Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
nach. »Nein«, sagte er schließlich.
»Dann bekomm ich keine Genehmigung für einen erhöhten Personaleinsatz«, erwiderte Grieser.
Paul hörte im Hintergrund die Stimme seiner Kollegin.
»Hör mal…«, begann Grieser.
»Ich wollte fragen, ob wir uns in den nächsten Tagen noch mal treffen«, fragte Paul rasch.
Das Schweigen dauerte eine Sekunde zu lang.
»Ich habe im Moment viel zu tun«, erwiderte Grieser ausweichend. »Wenn ich wieder etwas mehr Zeit habe, melde ich mich.«
Obwohl er damit gerechnet hatte, spürte Paul die Enttäuschung. Er beendete das Gespräch und drückte das Gaspedal durch, bis der Motor aufheulte.
Grieser klappte sein Handy zusammen. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, als er Pauls Nummer auf dem Display gesehen hatte. Er hatte überlegt, das Gespräch nicht anzunehmen. Aber das wäre ihm feige vorgekommen. Als er die Enttäuschung in Pauls Stimme hörte, war er kurz davor, nachzugeben. Nur allmählich drang die Stimme seiner Mitarbeiterin in sein Bewusstsein.
»Alles in Ordnung?«, fragte Sabine Baum.
Grieser rang sich ein Lächeln ab und steckte das Handy ein.
»Meine Schwester«, sagte er. »Sie heiratet in zwei Wochen und fragt sich auf einmal, ob sie wirklich mit den Marotten ihres künftigen Mannes leben kann.« Er lachte und ignorierte die Skepsis in ihrem Blick. »Was ist mit Kern?«
»Kommt gleich«, erwiderte Baum und warf einen Blick auf die Turmuhr der Klosterkirche.
»Also los!« Grieser ging ins Gästehaus voran. Nach der Freigabe des Gästehauses für neue Gäste des Klosters hatten sie das Refektorium geräumt. Sie führten nun die Befragungen in einer der Gästeküchen durch. Eine Kommode hatten sie beiseitegeschoben, um genug Platz für Tisch und Stühle zu haben.
Grieser ging zu der altmodischen Kaffeemaschine, füllte Wasser ein und löffelte Kaffeepulver in den Filter. Wenige Minuten später breitete sich ein angenehmer Geruch aus. Sabine Baum blätterte die Notizen der letzten Befragung durch.
»Warum willst du Kern noch mal befragen?«, wollte die Oberkommissarin wissen.
»Ich will herausfinden, ob er wirklich direkt nach Heidelberg gefahren ist«, erwiderte Grieser.
»Zeitlich würde es hinkommen. Er war noch am Kiosk, hat was gegessen und ist dann weitergefahren.«
»Ein Zeuge hat sich bei den Kollegen gemeldet«, sagte Grieser. »Ein alter Mann, der nachts nur schlecht schlafen kann und manchmal spazieren geht. Er hat gegen 3 Uhr morgens in der Nähe des Klosters einen dunklen Audi parken sehen mit Frankfurter Nummer.«
»Der Mietwagen von Kern?«, fragte Baum zweifelnd.
»Vielleicht«, erwiderte Grieser.
»Es gibt mit Sicherheit ziemlich viele dunkle Audis in Frankfurt«, wandte Baum ein. »Hat der Zeuge noch etwas anderes gesehen, was uns weiterhelfen könnte?«
Grieser schüttelte den Kopf. Unzufrieden musterte Sabine Baum die Unterlagen der Befragung. Das Röcheln der Kaffeemaschine erfüllte die Stille.
Grieser ging zum Fenster und öffnete einen Flügel. Die Sonne hatte sich hinter einer undurchdringlichen Wolkenschicht verkrochen. Der Geruch von frühlingshaftem Nieselregen strömte in den Raum.
Es klopfte. Baum antwortete mit einem knappen Ja und ging Kern entgegen. Der großgewachsene Arzt betrat den Raum mit einem kurzen Gruß. Stirnrunzelnd sah er sich um.
»Wir haben noch ein paar Fragen an Sie«, sagte die Oberkommissarin und deutete auf einen der Holzstühle.
»Kaffee?«, fragte sie. Als Kern zustimmte, brachte sie ihm und Grieser eine Tasse schwarzen Kaffee. »Bitte schildern Sie uns nochmals den Ablauf des Vorabends von Palmsonntag, nach dem Abendessen im Gäste-Refektorium des Klosters«, sagte sie dann.
»An dem Abend haben wir gemeinsam im Gästehaus zu Abend gegessen«, begann Kern widerwillig.
Grieser nahm seine Tasse und setzte sich schräg hinter ihn. Kern erzählte dieselbe Geschichte wie beim letzten Mal. Es gab nur wenige Abweichungen. Baum fragte an dereinen oder anderen Stelle nach, doch es ergaben sich keine Unstimmigkeiten.
»War’s das?«, fragte Kern schließlich und leerte seine Tasse in einem Zug.
»Es gibt einen Zeugen«, begann Grieser. Seine Kollegin warf ihm einen warnenden Blick zu. »Der hat gegen 3 Uhr morgens einen dunklen Audi mit Frankfurter Nummer in der Nähe des Klosters parken sehen.«
»Ich lag zu dieser Uhrzeit in meinem Bett im Gästehaus des Heidelberger Klosters Altdorf«, erklärte Kern unfreundlich. »Das wissen Sie doch.«
Grieser musterte ihn nachdenklich. »Wir
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