Die Goblins 01 - Die Goblins
gerühmt hast? Wo ist deine jenseitige Weisheit, oh Großartiger? Ich war im Irrtum, an dir zu zweifeln. Wie groß muss deine Kunst sein, dass sie uns an genau den Punkt zurückgeführt hat, von dem wir aufgebrochen sind!«
»Was ist, wenn er Recht hat?«, gab Jig zu bedenken. Ihm kam der Raum viel kälter vor. Kälter und dunkler. »Was ist, wenn der Nekromant tatsächlich hier ist?«
»Lächerlich!« Barius winkte ab. »Er muss versteckt sein, in irgendeinem Tunnel, den zu erforschen wir vernachlässigt haben. Erst nachdem wir die Diener besiegt haben, werden wir des Herrn angesichtig werden. Welchen Sinn hätte es denn sonst überhaupt, Diener zu haben?«
Jig runzelte die Stirn. Das war eine gute Frage. Vielleicht war das auch ein guter Zeitpunkt, erneut um Hilfe zu bitten. Schattenstern, habe ich Recht? Warum sollte der Nekromant so mit uns spielen? Er blinzelte, als ihm ein Gedanke kam.
»Vielleicht …« Jetzt, wo er es aussprechen wollte, kam es ihm lächerlich vor. Aber es war zu spät: Alle warteten darauf, dass er seinen Satz beendete.
»Na ja, der Nekromant ist ja keine besonders nette Person, stimmts?« Barius verdrehte die Augen, und Jig sprach hastig weiter. »Vielleicht tut er das hier ja, nur um gemein zu sein. Er spielt mit uns wie mit Tieren, bevor er uns tötet. Vermutlich hat er nicht besonders viel Gesellschaft hier unten; wahrscheinlich fühlt er sich einsam.«
»Ein Meister der dunklen Künste – einsam?« Ryslind legte die Stirn in skeptische Falten.
Ist das die Antwort? Wenn sie es ist, dann bedeutet das, dass der Nekromant hier ist, uns in genau diesem Augenblick beim Streiten zusieht. Wahrscheinlich hat er sich ins Fäustchen gelacht, als wir gemerkt haben, dass wir wieder hier gelandet sind, als ob es der größte Witz der Welt sei. Aber von wo aus beobachtet er uns?
Jigs Eingeweide zogen sich zusammen, und Schweiß rann seinen Rücken hinab, als er sich umschaute. Der Raum war leer, wie beim ersten Mal. Nichts als das Wasser. Kein Fleck, wo man sich verstecken konnte. Selbst unter Anwendung von Zauberei wäre es schwierig, sich hier drin zu verbergen, so, wie das Licht von den Marmorplatten widergespiegelt wurde und jeden Winkel des Raums erhellte.
Die Platten. Jig machte große Augen. Wie die Platten in dem Gang, die verschwunden waren und die untoten Kreaturen freigesetzt hatten!
Riana saß nahe bei einer Wand, nagte an ihrem Brot herum und wirkte gelangweilt. Ryslind sah aus, als versuche er seine Kunst zu benutzen, um den Nekromanten zu finden, doch Barius unterbrach ihn in einem fort. Darnak hatte seine Karte wieder aufgehoben und geglättet und damit begonnen, ihren Weg darauf zurückzuverfolgen. Abgesehen von ein bisschen Kichern und ein paar in Falten gelegten Stirnen war Jigs Idee keine weitere Beachtung geschenkt worden. Was wusste ein Goblin schon von solchen Dingen? Aber er lag richtig. Er wusste es.
»Er ist hinter den Platten.«
Nur Riana hörte Jig. Sie riss die Augen auf, und aus ihren Wangen wich die Farbe. »Bist du sicher?«
Bevor er ihr antworten konnte, erscholl ein dröhnendes Gelächter von den Wänden. Ryslind hob die Hände, die Finger gebogen, bereit einen Spruch zu schleudern, doch er konnte kein Ziel finden. Barius’ Schwert zischte aus der Scheide, und Darnak packte seine Keule. Von Jigs Schulter kam der Gestank versengten Leders, als Klecks sein Sitzpolster mit acht kleinen Brandzeichen versah.
»Sehr gut, kleiner Goblin!« Die Stimme kam von jeder Stelle des Raums gleichzeitig. Nicht einmal Jigs Ohren konnten den Standpunkt des Sprechers ausfindig machen.
»Zeige dich, Nekromant«, sagte Barius ruhig. »Tritt uns ehrenhaft gegenüber, und stirb wie ein Mann!«
Sogar Darnak konnte sich bei diesen Worten ein gequältes Seufzen nicht verkneifen. Jig verstand nicht viel von Abenteuern oder Questen, doch selbst ihm war klar, dass ›Ehre‹ nicht zu den Wörtern zählte, die sich mit ›Nekromantie‹ vertrugen. Wenn Barius jedoch darauf bestand, den edlen Helden zu geben, hatte Jig keine Einwände. Des Prinzen Imponiergehabe rückte ihn ins Zentrum der Aufmerksamkeit, was er zweifelsohne beabsichtigte. Was ebenfalls bedeutete, dass er und nicht Jig das offensichtliche Ziel war.
»Ihr habt euch alle wacker geschlagen«, fuhr die Stimme fort. »Ich dachte, meine Krieger würden euch in jenem Tunnel den Garaus machen. Euer Zauberer besitzt jedoch mehr Macht, als ich erwartet hatte. Er ist zwar ein Narr, aber ein mächtiger.«
Ryslinds Augen
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