Die Goblins 01 - Die Goblins
glühten bei diesen Worten in einem dunkleren Rot; er sagte nichts.
»Komm, Zauberer! Finde mich, wenn du kannst! Ich bin hier, gerade außerhalb deiner Reichweite. Ich warte und lache.«
»Kannst du diesen Schurken finden?«, drängte Barius. Auf Ryslinds ärgerliches Nicken hin brauste er auf: »Warum zögerst du dann noch?«
Nicht – genau das will er doch! Jig wusste nicht, woher diese plötzliche Eingebung kam, und es war ohnehin zu spät. Ryslinds Finger streckten sich aus. Er drehte sich zu einer der Platten um, und Flammen schossen aus seinen Händen.
Jig duckte sich ängstlich und schaute weg, als orangefarbenes Licht den Raum erhellte. Schwarzer Rauch brannte in seiner Nase, und selbst von seinem Platz hinter der Säule aus konnte er die Hitze auf seiner Haut spüren. Wie Ryslind dieses Feuer berühren, es in seinen Händen halten und kontrollieren konnte, ging über seinen Verstand.
Die Flammen erstarben. Ryslinds Finger krümmten sich und streckten sich gleich darauf wieder aus, und diesmal schoss Wasser aus ihnen hervor, das augenblicklich gefror, als es die Wand berührte. Während der Zauberer immer mehr Wasser auf die vereiste Wand schleuderte, fielen Schneeflocken von seinen Händen.
Klecks hatte im Nacken seines Herrn Zuflucht gesucht, was diesen wünschen ließ, die Spinne fände ein feuerfesteres Versteck. Jig hatte schon früher Beweise von Ryslinds Fähigkeiten gesehen, doch diese Zurschaustellung von Macht übertraf alles bisher Gezeigte. Diese beiden Sprüche allein würden eine Goblinpatrouille auslöschen, bevor auch nur ein Einziger zur Waffe greifen könnte.
Eine dicke Schicht weißen Eises überzog die Marmorplatte; in ihr Zentrum schickte Ryslind einen zweiten Feuerstoß. Sobald die Flammen den Marmor berührten, peitschte ein lautes Knallen durch den Raum. Die Platte fiel in einem Dutzend dreieckiger Stücke zu Boden, die beim Aufprall zerbrachen. Hinter dem Vorhang aus Dampf und Rauch zog einer der toten Krieger sein Schwert und trat nach vorn.
Ryslinds Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen, und ein erneuter Feuerstoß verbrannte die Leiche. Sekunden später zeugte nur noch ein Häuflein Asche von ihrer Existenz.
»Vielleicht solltest du versuchen, etwas weniger heftig zu Werke zu gehen«, schlug Darnak nervös vor. »Besser etwas Energie in Reserve halten, nur für alle Fälle.«
Entweder hörte Ryslind den Zwerg nicht, oder aber es war ihm egal. Die Flammen, die die Leiche vernichtet hatten, bewegten sich zur nächsten Platte weiter.
Wie viele davon gab es? Jig zählte, so schnell er konnte. Achtundzwanzig Platten. Er verstand nicht viel von Magie, aber er bezweifelte, dass Ryslind diese Art von Zauber lange genug aufrechterhalten konnte, um sie alle zu zerstören. Darnak schien dasselbe zu denken, denn er zog an Ryslinds Robe und versuchte, ihn zum Aufhören zu bewegen.
Der Zauberer fegte ihn mit einer Handbewegung zur Seite; Darnak erstickte wütend die züngelnden Flammen an seinem Bart. Seine Hand griff zur Keule, und Jig beobachtete fasziniert, wie der Zwerg gegen den Drang ankämpfte, Ryslind bewusstlos zu schlagen. Jig war sich nicht sicher, ob das ihre Lage verbessern oder verschlechtern würde, doch letzten Endes entschied sich Darnak dagegen. Stattdessen umklammerte er sein Amulett und begann zu beten. Wahrscheinlich versucht er, Ryslind mehr Stärke zu verleihen, vermutete Jig.
Ryslind durchbrach zwei weitere Platten und zerstörte zwei weitere Kreaturen, bevor er schmerzgekrümmt zusammenbrach. Als Ryslind diesmal stürzte, stürzte Darnak auch. Während der Zwerg jedoch am Boden blieb und sich den Kopf mit den Händen hielt, war der Zauberer so schnell wieder auf den Beinen, wie er gefallen war.
»Ausgezeichnet!«, ließ sich der Nekromant vernehmen. Die restlichen Marmorplatten verschwanden, und zwei Dutzend tote Soldaten traten in den Raum. »Du erweist dich als stärker, als ich vermutet hatte, Zauberer.«
Jetzt, da die Platten nicht mehr da waren, erscholl die Stimme des Nekromanten nicht länger aus sämtlichen Richtungen. Sie hatte auch nichts mehr mit der tiefen, bedrohlichen Stimme gemein, die zuvor zu hören gewesen war.
Zu Jigs Linken stand, bewacht von zwei gut bewaffneten Leichen, ein Thron. Jig hatte vorher noch nie einen echten Thron gesehen, aber es konnte nichts anderes sein. Kein Gold und keine Edelsteine zierten diesen Stuhl. Er war aus einem einzigen Stück Stein gemeißelt und so schwarz, dass im Vergleich dazu sogar der
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