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Die Goblins 01 - Die Goblins

Titel: Die Goblins 01 - Die Goblins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Marmor hell wirkte. Er zog das Licht an und schluckte es. Seine Beine stellten Klauen dar; die Armlehnen liefen in kleinen Tierköpfen aus, die Jig wegen seiner schlechten Augen nicht identifizieren konnte. Die Rückenlehne des Throns reichte bis an die Decke des Alkovens, fast zehn Fuß hoch. Der Nekromant selbst saß im Schneidersitz auf purpurnen Samtkissen. In einer Hand hielt er einen langen Silberstab.
    Jig grinste; er konnte nicht anders. Nach all seiner Angst, all den Legenden und Liedern über den schrecklichen Nekromanten war das nicht die Gestalt, die ihn in seinen Albträumen verfolgt hatte. Zuerst einmal hatte Jig ihn sich, na ja, größer vorgestellt. Außerdem sollte ein Schwarzmagier keine großen, leichten und zarten Flügel haben. Und trugen Zauberer nicht Roben? Zugegeben, die weiten Hosen und die Weste waren beide schwarz, und seine unbedeckten Arme besaßen eine bleiche, totenähnliche Blässe, doch die Wirkung dessen wurde durch einen Wust leuchtend blauer Haare verdorben, die die ganze Erscheinung krönte.
    »Er ist bloß ein Elf!«, flüsterte Barius, wobei ein uncharakteristisches Grinsen um seine Lippen spielte.
    Das war die falsche Bemerkung. Der Nekromant erhob sich in seinem Stuhl zu voller Zweieinhalb-Fuß-Größe und richtete seinen Zauberstab auf den Prinzen. »Bloß ein Elf, was? Und wie kommt es, dass dieser bloße Elf die dunklen Künste gemeistert hat? Ich werde dir zeigen, was wahre Macht ist! Ich habe nämlich den alten Nekromanten getötet!«
    Er hüpfte herunter und lief auf Barras zu. Seine tote Leibgarde flankierte ihn, die Waffen in Händen. Barius wich zurück und nahm mit erhobenem Schwert eine Abwehrstellung ein, aber der Nekromant hielt ein paar Schritt außerhalb seiner Reichweite an.
    »Dies war sein Reich, doch ich habe es ihm weggenommen. Ich! Ganz allein! Die anderen sind alle gestorben, aber ich blieb lange genug am Leben, um einen Tanzspruch über ihn zu verhängen.« Er kicherte. »Er konnte nicht lang genug aufhören, um einen Zauberspruch zu sprechen, und so hatte ich Zeit, ihm ein Messer ins Auge zu stoßen. War eine Riesen-schweinerei! Überall klebriger Augenglibber! Echt widerlich.«
    »Ryslind, vernichte diese Nervensäge!«, forderte Barius seinen Bruder auf.
    »Vernichte ihn doch selbst, Bruder!«
    Jig erstarrte und wagte nicht einmal zu atmen. Ryslind sprach nicht länger mit zwei Stimmen, und die verbliebene Stimme war nicht seine ursprüngliche. Was immer mit dem Zauberer geschehen war, als er sich überanstrengt hatte – er war jetzt ebenso gefährlich wie der Nekromant. Jig hoffte, dass das auch die anderen begriffen, denn das Letzte, was er tun würde, war, einem der Magier selbst gegenüberzutreten.
    »Nehmt sie gefangen«, sagte der Nekromant und zeigte geistesabwesend mit seinem Zauberstab in Richtung der Abenteurer. Die übrigen Kreaturen traten aus ihren Alkoven hervor.
    Barius blickte hektisch um sich, als die Untoten von allen Seiten näher kamen. Sogar menschliche Arroganz hatte Grenzen. Darnak war ohne Bewusstsein, sein Bruder eine ebenso große Gefahr wie der Nekromant selbst – ihm blieb keine Wahl. Das Schwert entglitt seinen kraftlosen Fingern, und er hob die Hände zum Zeichen der Aufgabe. Zwei der Wesen packten ihn an den Armen und zwangen ihn auf die Knie. Andere taten dasselbe mit Riana und Jig. Sie ergriffen sogar Darnaks schlaffen Körper und hielten ihn in einer knienden Stellung.
    »Sehr gut!« Der Nekromant stolzierte vor sie. Er musste immer noch aufblicken, um ihnen ins Gesicht zu sehen. »Siehst du, Prinz, dein Bruder ist … nun ja, nicht ganz er selbst heute.« Er kicherte. »Wenn du brav bist, verrate ich dir vielleicht sogar, wer er ist.«
    »Was willst du?« Barius hörte sich müde und geschlagen an. Vielleicht war es der Realität letztendlich doch noch gelungen, sich einen Tunnel durch seinen Schädel zu graben und zu seinem Verstand vorzudringen, und der Prinz hatte erkannt, dass er sterben würde. Jig hätte ihm gern versichert, dass man sich nach einer Weile an den Gedanken gewöhnte, ließ es aber dann doch lieber bleiben.
    »Es geht nicht darum, was ich will. Es geht darum, was er will.« Der Nekromant nickte in Ryslinds Richtung. Dann lächelte er wieder affektiert. »Nun ja, niemand könnte es mir verübeln, wenn ich ein oder zwei behielte, um meine Spielzeugsoldaten zu ersetzen. Den Zwerg, denke ich. Er wird einen guten Krieger abgeben. Und noch einen anderen.« Er rieb sich scheinbar nachdenklich sein

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