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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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müssen jedem Hinweis nachgehen.«
    Kern zuckte die Achseln. »Sie wissen, dass ich allein reise. Ich war allein in meinem Zimmer.« Ein Lächeln schlich sich in seine Augen. »Ich habe keinen Zeugen für meine Aussage, ich kann nur wiederholen, was ich bereits das letzte Mal ausgesagt habe.«

22. Kapitel
     
     
    Solche Männer können bei der Umarmung geliebt werden, weil sie Männern und Frauen beiwohnen können und zuverlässig sind.
     
    Emma brauchte zwei Stunden, um das Leck in der Kühlanlage zu finden und provisorisch zu flicken. Erleichtert schloss sie die Motorhaube und kehrte zurück in den Bus. Sie verstaute den Overall unter dem Beifahrersitz, streifte die Einmalhandschuhe ab und wusch sich die Hände unter dem spärlichen Strahl aus dem Wasserhahn. Sie nahm sich vor, als Erstes den Bus durchchecken zu lassen, wenn sie endlich wieder richtiges Geld verdiente. Das war jetzt das dritte Mal in zwei Monaten, dass sie ihn notdürftig flicken musste.
    Emma setzte sich wieder hinter das Steuer und erreichte fünf Minuten später Mainz. Sie steuerte ihren Bus auf den Parkplatz des Instituts für Physik der Atmosphäre, das in einem Hochhaus mit Glasfassade untergebracht war. Die Frau in der Bibliothek beschrieb ihr umständlich den Weg zum Arbeitszimmer von Miriam Schürmann. Die Physikerin hatte sich das Zimmer mit einem Kollegen geteilt, Uwe Zimmermann, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts.
    Als Emma auftauchte, zeigte sich Zimmermann wenigbegeistert. Sein altertümlicher Schreibtischstuhl ächzte unter seinem Gewicht. Emma erzählte von ihrer Recherche für einen Hintergrundartikel über den Mord.
    »Ich würde mich gern ein wenig umsehen, wenn Sie erlauben«, sagte Emma.
    »Die Polizei hat hier schon alles durchwühlt«, erwiderte er und fuhr sich mit der Rechten über seine Halbglatze. An seinem Handgelenk prangte eine goldene Rolex.
    »Sie würden mir sehr helfen.«
    »Wonach suchen Sie?«, fragte er misstrauisch.
    »Eine Telefonnummer, ein Buch, ein Zeitungsartikel. Irgendetwas, das mir zeigt, was passiert sein könnte.«
    Zimmermann schnaubte. »Glauben Sie wirklich, Sie finden etwas, was die Polizei übersehen hat?«
    »Keine Ahnung«, sagte Emma leichthin. »Aber manchmal entdeckt man mit einem unbefangenen Blick von außen mehr als andere.«
    Zimmermann kniff die Augen zusammen. »Ach, machen Sie, was Sie wollen«, knurrte er dann und wandte sich wieder seinem Computer zu. In den ersten Minuten warf er ihr ab und an einen neugierigen Blick zu, doch dann vertiefte er sich in einen Wust zerknüllten Papiers, in dem er etwas zu suchen schien.
    Emma ging hinüber zu dem freien Schreibtischplatz und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Nachdenklich sah sie sich um. Der schmal geschnittene Raum war weiß gestrichen. Fotos an den Wänden zeigten Wolkenformationen und aufgewühlte Meeresoberflächen. Die beiden Schreibtische waren aneinander gerückt und vor die Wand geschoben, da sie sonst nicht ausreichend Platz gefunden hätten. Beide waren Massenware mit billiger weißer Beschichtung und schlecht gängigen Kunststoffschubladen. Auf Zimmermanns Schreibtisch stapelten sich Papiere, zwischen Arbeitsblätternund einem Kalender mit Eselsohren standen mehrere verklebte Kaffeetassen, daneben eine Flasche Milch, in der ein unappetitlicher weißer Pfropf in einer gelblichen Flüssigkeit schwamm.
    Der zweite Schreibtisch dagegen war penibel sauber. Neben dem Computer standen Ablagekörbe aus schwarzem Metall und ein Drahtkorb mit Stiften. Emma zog die oberste Schreibtischschublade auf. Darin lagen ordentlich gestapelte unbeschriftete Blätter eines einfachen Kopierpapiers, mehrere Umschläge und ein paar lose Briefmarken. Der Inhalt der anderen Schubladen war ähnlich aufregend. Stifte, leere Plastikhefter, Büroklammern, ein Hefter, ein Locher, einige gebrauchte DIN A4-Umschläge. Enttäuscht wandte sich Emma ab und musterte das Regal hinter ihr.
    Zimmermann stieß ein triumphierendes »Wusste ich’s doch« aus und verschwand mit einem Stapel Papieren auf dem Gang.
    Emma lehnte sich zurück und blickte sich um. An der Wand unmittelbar neben ihr klebte ein vergilbtes Bild. Emma schob den Stuhl zur Seite und kniete sich nieder. Auf einem abgenutzten Blatt Papier war eine mittelalterliche Zeichnung von einem Mönch und einer Nonne zu sehen, die nebeneinander saßen und diskutierten. Das Papier wirkte, als hätte Miriam Schürmann die Zeichnung schon viele Jahre in immer wechselnden Räumen an

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