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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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Stunden dauert. Wenns drunter kommen, gibts anteiliges Honorar. Spesen müssen angemeldet sein. Der erste Bericht in diesem Fall in fünf Tagen. Wenns sich zu dumm angestellt haben, keine oder eine verkehrte Information bringen, gibts gar nichts. Überhaupt wird erst zum Schluß ausgezahlt. Ich hab nämlich nichts zum verschenken. Was ist? Tun Sie es?«
    Kajetan nickte, ohne zu zögern. Das Honorar war nicht hoch, aber er hatte in den vergangenen Monaten schon für weniger Geld arbeiten müssen.
    »Ich brauch den Namen, die Adresse von ihm und seinem Gspusi. Und sollt natürlich wissen, wie er ausschaut.«
    Fleischhauer beugte sich über den Brief. »Nehmens den Zettel da. Schreibens mit: von Seeberg, Henning, Friedrichstraße drei. Haben Sie es? Und hier ist ein Portrait-Photo.«
    Kajetan beugte sich vor und nahm das Bild in die Hand: ein Bursche in der lächerlichen und geckenhaft eng geschnittenen Uniform einer schlagenden Verbindung. Stark retuschiert, harmloses junges Gesicht. Eine angestrengt männliche Pose.
    »Von ihr hab ich natürlich keine Adreß, die müssen Sie rausfinden. Dann noch was: Der Filius hat sich bis heut bei einer Tant in Heidelberg aufgehalten und wird heut abend mit dem Zug ankommen. Da könnens ihn gleich abpassen.«
    Kajetan nickte und steckte Zettel und Photographie ein.
    »Und noch was - Sie müssen nah an ihn rankommen. Lassen Sie sich aber nicht erwischen, schon gar nicht vorzeitig. Der alte Herr möchte einen umfassenden Bericht über die Aventuren seines Stammhalters und hat versprochen, daß er mir weitere Aufträge zukommen läßt, wenn die Sach zu seiner Zufriedenheit ausgeht.«
    »Wann ist er zufrieden?«
    »Da scheint er ganz zerrissen zu sein. Einerseits natürlich dann, wenn sich sein Sohn an die Abmachung hält. Andererseits auch, wenn er recht hat und sich sein Verdacht bestätigt. Aber das kann Ihnen erst einmal wurscht sein. Es wird rauskommen, was rauskommt. Zu aller Not, hat der Alte gesagt, zu aller Not wäre eine Abfindung denkbar.«
    »Wann ist es not?«
    »Wenn, sagen wir, die Schneidermamsell bereits dabeisein sollte, etwas an Gewicht zuzunehmen.«
    Das Telephon schrillte. Der Detektiv hob ab. Seine Brauen hoben sich unwillig.
    »Du schon wieder«, raunzte er. »Wart.« Er legte den Hörer auf den Tisch, erhob sich, schlug Kajetan auf die Schulter, ging zur Tür und drückte die Klinke hinunter.
    »Raus jetzt«, brummte er.
     
     
    Kajetan verließ die Trambahn und bog in die Winterstraße ein. Das Haus in Untergiesing, in dem Emil Teobalt wohnte, war noch nicht alt, machte aber dennoch einen bereits verkommenen Eindruck. Das Schloß des Hoftors war ausgebrochen. Kajetan schob es auf, überquerte den Hinterhof und betrat das Rückgebäude. Er klopfte an eine Tür des Erdgeschosses. Niemand forderte ihn auf einzutreten. Er drückte die Klinke; die Tür war offen. Als Kajetan die kleine Kammer betrat, erschrak er. »Emil…«, flüsterte er.
    Emil Teobalts Augen waren geschlossen, sein unrasiertes, kreidiges Gesicht war eingefallen. Die Brust des Kranken hob sich nur unmerklich auf der Bettstatt. Kajetan rief erneut Emils Namen und rüttelte vorsichtig an dessen Schulter.
    Der Kranke öffnete die Augen. Nach einer Weile bewegte er die Lippen.
    »Du…?«
    Kajetan fluchte besorgt. »Emil, was hast denn?«
    Teobalt versuchte ein Lächeln. Seine Stimme war ohne Kraft. »Was wohl… es hat mich… ein bisserl… erwischt…«
    »So kommts mir auch vor! Was ist denn geschehen! Wo fehlts dir überhaupt?«
    »Nichts ist… geschehen… Auf einmal… ists nimmer gegangen.«
    »Wie lang liegst du denn schon da?«
    Emil antwortete nicht. Kajetan sah fassungslos um sich. Auf dem Tisch stand ein verschmutzter Teller, daneben ein Löffel, auf dem sich bereits Schimmel gebildet hatte. Der Raum stank nach Moder, erkaltetem Schweiß und Fäkalien.
    »Wann hast du denn das letzte Mal was gegessen?«
    Emils Augen hatten sich wieder geschlossen.
    »Sag! Du brauchst doch was zum Essen! Was Warmes!«
    »Mich… hungerts ned, Paul.«
    »Red keinen Krampf, Emil. Ich geh auf der Stell rüber in die Wirtschaft und hol dir eine Schale Suppe.« Emil gab keine Antwort.
    Wenig später saß Kajetan wieder am Bett des Kranken. Er hatte ihn etwas aufgerichtet und flößte ihm eine warme Suppe ein. Emils Lippen zitterten. Nach einer Weile schien er wieder etwas zu Kräften gekommen zu sein.
    »Jetzt sag, was dir fehlt, Emil! Was ist passiert?«
    Stockend erzählte Emil, daß er, nachdem er keine

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