Die Goblins 01 - Die Goblins
funkelten auf beiden Tümpeln, und endlich wurde Jig der Zweck jener zwei dekorativen Decken im glänzenden Zimmer und im Thronraum des Nekromanten klar. Straum hatte sie beobachtet, wahrscheinlich schon seit der ersten Konfrontation, als Jig seinen Hauptmann verraten hatte.
Während Jig gegen eine neue Woge der Furcht ankämpfte, deutete Straum auf eine Wand voller Laternen. »Seht ihr die da, die mit dem Griff, der wie eine nackte, achtarmige Frau geformt ist? Sie hat Erik dem Eunuchen gehört. Er war der Sklave irgendeines östlichen Herrschers. Sobald er sich erst einmal selbst einen Namen gemacht hatte, hat er alles in seinem Besitz umgestaltet und mit einer Art ›Melonenbrüstige nackte Frau‹-Motiv versehen lassen. Ich persönlich finde ja, dass das ein krasses Beispiel von Überkompensation ist.«
Er beugte seinen Kopf zu Barius hinab und fragte: »Sag mir, gibt es unter deinem Volk tatsächlich Frauen mit solchen Proportionen? Und falls es sie gibt, sind sie in der Lage, aufrecht zu gehen wie der Rest deiner Rasse?«
»Und wo in deiner feinen Sammlung bewahrst du das Zepter der Schöpfung auf, oh großartiger Wurm?«, erkundigte sich Barius und ignorierte die Frage.
Straum begann zu lachen. Schaumgekrönte Wellen brandeten über den See, als sich die Brust des Drachen hob; Jig legte die Ohren flach an den Kopf, um den schlimmsten Lärm auszusperren. Es war ein entsetzliches Lachen, eines, das Wut und Verbitterung mit echter Fröhlichkeit vereinte. Straums Kopf und Hals glitten durch den Sand, bis sein Mund nur noch wenige Fuß vom Prinzen entfernt war.
»Das ist Ellnoreins größter Streich. Ein Streich, den er euch ebenso gespielt hat wie mir.« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern; allerdings ließ ein Flüstern aus Straums Mund Barius’ Haar noch immer flattern. »Ich habe es nicht.«
»Nein! Du bist der Wächter!«, protestierte Barius. »Du musst es haben! Das ist ein Trick! Du willst mich übertölpeln!« Sein Kopf ruckte hin und her, als er seine Blicke hektisch über die Regale schweifen ließ.
»Kein Trick, Bruder«, schaltete sich Ryslind ein. »Ellnorein hatte nämlich keine Wahl. Das Zepter musste auch vor den mächtigsten Abenteurern sicher sein, also bestand seine erste Maßnahme darin, das mächtigste Wesen, das er finden konnte, in eine Falle zu locken und einzusperren, hier im Herzen des Berges. In Tausenden von Jahren hat keine Gruppe eine Begegnung mit Straum überlebt.
Ellnorein wusste, wie sich die Dinge entwickeln würden. Er sah die Geschichten von Reichtum voraus, den Ruhm, der Abenteurer aus der ganzen Welt auf der Suche nach dem Zepter anlocken würde, alle fest entschlossen, sich ihren Weg hierher zu erkämpfen. Viele sterben, bevor sie diesen Punkt erreichen. Andere fliehen nach ein paar feindlichen Begegnungen. Einige wenige Glückliche leben lange genug, um das Licht der Sonne wiederzusehen.«
Bei diesen Worten drang ein Grollen aus Straums Kehle. » Sie sehen das Licht der Sonne.« Seine Klauen bohrten sich in den Sand, und Jig konnte sich vorstellen, wie diese Klauen über die Jahrtausende hinweg Abenteurer zu Fleischfetzen verarbeitet hatten. »Ich wurde hier eingesperrt, allein, vor so langer Zeit, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie es sich anfühlt, frei zu sein.«
Wolken heißen Rauchs stiegen aus seinen Nüstern. »Ich kann eine ganze Welt aus Illusion erschaffen, aber ich kann diese Wände nicht zerbrechen. Alle Illusion der Welt kann nichts an der Tatsache ändern, dass ich ein Gefangener bin. Einen gewöhnlichen Berg könnte ich zu Staub zermahlen, doch Ellnorein – möge seine Seele im schaurigsten Eishöllenschlund der Schattenelben schlottern – hat diese Kavernen und Gänge mit dem Zepter geformt. Mit dem Zepter erschaffener Fels widersteht schwächerer Magie, einschließlich meiner eigenen. Nur das Zepter selbst kann mich befreien.«
Ryslind duckte sich an Straums Mund vorbei; wahrscheinlich hatte er Angst, der Drache könnte in seiner Wut einen Feuerstrahl loslassen. »Aus diesem Grund konnte Ellnorein das Zepter nicht hier lassen«, erklärte er. »Straum, der eine magisch erschaffene Kreatur ist, könnte es zwar selbst nicht benutzen, doch wie alle Drachen sammelt auch Straum Gefolgsleute um sich. Oger, Trolle und andere Geschöpfe, die ihr bisher noch nicht gesehen habt. Eines von ihnen hätte das Zepter benutzen können, entweder um den Drachen zu befreien oder für seine eigenen Zwecke. Es musste versteckt werden, aber so gut,
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