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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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schwieg. Seine Gestalt strahlte eine Energie aus, die Emma verblüffte.
    »Wissen Sie, was mich wundert?«, sagte er unvermittelt.
    Emma schüttelte den Kopf.
    »Kein Mensch scheint sich dafür zu interessieren, was die Handschrift eigentlich wert ist«, sagte er und schüttelte bedächtig den Kopf, »Geld, meine ich.«
    »Wie viel denn?«, fragte sie.
    »Mehrere Millionen Euro«, erwiderte Hertl und schnaubte. Emma starrte ihn an. Erneut beschlich sie ein ungutes Gefühl. Sie musste an das Modell im Arbeitszimmer ihres Vaters denken.
    »Sie haben gesagt, wir sprechen morgen weiter«, fuhr sie rasch fort und versuchte den unangenehmen Gedanken abzuschütteln. »Wie wäre es mit Frühstück beim Italiener? Neun Uhr?«
    Hertl zögerte. Dann nickte er ihr wortlos zu und wandte sich ab.
    »Markus«, rief Emma ihm nach. Sein Vorname fühlte sich noch fremd an. Hertl blieb stehen und musterte sie erstaunt.Emma bereute es bereits, ihrem Impuls gefolgt zu sein. Es fiel ihr schwer, seinem Blick standzuhalten, und sie spürte, wie Röte in ihre Wangen stieg.
    Dann sah sie, wie ein Lächeln in seinen Augen aufblitzte. Das gab ihr den Mut, noch einige Schritte auf ihn zuzugehen. Emma erwiderte sein Lächeln und blickte ihn herausfordernd an. Als sie ihren Kopf dicht an sein Gesicht brachte, kam er ihr entgegen.
    Der Kuss schmeckte süß und innig. Emma spürte, wie ihr Herz weit wurde und die Beklemmung der vergangenen Tage von ihr wich. Für einen Moment erwog sie, ihn zu fragen, ob er mit ihr die Nacht verbringen wolle. Doch der Gedanke an den hellhörigen Bus und das Gästehaus eines Klosters hielt sie davon ab. Behutsam löste sie sich von ihm und trat einen Schritt zurück.
    »Gute Nacht«, flüsterte sie, »schlaf gut. Wir sehen uns morgen.«
    Hertl erwiderte ihr Lächeln. Für einen Moment schien die Anspannung auch von ihm abzufallen.
    »Schlaf gut«, hörte sie ihn leise rufen. Emma wandte kurz den Kopf und winkte der Gestalt zu, die jenseits der Lichtkegel mit der Dunkelheit verschmolz.
    Emma schritt rasch auf die Klostermauer zu, in dessen Schatten der Fußweg zum Parkplatz verlief. Leichtfüßig lief sie durch die Nacht, ohne sich umzusehen. Sie hatte die halbe Klosteranlage umrundet, als vor ihr aus der Dunkelheit unvermittelt eine dunkle Gestalt auftauchte. Abrupt blieb sie stehen und sah sich hastig um. Ihre Gedanken überschlugen sich, und sie überlegte fieberhaft, wie lange sie brauchen würde, um zur Straße zurückzukehren. Dann hörte sie ein kaum wahrnehmbares Klicken, begleitet von einem dumpfen Vibrieren. Sie sah, wie der Mann etwas an seine Lippen hob und zu flüstern begann. Erst da erkanntesie, dass ihr ein Beamter in Zivil gegenüberstand, der Meldung machte. Erleichtert ging sie an ihm vorüber und erwiderte seinen prüfenden Blick mit einem freundlichen Nicken.
    Grieser war offenbar doch Pauls Vorschlag gefolgt und hatte die Streifen rund um das Kloster verstärkt. Emma war erleichtert, als sie ihren Bus erreichte. Sie startete den Motor und steuerte ihren Bus auf die Straße. Wenige Minuten später hatte sie auf der anderen Seite der Nahe ein ruhiges Wohngebiet in den Randbezirken von Bingen erreicht.

KARFREITAG

23. Kapitel
     
     
    Ihre gewohnte Art, die in ihren Schenkeln sich befindet, ist mehr windig wie feurig, und sie können deshalb Enthaltsamkeit üben, weil der starke Wind, der in ihren Schenkeln ist, das Feuer in diesen bändigt und mildert.
     
    Der Anruf riss Grieser aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Einer der Streifen vor dem Kloster hatte ungewöhnliche Geräusche gehört. Der Polizist hatte zu seiner Überraschung die Tür des Gästehauses unverschlossen vorgefunden. Er war eingetreten und hatte sich von Zimmer zu Zimmer vorgearbeitet, bis er in einem Zimmer im ersten Obergeschoss einen toten Mann fand, der wenige Minuten zuvor gestorben war.
    Als Grieser seinen Dienstwagen auf den Klosterhof lenkte, dämmerte es bereits. Fröstelnd schlug er den Kragen seines gefütterten Anoraks hoch, als er den Wagen verschloss und über den Hof eilte. Eine Schwester kreuzte seinen Weg und musterte beunruhigt das Polizeiaufgebot. Grieser warf einen Blick zur Klosterkirche, in der Licht brannte und deren Glocken zum Morgengebet riefen. Es war kurz vor 6.00 Uhr.
    Sabine Baum empfing ihn in der Tür des Gästehauses und begleitete ihn wortlos zum Fundort der Leiche. Auf demGang standen mehrere schlaftrunkene Gäste in Morgenmäntel gehüllt. Ein uniformierter Beamter versuchte sie dazu zu

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