Die Goblins 01 - Die Goblins
leuchten. Einmal glaubte Jig, sie sich bewegen zu sehen, wie lumineszierende Würmer, die unter weißer Haut krochen.
Die Arme immer noch herabhängend, begann Ryslind den Raum zu umkreisen. Jig beeilte sich, ihm aus dem Weg zu gehen. Die anderen folgten seinem Beispiel, wenngleich Barius sich alle Mühe gab, die Bewegung beiläufig erscheinen zu lassen.
Ein paar Schritt hinter Riana blieb der Zauberer stehen. »Hier.« Er hob eine Hand und deutete auf eine Stelle in der Wand. Grünes Licht strömte aus seinem Finger und ließ ein Rechteck im Stein hervortreten. Seine Hand ballte sich zur Faust.
Nichts veränderte sich. Ryslind blickte mit zusammengekniffenen Augen auf die Tür. »Ah!« Ein weiterer Lichtstrahl traf die Türmitte und enthüllte ein schmales Schlüsselloch.
»Ich glaube, das liegt im Aufgabenbereich der Elbe. Gibt es sonst noch etwas, Bruder?« Das Licht erlosch, als Ryslind wegging, doch die Tür hinter ihm blieb weiterhin sichtbar.
Jigs riss die Augen auf und legte die Ohren flach an, als ihm klar wurde, warum er sich plötzlich so vor Ryslind fürchtete. Von dem Moment an, als sie durch den Wirbel gekommen waren, war die Stimme des Zauberers nicht mehr dieselbe gewesen. Die Veränderung war so subtil, dass sie Jig zuerst gar nicht aufgefallen war, und er bezweifelte, dass einer der anderen sie überhaupt hören konnte. Aber jedes Mal, wenn Ryslind sprach, war es so, als ob eine zweite Stimme dieselben Worte mit ihm zusammen spräche.
Er streichelte Klecks’ Kopf und Körper und versuchte, die aufgeregte Spinne zu beruhigen. Bildete er sich diese Veränderung möglicherweise nur ein? So, wie er auf den Boden gekracht war, nachdem der Mahlstrom ihn ausgespuckt hatte, konnte es durchaus sein Hörvermögen in Mitleidenschaft gezogen haben. Wenn das jedoch der Fall war, warum hörte er dann nicht dieselbe Verzerrung, wenn die anderen sprachen?
Außerdem war er nicht der Einzige, der sich vor Ryslind fürchtete. Selbst Barius betrachtete seinen Bruder mit wachsamen Augen, und eine Hand ruhte auf seinem Gürtel, dicht beim Griff seines Schwertes. Ob die anderen die Veränderung gehört hatten oder nicht, sie wussten genug, um auf der Hut zu sein.
»Mir geht es gleich wieder gut«, sagte Ryslind ermattet. »Ich habe mich einfach … überanstrengt. Bis ihr das Schloss geöffnet habt, werde ich wieder ich selbst sein.«
Niemand entspannte sich, aber Barius winkte Riana zur Tür. Sie verdrehte die Augen und zog mehrere dünne Metallwerkzeuge aus einem Bündel an ihrem Gürtel. Im Vorübergehen schnappte sie sich die Laterne und ließ den Rest der Gruppe im Dunkeln stehen.
Jig hörte sie fluchend ihre Werkzeuge abtrocknen. Das Kratzen von Metall auf Metall sagte ihm, dass sie ihre Arbeit am Schloss aufgenommen hatte. Er sah ihr jedoch nicht zu; er konnte die Augen nicht von Ryslinds Ringen abwenden.
Denn der Mensch lag offensichtlich im Streit mit sich selbst. Seine Fäuste verknoteten sich ineinander, und seine Halsmuskeln waren so angespannt, dass sie wie Stränge hervortraten. Seine tiefen, unregelmäßigen Atemzüge klangen wie die eines Sterbenden.
Barius war zu Riana getreten, um ihr bei der Arbeit am Schloss über die Schulter zu sehen, doch Darnak blieb dicht bei dem Zauberer. Er wiederholte ununterbrochen Ryslinds Namen. Eine Hand griff nach dem kleinen Hammer, der um seinen Hals hing. Die andere griff nach Ryslind.
Ryslinds Faust schoss vor, und der Zwerg blockte sie mit seiner freien Hand. In der Dunkelheit und mit seinen schlechten Augen war sich Jig nicht ganz sicher, aber er meinte den Zwerg zusammenfahren zu sehen. Was für eine Art Stärke war das, die Darnak dazu bringen konnte? Er beschloss, dieser Frage lieber nicht nachgehen zu wollen.
»Es geht … mir gut«, flüsterte Ryslind.
»’s wär um ein Haar zu viel für dich gewesen, hab ich Recht? «
Ryslind antwortete nicht. Er drehte sich um, und seine Augen verengten sich, als er sah, dass Jig sie beobachtete.
Jig versuchte zu schlucken, aber die Angst steckte in seinem Hals wie ein übergroßer Brocken Fleisch. Er konnte sich nicht dafür entschuldigen, das Ganze mit angesehen zu haben; er konnte nicht einmal Ryslinds wütendem Starren ausweichen. Das matte rote Licht dieser Augen schien ihn zu rufen. Selbst Blinzeln war schwierig geworden, und seine eigenen Augen begannen zu tränen. Das hier war etwas, was über Furcht hinausging. Sein Körper unterstand nicht länger seiner Kontrolle. Was tat Ryslind ihm an? Seine
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