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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Müller Hale
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der Raumnot bedingt. Daß jede Raumerweiterung nur durch Brechen von Widerstand und unter Risiko vor sich gehen könne, habe die Geschichte aller Zeiten   – Römisches Weltreich, Englisches Empire   – bewiesen. Weder früher noch heute habe es herrenlosen Raum gegeben, der Angreifer stoße stets auf den Besitzer.
Die deutsche Politik habe mit den beiden Haßgegnern England und Frankreich zu rechnen, denen ein starker deutscher Koloß inmitten Europas ein Dorn im Auge sei.
Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt geben und dieser könne niemals risikolos sein.
Nach einem Zeitpunkt 1943–1945 sei nur noch eine Veränderung zu unseren Ungunsten zu erwarten. Die Aufrüstung der Armee, Kriegsmarine, Luftwaffe sowie die Bildung des Offizierskorps seien annähernd beendet. Die materielle Ausstattung und Bewaffnung seien modern, bei weiterem Zuwarten läge die Gefahr ihrer Veraltung vor. Wie die Lage in den Jahren 1943–45 tatsächlich sein würde, wisse heute niemand. Sicher sei nur, daß wir nicht länger warten können. Es sei sein unabänderlicher Entschluß, spätestens 1943–45 die deutsche Raumfrage zu lösen.
Zur Verbesserung unserer militär-politischen Lage müsse in jedem Fall einer kriegerischen Verwicklung unser erstes Ziel sein, die Tschechei und gleichzeitig Österreich niederzuwerfen, um die Flankenbedrohung eines etwaigen Vorgehens nach Westen auszuschalten.
Die Angliederung der beiden Staaten an Deutschland bedeute militär-politisch eine wesentliche Entlastung infolge kürzerer, besserer Grenzziehung, Freiwerdens von Streitkräften für andere Zwecke und der Möglichkeit der Neuaufstellung von Truppen bis in Höhe von etwa 12 Divisionen.
Der Führer wolle unter Ausnutzung einer sich bietenden günstigen Gelegenheit den Feldzug gegen die Tschechei beginnen und durchführen, wobei der Überfall auf die Tschechei ›blitzartig schnell‹ erfolgen müsse.
    Clarson wischte sich über die Stirn. Mit ans Groteske grenzender Offenheit war hier ausgesprochen und dokumentiert, dass die Zerschlagung der Tschechoslowakei bloß Teil einer Gesamtstrategie war, bloß Vorspiel für den Angriffskrieg gegen die Demokratien des Westens.
    Nicht ein Wort hatte Hitler über das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen verloren oder über seine Mission, unterdrückte deutsche Volksgenossen heim ins Reich zu holen   – jene Propagandamäntelchen, mit denen er seine Ansprüche in der Öffentlichkeit zu bedecken pflegte. Seine Phrasen vom Lebensraum, die er als junger Agitator in einem Buch niedergeschrieben hatte, das sich wie ein Gruselroman las, waren keine Fantasie geblieben. Er hatte sie im Gegenteil zum Zentrum der politischen und militärischen Planungen des Reiches gemacht.
    Clarson schlug die letzte Seite des Dokuments auf. Hier waren Bedenken und Vorbehalte festgehalten, die die Herren Fritsch, von Blomberg und von Neurath im Anschluss an Hitlers Ausführungen geäußert hatten. Alle drei waren nur wenige Monate danach aus ihren Ämtern entfernt worden.
    Am Fuß der Seite hatten von Blomberg und Hitler unterschrieben, gleich neben dem Siegelstempel, den man auf sämtliche Seiten des Protokolls gedrückt hatte.
    Göring ignorierte das dumpfe Schellen, mit dem sich sein Diensttelefon meldete, zunächst. »Sie sehen, der Führer setzt sein Programm genau nach Plan um, im letzten Jahr Österreich, jetzt die Tschechoslowakei. Wenn Chamberlain weiter dem Krieg ausweicht, dann fällt er damit bloß auf Hitlers Spiel herein«, erklärte er, klappte die lederne Unterschriftenmappe zu, auf der das Dokument gelegen hatte und begrub es so zwischen ihren Seiten.
    Von Göring selbst war kein Wort der Gegenrede protokolliert, offenbar hatte er die Absichten Hitlers widerspruchslos abgenickt. Es war daher kaum überraschend, dass er diesen Teil des Dokuments Clarsons Einblick rasch wieder entzogen sehen wollte.
    »Was?   … Ja, kann reinkommen«, bellte Göring, nachdem er den Hörer schließlich doch abgenommen hatte, bevor er sich zurück an Clarson wandte. »Ich befreie die Westmächte von einer Bedrohung ihrer Existenz, bewahre sie vor einem verheerenden Krieg. Was glauben die Herren in Westminster denn, was meine Luftwaffe mit Städten wie London oder Paris machen würde?«
    Eine der hohen Flügeltüren öffnete sich und Major Binnewies trat ein. Er schloss die Tür hinter sich und nahm mit der Hand an der Mütze Haltung an. »Herr Generalfeldmarschall, melde gehorsamst, die Sondereinheit ist im Hof

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