Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)
Aggression ein Anzeichen für unausgewogene Energie ist, wird sie leider häufig einer Handvoll Rassen zugeschrieben, unabhängig von Verhalten oder Temperament eines einzelnen Hundes. Manchmal zählt es nicht einmal, ob der Hund ein reinrassiges Mitglied einer bestimmten Rasse ist; wenn er aussieht wie eine aggressive Rasse, gilt er als aggressiv, Punkt. Ein trauriges Beispiel dafür ist Lennox. Er war ein Mischling in Großbritannien, der entfernt an einen Pitbull erinnerte und nie durch aggressives Verhalten aufgefallen war. Nur aufgrund seines Rassetyps wurde er vom Belfaster Stadtrat beschlagnahmt und 2012 trotz internationaler Proteste schließlich getötet. Machen Sie sich also unbedingt vor der Anschaffung des Hundes kundig, welche Rassen in Ihrer Wohngegend unter derartige Einordnungen und Gesetze fallen würden.
Bedenken Sie auch eventuelle Gesundheitsprobleme, für die bestimmte Rassen bekannt sind, wie Hüftdysplasie beim Deutschen Schäferhund oder Schilddrüsenprobleme beim Deutschen Spitz. Auch hier gilt: Je reinrassiger der Hund, desto wahrscheinlicher das Auftreten rassetypischer Probleme. Recherchieren Sie die möglichen Behandlungskosten im schlimmsten Fall und addieren Sie sie zu den Anschaffungskosten des Hundes.
Wenn Sie sich die Zeit nehmen, sich über die verschiedenen Rassen und ihre Bedürfnisse, Probleme und Energieniveaus zu informieren, haben Sie eine viel genauere Vorstellung von dem, was Sie suchen. In der Folge können Sie eine verantwortungsbewusste Wahl treffen.
EINSCHÄTZUNG DES HUNDES 3:
Das richtige Energieniveau
Ich habe nun schon mehrfach darauf hingewiesen, dass Sie einen Hund mit der passenden Energie für Ihre Familie aufnehmen sollten, aber wie stellt man das natürliche Energieniveau eines Hundes fest? Ein Besuch in einem Tierheim, wo die Hunde in Käfigen gehalten werden, kann irreführend sein, weil ein Hund in einer solchen Situation frustrierte, nervöse Energie aufbaut, die seiner eigentlichen Natur nicht entspricht.
Fragen Sie daher die Mitarbeiter des Tierheims nach Hunden, die Sie interessieren. Sie haben meist einige Zeit mit allen Hunden verbracht und haben eine genauere Vorstellung von ihrem allgemeinen Temperament und Verhalten. Sie kassieren keine Provision für die Vermittlung und wissen, dass die Tiere meist wieder bei ihnen landen, wenn sie nicht in die Familie passen, also ist es in ihrem Interesse, eine ehrliche Auskunft zu geben.
Fragen Sie zum Beispiel nach, wie sich der Hund mit Mitarbeitern und anderen Hunden verträgt, wie er sich bei Mahlzeiten und beim Gassigehen verhält, wie er auf Besucher reagiert, die an den Käfig kommen, ob er Probleme mit bestimmten Menschen wie Kindern oder Männern hat.
Wenn Sie meinen, ein Hund könnte passen, sollte die gesamte Familie zum Kennenlernen ins Tierheim fahren. Die meisten Tierheime arrangieren so etwas gern und verfügen über einen Bereich, in dem sich die Familie und der Hund ohne Leine beschnuppern können. Das Beobachten des Hundes außerhalb des Zwingers mit einem gewissen Maß an freier Bewegung kann Ihnen ebenfalls eine Menge verraten. Lässt sich der Hund leicht ablenken? Untersucht er jede neue Person oder scheint er auf eine fixiert zu sein? Markiert er sofort überall sein Revier? Ist er aufgeschlossen oder schüchtern? Ist er ständig in Bewegung oder beruhigt er sich schnell und strahlt ruhige, gefügige Energie aus?
Falls das Tierheim es erlaubt, lassen sich Energie und Persönlichkeit eines Hundes am besten auf einem Spaziergang einschätzen, einer „Probefahrt“ sozusagen. So erfahren Sie, ob der Hund an der Leine zieht oder versucht, Sie zu führen. Wenn Sie so lange mit ihm spazieren gehen können, dass er richtig ausgetobt ist, können Sie auch sein wahres Temperament außerhalb des Zwingers besser einschätzen.
Am wichtigsten ist es jedoch, während des gesamten Prozesses möglichst objektiv zu bleiben. Sie haben später noch genügend Zeit, sich in den Hund zu verlieben, aber das ist wesentlich einfacher, wenn Sie zuerst den richtigen Hund finden. Schnell verguckt man sich in den ersten Hund, der einem ins Auge springt, und nimmt ihn dann aus Schuldgefühlen mit, weil man ihn nicht im Tierheim zurücklassen will, aber oft ist das die falsche Entscheidung. Sie sollten wirklich keinen energiegeladenen Bernhardinerwelpen aufnehmen, wenn Sie in einer Einzimmerwohnung leben und zwölf Stunden pro Tag arbeiten.
Ein Hund ist weder ein Spielzeug noch ein Möbelstück, sondern eine
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