Die Goblins 01 - Die Goblins
zusammen und wartete auf Rianas Wutausbruch, doch diese erste Vierteldrehung hatte genügt. Sie hob ihre Werkzeuge auf und öffnete das Schloss ganz.
»Tritt zurück!«, forderte sie Jig auf. Sobald er in sicherer Entfernung war, zerrte sie die Tür auf und warf Barius einen Blick zu, in dem ebenso viel Verärgerung wie Selbstgefälligkeit lag. Sie zwinkerte unschuldig und fragte: »Haben Eure Majestät sonst noch einen Wunsch?«
Barius gab keine Antwort. Er starrte erschüttert durch die geöffnete Tür in den dahinter liegenden Raum. Seine Lippen bewegten sich, ohne dass ein Laut darüber kam. Und diese Reaktion von einem Mann, der Hobgoblins, Echsenfischen und selbst den Kriegern des Nekromanten furchtlos entgegengetreten war.
Jig spähte durch die Türöffnung. Einerseits hatte er Angst davor zu sehen, welche Monster sie erwarteten; andererseits war es besser, den Feind zu kennen, weil man dann wusste, ob man eine Chance hatte, vor ihm wegzulaufen. Er riss die Augen auf.
Die Tür führte in einen großen, leeren Raum. Boden und Wände bestanden aus demselben schwarzen Marmor, der schon die ganze Zeit über ihr Begleiter gewesen war, aber die Decke wartete mit einem vertrauten Mosaik aus Glasplatten auf. Und wie um Jigs letzten möglichen Zweifel darüber auszuräumen, wo sie sich befanden, ragte in der Mitte des Raumes eine Säule schäumenden Wassers empor.
Von allen Mitgliedern ihrer Gruppe schien Darnak am verwirrtesten. Er schob sich an den anderen vorbei in den Raum und stierte die Säule an, als ob seine bloße Entrüstung sie verschwinden lassen müsse. Er zählte die Platten auf Boden und Wänden und verglich das Ergebnis mit den Anmerkungen auf seiner Karte. Er studierte die Muster an der Decke und versuchte sich davon zu überzeugen, dass sie nicht tatsächlich wieder in genau demselben Raum gelandet waren, der bereits ihr Ankunftsort auf den unteren Ebenen gewesen war.
»Eins siebenundvierzig, eins achtundvierzig, eins neunundvierzig.« Er spuckte auf die letzte Platte, nachdem er zum zweiten Mal nachgezählt hatte. »Wie konnte ich nur so weit danebenliegen?«
Er hatte seine Karte auf dem Boden ausgebreitet, um ihren Weg besser verfolgen zu können. Jig sah ihm über die Schulter und schaute sich die gewundenen Gänge an, die vom Mittelpunkt der Karte aus – diesem Raum – durch verschiedene Tunnel und über etwas, was wohl die Brücke darstellte, den kleinen Fledermäusen nach zu urteilen, die Darnak gemalt hatte, schließlich zu einer Tür in der oberen rechten Ecke der Karte führten. Jig wusste nicht viel über Karten, aber er wusste, dass auf der anderen Seite dieser Tür nicht der Raum in der Mitte hätte sein dürfen.
»Wir können unmöglich so im Kreis gelaufen sein.« Darnak kaute auf dem Zipfel eines seiner geflochtenen schwarzen Bartstränge herum, während er die Karte in engen Kreisen umrundete und dabei fast mit Jig zusammengestoßen wäre. »Selbst wenn ich mich bei den Biegungen um vier oder fünf Grad vertan hätte. Das wäre ein echt niederträchtiger Trick, Fünfundachtzig-Grad-Biegungen statt ehrlicher rechter Winkel zu benutzen! Das muss ich mir merken, wenn ich wieder nach Hause komme; auf die Art könnte ich einen tückischen Irrgarten entwerfen. Aber wir haben doch noch nicht einmal diesen Abgrund ein zweites Mal überquert!
Und was ist überhaupt passiert, dass deine Magie so versagt hat?«, fragte er Ryslind herausfordernd. »Du wolltest uns doch zum Nekromanten bringen. Falls er nicht einer der winzigen Fische ist, die in der Säule da herumschwimmen, dann kann ich hier keinen Nekromanten sehen!«
»Wie ich schon zuvor gesagt habe, dieser Raum war für mich blockiert.« Ryslinds Augen waren Schlitze roten Lichts, als er die Wände prüfend betrachtete. »Ich dachte, es sei die Magie des Wassers, die meinen Spruch überwältigt hat, daher gebot ich meinen Kräften, diesen Raum zu ignorieren und mich zum Nekromanten zu führen.«
Darnak sah erneut auf seine Karte hinab. »Ah, zur Hölle!« Damit ergriff er sie, zerknüllte sie zu einem Ball und schleuderte sie in die Ecke. »Bekam sowieso Krämpfe in die Finger.«
»Ist das alles, was du mir anzubieten hast?« Barius warf theatralisch die Arme hoch. »Einhundertzweiunddreißig Jahre alt, Silas Erdemacher auf seiner Seite, und alles, was er tun kann, ist über Krämpfe in seinen Fingern klagen!«
Er wirbelte zu Ryslind herum. »Und was dich betrifft, mein Bruder, wo sind jetzt diese Kräfte, deren du dich
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