Die Goblins 01 - Die Goblins
begraben worden.
»Na, das ist doch mal ein ordentlicher Drachenhort!«, lobte der Zwerg. »Das ist schon mehr nach meinem Geschmack!« Rasch entzündete er die Laterne und nahm sein Kartografiezeug wieder heraus. Als Jig das Seil einholte, maß Darnak bereits zufrieden die Breite des Tunnels mit Schritten ab.
»Exakt fünfundzwanzig Schritte. Drei oder vier Schritt Spielraum eingerechnet, hat das Biest immer noch eine recht nette Spannweite.«
Der Tunnel war zwar breit, doch die Decke befand sich nur ein paar Fuß über Barius’ Kopf. Sollte Straum sich entschließen, einen frühmorgendlichen ›Ausflug‹ zu unternehmen, gäbe es keinen Platz für die Gruppe, sich zu verstecken. Tatsächlich könnten sie sogar von Glück reden, wenn der Drache sie auf seinem Weg nach draußen nicht zerquetschte.
»Beeilt euch!«, drängte Barius. »Mein Bruder kann nicht weit sein. Wir sind schneller marschiert als er, und bald wird er wieder in greifbarer Nähe sein.« Mit einem dünnlippigen Lächeln fügte er hinzu: »Und freundlicherweise hat er mich zu Straums Schatz geführt. Für diese Gunst werde ich vielleicht. Milde walten lassen.«
Vielleicht empfing Straum sie auch mit offenen Armen und überreichte Barius das Zepter der Schöpfung als Geburtstagsgeschenk, doch Jig bezweifelte es. Er dachte darüber nach, ob der Tod durch Drachenfeuer ein schneller sein mochte. Feuer war eine schmerzhafte Art, aus dem Leben zu scheiden, doch die Geschichten berichteten, dass Drachenatem so heiß war, dass vom Opfer nach wenigen Sekunden nur noch ein Häuflein Asche übrig war.
»Sollte ich nicht besser hierbleiben, um den Einstieg im Auge zu behalten?«, schlug Jig nervös vor. »Um sicherzugehen, dass uns nichts folgt.« Und um wie ein Angsthase wegzulaufen, wenn Straum den Rest von euch tötet. »Gegen den Drachen wäre ich euch ja sowieso keine große Hilfe«, ergänzte er und versuchte, hilfreich zu klingen.
»Du bleibst bei uns.« Die Entschlossenheit in Barius’ Stimme zerquetschte Jigs zartes Hoffnungspflänzchen. »Wenn du auch für sonst nichts zu gebrauchen bist, so wird der Drache vielleicht doch wertvolle Sekunden mit dir vergeuden und uns so die Zeit geben, unseren Angriff durchzuführen. Darin liegt deine Nützlichkeit, Goblin.«
»Oh.« Danach war er zu deprimiert, um noch etwas zu sagen.
Als sie tiefer in den Tunnel eindrangen, nahm die Temperatur zu. Wie sah ein Drachenhort überhaupt aus? Eine Kreatur, die Feuer atmete, würde ihr Heim wahrscheinlich so warm wie möglich halten wollen. Würden da Fackeln und große Feuer sein? Drachen hatten normalerweise große Haufen von Schätzen, die sie als Nest benutzten, hieß es. Das hörte sich zwar unbequem an, ergab aber einen gewissen Sinn. Vielleicht folgten Drachen derselben Logik wie Jig, wenn er schlief und dabei seine wenigen Habseligkeiten an den Bauch gedrückt hielt. Es fiel den Leuten schwerer, einem Schlafenden etwas zu klauen, wenn sie ihn erst herumdrehen mussten, um ranzukommen.
Nicht dass diese Technik für Jig jemals von besonderer Bedeutung gewesen war. Schon richtig, kein Goblin hatte sich an Jigs Besitztümern vergriffen, während er schlief: Sie hatten ihn immer zuerst geweckt. Wach zu sein und von größeren Goblins aus dem Weg getreten zu werden, war nicht wirklich eine Verbesserung, aber es bedeutete immerhin, dass er wusste, wem er es später heimzahlen konnte.
Wenigstens waren sie wieder auf gutem, solidem Stein. Es ließ sich weit einfacher weglaufen, wenn der Boden unter den Füßen sich nicht bewegte und die Wurzeln nicht auf Zehen scharf waren.
Jigs Ohren zuckten. Er hörte etwas weiter vorn, zu leise, um es zu identifizieren. Eine Art Flüstern. Zu weich und rhythmisch, um von Stimmen herzurühren. Dennoch war es vertraut. Er fingerte nervös an einem seiner Fangzähne herum, während sie weitergingen.
»Ich sehe etwas«, sagte Darnak. Er hob die Laterne hoch und richtete ihren Lichtstrahl nach vorn.
Bald darauf konnte Jig es auch sehen, ein schwaches blaues Leuchten, das weiter hinten im Tunnel seinen Ursprung haben musste. Auf ein Nicken von Barius hin verdunkelte Darnak die Laterne.
Jigs Augen konnten sich nur langsam an die veränderten Lichtverhältnisse anpassen, aber das machte er mit seinen Ohren wieder wett. Während der vergangenen paar Tage hatte er gelernt, jedes Geräusch zu erkennen, das die Gruppe verursachte. Vom Getrappel von Barius’ Stiefeln über das leise Klatschen von Rianas Sohlen bis hin zum Klingen von
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