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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Laune sich weiter verschlechterte, dachte Maara schnell an etwas anderes. Schließlich war noch nicht alles verloren: Bald würden sie die Insel erreichen. Es bestand immer noch die leise Hoffnung, dass Maara dort ihren Vater fand, falls dieser den Schiffbruch wider Erwarten überlebt hatte. Und wenn nicht, könnte sie zumindest an ihren Feinden Rache nehmen. Innerhalb weniger Tage waren die Erben zweimal von einer Mörderbande angegriffen worden. Was zu viel war, war zu viel! In dieser Nacht würde Maara den Spieß umdrehen: Diesmal würde sie über die Männer mit dem rätselhaften Zeichen auf der Stirn herfallen.
    Dieser Gedanke half Maara, sich in Geduld zu fassen. Obwohl die Überquerung des Meeresarms für ihren Geschmack viel zu lange dauerte, hatte sie nun wieder ein Ziel vor Augen.
    Kurz darauf rief ihnen Damián vom anderen Boot aus zu, dass es an der Zeit war, nach der Insel Ausschau zu halten. Angestrengt starrte Maara in die Finsternis, weil sie Ji unbedingt als Erste entdecken wollte, doch leider wurde ihr diese Ehre nicht zuteil. Fast gleichzeitig machten Souanne und Guederic die anderen auf den schwarzen Umriss aufmerksam. Enttäuscht stierte Maara weiterhin in die Dunkelheit und erblickte schließlich ihrerseits die Landmasse, die sich aus den schwarzen Fluten erhob.
    Der Anblick war eher ernüchternd. Sie hatte schon so viel von Ji gehört, dass Maara eine sehr romantische Vorstellung von der Insel hatte: Sie hatte sich einen unbezwingbaren Berg ausgemalt, der düster aus den tosenden Wellen ragte. In Wirklichkeit erinnerte die Insel eher an einen umgedrehten Suppenteller.
    In der Dunkelheit war die Größe der Insel nur schwer zu erkennen, aber laut Zejabel konnte man sie in weniger als einem Tag zu Fuß umrunden. Auch wenn das nicht besonders groß war, reichte es, um das Geheimnis der Pforte ins Jal zu wahren: Niemand würde zufällig auf die unterirdische Grotte stoßen, in der sich die Pforte befand. Andererseits war die Insel zu klein für eine Besiedlung, zumal der Boden so felsig war, dass man nichts anpflanzen konnte. Amanóns Tagebuch zufolge waren die einzigen Menschen, die je auf der Insel gewohnt hatten, die alten Etheker – eben jenes Volk, das die Pforte in die Steinwände der Grotte gehauen hatte. Seit dem Verschwinden der Etheker hatten nur Schmuggler auf der Suche nach einem Versteck und mehrere Generationen von Erben die Insel betreten – und ihre Feinde.
    Das Ufer war noch ein ganzes Stück entfernt. Mit jeder Dezille beschleunigte sich Maaras Herzschlag ein wenig mehr. Sie sehnte sich so sehr danach, am Strand ein Feuer flackern zu sehen! Das hieße immerhin, dass zumindest einige ihrer Eltern den Schiffbruch überlebt und sich auf die Insel gerettet hatten. Doch Ji ragte stumm und finster aus dem Wasser.
    Vielleicht verbarg sich ihr Vater ja auch zwischen den Felsen, weil er sich vor möglichen Feinden verstecken wollte. Vielleicht lauerte er sogar gleich dort drüben, hinter dem ersten Felsvorsprung, fast schon in Rufweite!
    Fieberhaft ergriff Maara eines der Ruder, das nutzlos auf dem Boden des Boots lag, und tauchte es tief ins Wasser. Noch konnte sie den Grund nicht berühren. Verärgert verzog sie das Gesicht, nur um gleich darauf einen weiteren Versuch zu unternehmen. Beim vierten Mal schabte das hölzerne Ruderblatt endlich über Sand und Kiesel. Maara machte weiter, bis das Ruder nur noch zur Hälfte aus dem Wasser ragte. Dann beschloss sie, nicht länger zu warten: Sie schwang ein Bein über Bord und ließ sich in die Wellen gleiten.
    Maara wollte die Insel unbedingt vor den anderen betreten. Immerhin hatte sie jetzt schon einmal Grund unter den Füßen, auch wenn sie anschließend Zeit verlor, weil sie sich durch die eiskalten Wellen pflügen musste, während die Boote näher an den Strand heranglitten. Aber das war ihr egal: Jetzt, wo sie endlich wieder festen Boden spürte, kehrten auch ihre Zuversicht und Tatkraft zurück.
    Während die anderen vorsichtig aus den Booten stiegen, holte Maara sie ein und marschierte entschlossen an ihnen vorbei. Die Wallattenprinzessin baute sich mitten am Strand auf und stemmte die Arme in die Hüften, als hätte sie ein neues Land erobert. Und nichts anderes hatte sie vor: Sie würde die Insel in Besitz nehmen – gleich nachdem sie ihre Feinde vernichtet hätte.
    Am liebsten wäre Maara sofort losgestürmt, um die Insel zu erkunden, aber sie wusste ihre Ungeduld zu zügeln. Während ihre Gefährten die Boote an Land zogen, sah

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