Die Goblins 01 - Die Goblins
sie auch so schwer zu töten. Wie besiegt man jemand, der so viel Erfahrung hat?
»Riana!«, rief Barius. »Wir müssen uns über deine Verletzung unterhalten.«
»Sie werden mich sterben lassen, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete er. Eine ehrliche, wenn auch irreführende Antwort. Sie würden sie nicht sterben lassen . Blieb nur noch abzuwarten, ob Barius oder sein Bruder den Mord eigenhändig ausführten. Jig wettete, dass Ryslind derjenige sein würde.
Als Riana sich anschickte, auf die Menschen zuzugehen, verstärkte Jig seinen Griff und zog sie zurück, sodass sie das Gleichgewicht verlor. Mit der anderen Hand zog er sein Schwert und setzte die Klinge am Ansatz ihres verwundeten Fingers an. Sie sah zurück, und in ihren Augen standen Furcht und die Erkenntnis, verraten worden zu sein.
Jig hatte keine Zeit für Erklärungen. Bevor sie ein Wort sagen konnte, zog er die Klinge mit ganzer Kraft auf sich zu.
Was, wie sich herausstellte, kräftiger als nötig war. Entweder hatte das Gift den Knochen geschwächt, oder aber die Klinge war schärfer, als Jig es gewohnt war. Sein Schwert durchtrennte den Finger glatt und schlitzte dann Jigs eigenen Unterarm auf.
Riana starrte mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf das Blut, das aus ihrem Fingerstumpf strömte.
Jig beobachtete, wie sein eigenes Blut aus dem langen Schnitt in seinem Arm lief. All seine Stärke schwand dahin; seine Beine drohten ihren Dienst zu versagen, das Schwert entglitt seinen Fingern. Schmerz und Schock breiteten sich von seinem Arm im ganzen Körper aus. Er sah Riana an, den Mund zum Sprechen geöffnet, doch er brachte kein Wort heraus.
Ihre Augen verengten sich, und mit ihrer gesunden Hand schlug sie ihm auf die Nase. Als er bis zur Wand zurücktaumelte, erkannte Jig, dass zumindest eine der Legenden wahr war: Elben waren viel stärker, als sie aussahen.
Jig betastete sein pochendes Riechorgan. Blut tropfte aus beiden Nasenlöchern, aber die Nase selbst schien nicht gebrochen. »Gak«, sagte er, als ihm das Blut den Rachen hinunterlief. »Ekelhaft.« Noch widerlicher als Ryslinds Trank. Er hockte sich hin, legte den Kopf auf die Knie und hielt sich mit einer Hand die Nase zu.
Heißes Trippeln auf seinem Rücken entfachte seine Wachsamkeit wieder. Wovor rannte Klecks weg?
Er sah auf und blickte in die Spitze von Barius’ Schwert. Wie ihm schon früher aufgefallen war, handelte es sich bei der Waffe um ein Meisterstück der Schwertschmiedekunst. Die Klinge war vollkommen gerade, und über ihre ganze Länge liefen drei schmale Furchen. Um sie leichter zu machen, vermutete Jig. Was es Barius ohne Zweifel erleichterte, sie in Höhe von Jigs Herz zu halten.
»Wir hätten dich gleich zu Anfang töten sollen, Goblin.«
»Mich?«, fragte Jig. Blöde Frage. Wie viele Goblins siehst du hier unten sonst noch?
»Nur ein paar kurze Momente drehe ich dir den Rücken zu, und schon ziehst du gegen deine eigenen Kameraden blank.«
Die verhaltene Empörung in Barius’ Stimme war so vollendet, dass Jig sich tatsächlich einen Herzschlag lang schuldig fühlte. Allerdings nicht mehr als einen Herzschlag lang. Dann erinnerte er sich wieder daran, warum er es getan hatte.
»Mich?«, wiederholte er verblüfft. »Ich habe gehört, wie du dich mit Darnak unterhalten hast. Lieber ihren Finger abschneiden als …«
Der Prinz machte einen Schritt nach vorn und schlug Jig so hart aufs Kinn, dass er nach hinten fiel. Während er dalag und die Schönheit der Decke bewunderte, fragte er sich, ob es einen Grund gab, noch einmal aufzustehen. Nicht, wenn die Leute weiter auf ihn einprügelten, entschied er. Nein, er würde genau hier liegen bleiben. Wenn die Götter gerecht waren, würden wenigstens ein paar Stücke von Barius’ Schwert am Boden abplatzen, wenn er Jig den Rest gab.
Seine Augen verfolgten einen der blauen Farbwirbel bis zur Mitte der Decke, wo er im Wasser verschwand. Ja, so ist es viel besser. Solange ich mich nicht bewege, tut nichts weh. Daran hätte ich von Anfang an denken sollen. Sie hätten mich umbringen können, und damit hätte ich es hinter mir gehabt. Wenigstens wäre ich dann bequem gestorben.
Er fragte sich, warum Barius so lang brauchte. Vielleicht ist er um sein Schwert besorgt. Jig grinste. Der Prinz wäre sicher schrecklich beleidigt, wenn er seine Waffe an einem einfachen Goblin beschädigte. Das Grinsen erwies sich als Fehler. Der Hieb des Prinzen hatte seine Oberlippe gespalten, und seine Belustigung wich mit einem Zischen des
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