie auch mehr aus dem alten Backbuch backen lassen und ihr alles beibringen. Oder vielleicht würde sie die Bäckerei gar nicht mehr brauchen, wenn sie hübsch war. Sie würde Calamity Falls verlassen, hinausziehen und die Welt erobern –
    »Rose! Nun
mach
schon!«, hörte sie Tymo aus der Küche rufen.
    Ihre Brüder. Sie brauchten sie.
    Rose warf noch einen Blick auf die Venustinktur und auf den Nebel, der zu ihr gesprochen hatte. »Nein danke«, flüsterte sie und stieg mit dem Hexerauge die Kellerstufen hinauf. »Jetzt nicht.«

    Als Rose aus dem Kühlraum kam, waren Tymo und Basil gerade damit fertig, säckeweise Mehl und viele Teelöffel Backpulver in die riesige Metallschüssel des Standmixers zu schütten.
    »Das reicht für vierundvierzig Kuchen«, verkündete Basil. »Wir haben ausgerechnet: Wenn wir ein Kuchenstücke für jeden Bewohner der Stadt machen wollen, also für ungefähr zweitausendzweihundert Leute, und man aus jedem Kuchen ungefähr fünfzig dünne Stücke herauskriegt, dann sind vierundvierzig Kuchen ungefähr genug …« Er zeigte ihr ein Tortendiagramm, das er gezeichnet hatte.
    »Gute Arbeit, Basil.« Rose stellte das mit Stacheldraht umwickelte Einmachglas auf die Anrichte, und das Auge hüpfte in dem gelblichen Konservierungssaft auf und ab. Seine Iris hatte die Farbe von Lavendel, und am Augapfel befand sich ein knotiger, blauer Schweif – Rose wusste, dass das der Sehnerv war, der Strang von Nerven, der das Auge mit dem Gehirn verband. Das Auge war gleichzeitig schön und grausig.
    Basil zuckte zusammen, als er das eingemachte Auge sah. »Igitt! Was ist denn
das
?« Er zitterte, als er das Glas hochhob. Das Auge rollte herum, hob das Lid und starrte Basil in dem durch die verdunkelten Küchenfenster dämmrigen Licht durchdringend an. »Wo hast du das denn her?«
    Rose nahm ihm das Glas weg, damit er es nicht fallen ließ. Sie wollte Tymo von der Stimme erzählen, aber nicht vor Basil. »Gib es mir.«
    »Mom und Dad haben noch mehr … exotisches Zeug«, sagte Tymo. »In einem geheimen Vorratsraum. Wir zeigen ihn dir später.«
    »So«, sagte Rose, »die entscheidende Frage ist, wie bringen wir das hässliche Ding zum Weinen?«
    Tymo legte einen Arm über die Brust und rieb sich das Kinn mit der anderen Hand. »Hmm«, sagte er. »Also, erst mal sollten wir es aus dem Glas nehmen und über den Teig halten, damit wir die Tränen auch gleich auffangen können.«
    »Gute Idee«, sagte Rose und reichte Tymo das Glas.
    »O nein – ich rühr das Ding nicht an«, sagte Tymo total angewidert.
    »Du sagst doch immer, dass du mehr einbezogen werden willst, Basil.« Rose schob das Gefäß ihrem kleinen Bruder zu. »Das ist deine Chance.«
    Basil kreischte nur und schlug die Arme vor seine sommersprossigen runden Wangen.
    »Na gut!« Mit finsterer Miene bog Rose den Stacheldraht zurück, dann öffnete sie die Verschlussklammer des Einmachglases.
    Der Gestank nach dem Öffnen des Glases war

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