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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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bewegen, in ihre Zimmer zurückzukehren.
    Noch im Gang streifte sich Grieser einen weißen Schutzoverall über und stülpte über seine Schuhe Plastiküberzieher. Die Tür stand halb offen, und in dem nur wenige Quadratmeter großen Zimmer drängten sich die Rechtsmedizinerin, ein Fotograf und Kramer von der Spurensicherung.
    Der Tote lag auf dem zerwühlten Bett. Matratze und Bettwäsche waren dunkel vor Blut, doch der Boden war trocken. Ein metallischer Geruch erfüllte den Raum. Der ermordete Mann war mit groben Stricken an sein Bett gefesselt worden. Sein Gesicht war verzerrt, und seine Gesichtszüge wirkten durch den weit offenstehenden Mund entstellt. Zwischen seinen Zähnen quoll etwas Blutiges und Fleischfarbenes heraus. Grieser zog die Augenbrauen zusammen und warf einen Blick zur Rechtsmedizinerin, die über den Toten gebeugt stand und seine Augen untersuchte.
    »Was ist das?«, fragte er und deutete mit dem Kinn auf das Gesicht des Toten.
    Barbara Purer richtete sich auf. Sie hob wortlos die Bettdecke. Griesers Blick fiel auf den Unterleib des Ermordeten. Erschreckt starrte er auf eine schwarz verkrustete Wunde inmitten dunkler Schamhaare. Der Täter hatte das Geschlecht seines Opfers abgeschnitten.
    »Er hat ihm seinen Schwanz in den Mund gestopft?«, fragte Grieser und schluckte.
    »Sieht so aus«, erwiderte Purer kühl.
    Grieser verzog angewidert das Gesicht.
    »Und nicht nur das«, fuhr Purer fort, die noch immer die Bettdecke festhielt. Grieser machte einen weiteren Schrittauf den Toten zu und zwang sich, die klaffende Wunde näher zu betrachten. Dann sah er, dass oberhalb der Schamhaare eine frische Brandwunde zu sehen war – in Form eines Eselskopfes.
    Grieser stöhnte.
    Purer legte die Bettdecke behutsam zurück.
    Grieser wandte sich ab und sah sich im Zimmer um. Es war ebenso einfach ausgestattet wie die anderen Zimmer im Gästehaus, persönliche Gegenstände waren kaum zu sehen. Aufatmend betrat er den Flur, wo Baum auf ihn wartete.
    »Du hast dir das Opfer schon angesehen?«, fragte Grieser. Unauffällig wischte er sich einige Schweißperlen von der Stirn.
    Seine Kollegin nickte.
    »Trägt ebenfalls einen Eselskopf«, knurrte Grieser.
    »So ist es«, sagte die Oberkommissarin. »Aber es hätte ohnehin niemand daran gezweifelt, dass die beiden Toten auf das Konto desselben Täters gehen.«
    »Spricht gegen eine sexuell motivierte Tat. Es sei denn, wir haben es mit einem bisexuellen Menschen zu tun.«
    Grieser streifte den weißen Overall ab und zog den Plastikschutz von seinen Schuhen. Er trat an eines der Flurfenster und sah hinunter auf den Klosterhof, der im aufkommenden fahlen Tageslicht verlassen dalag. Grieser öffnete einen Fensterflügel und sog aufatmend die kühle Morgenluft ein. Baum trat neben ihn. Sie hatte beide Hände in den Taschen ihrer Jeansjacke vergraben.
    »Hertl«, sagte sie nachdenklich. »Ich hätte nicht gedacht, dass er das nächste Opfer sein würde. Das war’s dann wohl mit unserer Theorie.«
    »Er hat recht gehabt«, erwiderte er dumpf.
    Baum sah in fragend an.
    »Der Journalist«, sagte Grieser und wandte sich wiederdem Fenster zu. Die beiden Beamten, die als zusätzliche Streife für diese Nacht eingesetzt waren, verkrochen sich vor dem feinen Nieselregen in den Schutz des Kirchenportals.
     
    Als Schwester Lioba auf dem Weg zum Morgengebet das Polizeiaufgebot sah, ahnte sie, dass ein weiterer Mord geschehen war. Sie war kaum in der Lage, die Psalmen zu singen. Ihre Stimme zitterte. Schwester Heidrun musterte sie mit besorgtem Blick. Schwester Lioba wich ihrer Fürsorge aus und eilte von der Kirche direkt ins Refektorium. Beim Frühstück wurde wie immer nicht gesprochen, doch es war ungewöhnlich unruhig. Die Schwestern schienen zu spüren, dass das Kloster nicht nur finanziell an einem Scheideweg stand. Zwei Morde in kürzester Zeit im Gästehaus, das würde nicht ohne Spuren an der Gemeinschaft vorübergehen.
    Schwester Lioba trank rasch eine Tasse Kaffee, sie mochte nichts essen. Sie wich allen Versuchen ihrer Stellvertreterin aus, mit ihr zu sprechen, und machte sich auf, um direkt ihr Zimmer aufzusuchen für die Zeit des privaten Gebets. Gerade als sie die Tür des Speisesaals erreichte, erklang hinter ihr die Stimme von Schwester Beatrix.
    »Ehrwürdige Mutter«, rief sie und eilte hinter ihr her. Schwester Lioba hielt inne.
    Als Schwester Beatrix sie erreichte, wirkte sie besorgt und aufgelöst zugleich. Ein Marmeladefleck glänzte auf ihrer Brust.
    »Was

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