Die Glücksformel für den Hund: 98 Tipps vom Hundeflüsterer (German Edition)

es wichtig, zunächst noch eine Weile in der Vorwärtsbewegung zu bleiben, bis beide Hunde ihre Energie verbraucht haben.
    Nun können Sie beide Tiere nach Hause führen. Wieder gehen die Menschen zuerst hinein und rufen dann die Hunde herein. Die restliche Einführungsprozedur bleibt gleich, allerdings können Sie den älteren Hund jetzt von der Leine nehmen, sofern er den neuen Hund nicht zum Spielen auffordert. In diesem Fall sollten beide Hunde angeleint bleiben. Zwar ist so eine Spielaufforderung ein sehr gutes Zeichen dafür, dass sie sich gut verstehen werden, doch sollten Sie das Spielen als Belohnung reservieren, wenn der neue Hund seine Aufgabe erledigt hat, Ihnen zu folgen und sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen.
    Wenn Sie diese Vorgehensweise beim Einführen eines neuen Hundes in Ihr Rudel beherzigen, sorgen Sie für einen optimalen Start, indem Sie von Anfang an Ihre Position als Rudelführer demonstrieren und Regeln und Grenzen aufstellen. Sie haben später noch viel Zeit für Zuwendung, Spaß und Spiele – ein Leben lang sogar. Doch alles, was Sie an diesem ersten Tag tun, wirkt sich auf alles aus, was danach kommt. Es lohnt sich auf jeden Fall, es richtig anzugehen.

KAPITEL 7
    Veränderungen im Leben meistern

    V eränderungen sind unvermeidliche Bestandteile unseres Lebens. Ein neues Zuhause, ein Baby oder ein neuer Partner sind nur einige Beispiele dafür. In Zeiten von Veränderungen und Unsicherheit ist es wichtig, nach vorne zu sehen. Denken Sie bei Ihren Plänen an Ihren Hund – Umbrüche gehen auch an ihm nicht spurlos vorüber. Nach meiner Erfahrung kommen Hunde damit besser zurecht als Menschen, denn sie gehören zu den anpassungsfähigsten Geschöpfen überhaupt. Wir Menschen dagegen klammern uns an Gefühle und Erinnerungen. Sie halten uns so gefangen, dass wir entweder in der Vergangenheit leben oder uns vor der Zukunft fürchten, und die Gegenwart … kümmert uns nicht.
    Viele wundern sich darüber, wie schnell ich Ergebnisse bei den Hunden erziele, die ich rehabilitiere. Entscheidend ist dabei: Hunde leben im Augenblick. Sie kennen keine Zukunftsangst. Das ist der Kern ihrer Gefügigkeit. Könnten wir Menschen lernen, das zu schätzen und uns darauf zu konzentrieren, was im Hier und Jetzt geschieht – selbst wenn wir nicht wissen, was die Zukunft bringt –, wäre auch unser Leben so erfüllt wie das der Tiere.
    Vielleicht fragen Sie sich, warum ich in einem Kapitel, das Veränderungen beschreibt und aufzeigt, wie Sie Ihrem Hund dabei helfen können, sie zu bewältigen, über Menschen rede. Ganz einfach: weil die Menschen einer der Hauptgründe sind, warum sich Hunde mit Veränderungen schwer tun. Stehen große Veränderungen an, projizieren wir unsere Gefühle, Sorgen oder Begeisterung auf den Hund. Er wird damit quasi zu unserem Spiegel. Wenn ich zum ersten Mal mit einem Hundehalter arbeite, sage ich immer, dass der Mensch mir die „Geschichte“ mit Emotionen, Dramatik und Bewertungen liefert, während der Hund mir die Wahrheit darüber erzählt, was los ist. Nähere ich mich erstmals einem Problemhund, sehe ich meist folgendes Muster:
     
    Menschen =
    Geschichte + Gefühle + Energie + Bewertung + Vergangenheit/Zukunft
    Hund =
    Wahrheit + Spiegel der Menschenenergie + keine Bewertung + Gegenwart
    Scheidung, Tod, Geburt und neue Beziehungen sind nur einige der Veränderungen im Lauf eines Lebens. Sie wirken sich auf Menschen aus, und diese wiederum haben eine Wirkung auf die Hunde. Ihr Vierbeiner kennt Ihre Lage nicht, er weiß nur, dass sich Ihre Energie geändert hat.
    Zwar gibt es Hunderte Ratgeber für Menschen in solchen Umbruchsituationen, aber kaum Bücher darüber, wie Hundebesitzer ihren Hunden über lebensverändernde Ereignisse hinweghelfen können. Mit etwas Vorausplanung und Rücksicht können Sie Ihrem Hund und sich selbst jede Veränderung einfacher machen. Die folgenden Tipps sollen Sie dabei unterstützen.
UMBRUCHSITUATION:
    Das Haus verlassen
    Das Verlassen des Hauses erscheint Ihnen vielleicht nicht wie ein großer Umbruch, wahrscheinlich tun Sie es jeden Tag. Aber sozial agierende Tiere wie Hunde kann es verunsichern, allein gelassen zu werden. In der Natur ist es ungewöhnlich, dass ein Hund das Rudel verlässt. Allein zu Hause bleiben zu müssen, kann bei manchen Hunden sogar Trennungsangst hervorrufen (siehe Kap. 5, Fehlverhalten 9, Trennungsangst). Was Menschen als kleine Veränderung erscheint, kann sich für Hunde wie ein großer Umbruch