Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
Vom Netzwerk:
hat. >So<, sag ich drauf, >und jetzt brunzt in die Hosen, Kaiser.< Hättst sein Gesicht sehen sollen! >Niemals<, sagt er. >Seit wann verstehst du denn kein Spaß mehr<, sag ich, >wenn du es nicht tust, schneiden wir ihn dir ab. Dann kannst schaun.< >Ihr Hund!< hat er bloß noch gesagt.«
    »Da hat er recht«, bemerkte Urban und grinste kalt. »Und - wie ist es weitergegangen?«
    Schoos klappte seinen Krug auf und trank. Er setzte ihn wieder ab und wischte über seinen Schnauzbart.
    »>Was is, Kaiser?< frag ich ihn. >Geht nicht<, meint er. Die Weiber haben zu krähen angefangen, das hat ihn noch mehr gefuchst. Ich hab die Pistole auf ihn gehalten und hab dahin gezielt, wo es ihm am wenigsten gefallen hat. Und da, auf einmal, da läßt ers tatsächlich rinnen. Hättstn sehn sollen. Sein Kopf ist blau gewesen, gefiebert hat er, ich hab glaubt, es trifft ihn auf der Stell der Schlag.«
    »Ihr Hund«, wiederholte Urban anerkennend.
    »Wie er fertig ist, sag ich: >Kaiser, das Volk dankt. Aber eins hast leider vergessen. Ein Kaiser darf alles. Er darf eine Schlacht verlieren und Hunderttausend massakrieren lassen, er darf sein Reich ruinieren, er darf von zehn Weibern zwanzig Kinder haben, die tauft ihm der Papst sogar noch - bloß eines darf er nicht: sich zuschauen lassen, wie er in die Hosen brunzt. Nichts für ungut, Kaiser<, sag ich, >verstehst doch einen Spaß.< Er hat nichts mehr drauf gesagt.«
    »Dann wars aus«, stellte Urban fest.
    »So ziemlich«, bestätigte Schoos. »Seine Leut sind schon bei uns. Der Bierkugel und der Messer auch. Die Weiber sowieso.«
    »Gut, Schoos. Ausgezeichnet, kann ich da nur sagen.«
    Schoos hob grinsend den Finger. »Und das ganz ohne Gewalt, von ein paar Watschen abgesehen, gell?«
    Das Telephon klingelte. Urban hob ab.
    »Ja, die Ehr! Der Posch…!« Er stand auf. Während er zuhörte, zog eine süffige Freundlichkeit über sein Gesicht.
    »Posch, ich hab ja schon viele Komplimente gekriegt in meinem Leben«, sagte Urban geduldig, als spräche er zu einem unverständigen Kind, »aber daß ich aufs Hirn gefallen war, hat mir noch keiner gesagt. Was? - Ach so… Mir was auf den Kopf… Geh zu, Posch… meinetwegen - sind wir wieder per Sie, Herr Posch. Wenns weiters nichts ist. Gehns zu, Herr Posch. Jetzt bleiben wir doch vernünftig.« Wieder hörte er gelassen zu und setzte sich auf die Kante des Schreibtisches.

»Posch, ah, tschuldigens, Herr Posch - ich glaub, das tat nicht gut ausgehen. … Warum? Nun, es könnt dann ja zum Beispiel aufkommen, daß es da immer wieder eine erhebliche Differenz gegeben hat zwischen der Summen, die Sie bei der Heimwehrleitung angefordert haben und jenen, die… Wie? Das könnt keiner beweisen? Sie haben doch ein so schönes Häusl gebaut, unten, in St. Johann, hab ich mir sagen lassen, und abgezahlt soll es auch schon sein, und zwar in einem Tempo, das man einem einfachen Offizier nicht unbedingt zutraut … Woher ich das weiß? Posch, Sie können aber auch fragen… Von mir aus. Tuns, was Sie nicht lassen können. Ich sag bloß: Es könnt schlecht ausgehen… Na, jetzt beruhigens sich! Denkens doch an Ihre Gesundheit! Sie sind doch ein Stratege, sagens immer. Sehen Sies wie im Krieg. Da verliert man auch einmal eine Schlacht. Und vergessens nie: Es bin nicht ich gewesen, der angfangen hat, gell? … Was? Ich hätt Sie mit meinen unverschämten Forderungen erst dazu gebracht? Aber, Posch, wir haben doch ein ganz normales Verkaufsgespräch …«
    Der Anrufer hatte aufgelegt.
    »Der Andreas-Hofer-Ersatz?« wollte Schoos wissen.
    »Der Posch, ja. Er ist komplett auseinander. Sie haben ihm das daheim nicht abgenommen.«
    »Sag bloß«, Schoos begann zu kichern, »sag bloß, daß er was zurück möchte! Ist der komplett narrisch geworden?«
    »Magst recht haben.« Urban blieb ernst.
    »Fritz, du wirst doch wegen dem nicht in die Hosen scheißen?«
    Urbans sah kurz böse auf. »Ich?«
    »Was sagt er denn?«
    Urban stand auf und ging zum Fenster. Er schob den Vorhang zur Seite und sah gedankenvoll auf die Straße. »Er hätt nichts mehr zu verlieren, sagt er, und würde alles dem Dandl sagen.« Er setzte sich wieder.
    »Dem - wer?«
    Urban betastete sein Bärtchen.
    »Kommerzienrat Dandl von Regensburg«, erklärte er ungeduldig, »führender Volksparteiler, gleichzeitig Koordinator aller vaterländischen Verbände, das heißt, derjenigen, die noch übriggeblieben sind.«
    »Ja, und? Was kümmert dich der?«
    »Der könnt durchaus lästig werden und eine

Weitere Kostenlose Bücher